Wissenschaftlicher Überblick - Wissenschaftliche Datenlage zu neurodegenerativen Erkrankungen
Neurodegenerative Erkrankungen
Neurodegenerative Erkrankungen sind Erkrankungen des Nervensystems, die auf dem fortschreitenden Verlust von Nervenzellen (vor allem im Gehirn) beruhen. Den größten Anteil machen dabei die Demenzerkrankungen in Form der Alzheimer-Krankheit mit 60-70 % der Fälle aus, dicht gefolgt von Parkinson.
Demenzerkrankungen
Demenz ist ein Überbegriff für Erkrankungen, bei denen das Gedächtnis, das Denkvermögen, später auch die Sprache und die ganze Persönlichkeit verloren gehen. Die Erkrankung ist weltweit auf dem Vormarsch, jedoch kein unausweichliches Schicksal. Lebensstilfaktoren wie Bewegung, Nichtrauchen, soziale Kontakte und eine mediterrane Ernährung können dazu beitragen, das Demenzrisiko zu verringern.1
Entgegen den allgemeinen Erwartungen kann sich auch ein leichter bis mäßiger Konsum alkoholischer Getränke – auch hinsichtlich der geistigen Leistungsfähigkeit - als sinnvoll erweisen. So ist einer aktuellen Studie zufolge sowohl das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen als auch für Demenz im Vergleich zur Abstinenz leicht, aber signifikant verringert (um 3% bzw. 8%). Ersteres ist bis zu einer Menge von 30,5 g Alkohol täglich (ca. 300 ml Wein) zu beobachten und letzteres bis zu einer Menge von 17,5 g Alkohol täglich (ca. 175 ml Wein).1,2 Weitere Studien bestätigen, dass ein maßvoller Genuss (aber nur der) mit einem geringeren Risiko einhergeht, an einer Demenz zu erkranken oder zu sterben. Allerdings profitierten hier anscheinend nur diejenigen, die eingangs gesund waren und nicht bereits unter kognitiven Einschränkungen litten.1
Bei einem Vergleich verschiedener alkoholischer Getränke stellte sich darüber hinaus der Weingenuss als besonders vorteilhaft heraus. Einer Meta-Analyse zufolge ist das relative Risiko gegenüber Abstinenz bzw. dem Verzehr anderer Getränke um rund 40% signifikant verringert. 1
Eine mögliche Erklärung für das verminderte Demenzrisiko liefert eine Studie an Mäusen. Ein gut funktionierendes lymphatisches System, das über geringe Ethanolmengen angeregt wird, könnte für die Entgiftung des Gehirns und damit den Schutz vor Alzheimer und anderen Demenzen verantwortlich sein.1
Alzheimer-Demenz
Die bekannteste und häufigste demenzielle Erkrankung ist die Alzheimer-Demenz. Eines ihrer markantesten Merkmale ist die Bildung und Ansammlung von sogenannten amyloiden Plaques im Gehirn (schädlichen Eiweiß-Ablagerungen). In Tierversuchen konnten Weinphenole (u.a. Resveratrol) die Bildung dieser Plaques verhindern. Dieser Wirkmechanismus ist nun allerdings noch beim Menschen nachzuweisen. Diskutiert wird in dem Zusammenhang auch die verbesserte Gefäßfunktion und durchblutungsfördernde Funktion des Alkohols.
Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Bislang waren die Studienergebnisse über einen Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum und dem Parkinson-Risiko widersprüchlich. Eine chinesische Meta-Analyse hat jedoch für Klarheit gesorgt: Der Genuss alkoholischer Getränke ging – im Vergleich zu Abstinenz bei Studienbeginn – mit einem signifikant um 19% verringerten Parkinson-Risiko einher. Das geringste relative Risiko zeigte sich zwischen 26 und 36 g Alkohol täglich, was in etwa einem viertel bis einem drittel Liter Wein entspricht.3
Auch wenn Abstinente nicht zum Konsum alkoholischer Getränke aufgefordert werden dürfen (da die Studien nicht zwischen lebenslanger und Abstinenz bei Studieneintritt unterschieden), wird deutlich: Ein moderater Konsum alkoholischer Getränke stellt keinen Risikofaktor für Parkinson dar.3
(1) Quellen: Risiko für Demenzerkrankungen
Zarezadeh M et al.
Ageing Res Rev 2024
Koch M et al.
JAMA Netw Open 2019
Rehm J et al.
Alzheimers Res Ther 2019
Schwarzinger M et al. Lancet 2018 und
Lundgaard I et al. Sci Rep 2018
Xu W et al.
Eur J Epidemiol 2017
Weyerer S et al.
Age and Ageing 2011
Mukamal KJ et al.
JAMA 2003
Ruitenberg A et al.
Lancet 2002
Orgogozo JM et al.
Rev Neurol 1997
(2) Quellen: Geistige Leistungsfähigkeit
Zarezadeh M et al.
Ageing Res Rev 2024
Topiwala A et al.
BMJ 2017
Neafsey EJ et al.
Neuropsychiatr Dis Treat 2011
Peters R et al.
Age Ageing 2008 und
Arntzen KA et al.
Acta Neurol Scand 2010
Galanis DJ et al.
Am J Pub Health 2000
(3) Quellen: Risiko für Parkinson-Krankheit
Shao C et al.
Front Nutr 2021