Sollte Wein aus der mediterranen Ernährung verbannt werden?

Auch wenn diese Frage provokant klingt: Eine Besonderheit der gesunden Mittelmeerküche ist manchen Forschern ein Dorn im Auge: der moderate Weinkonsum. Um den endlosen Diskussionen um das Für und Wider ein Ende zu setzen, soll es nun endlich eine große Interventionsstudie zu diesem Thema geben. Ihre Methodik verspricht eindeutige Antworten.

Sollte Wein aus der mediterranen Ernährung verbannt werden?
Interventionsstudien genießen einen guten Ruf. Denn anders als beobachtende (epidemiologische) Studien, verändern sie gezielt und nach vorher festgelegten Methoden etwas – zum Beispiel den Weinkonsum bei einem Teil der Probanden. Zeigen diese am Ende der Studie eine bessere Gesundheit oder eine längere Lebenserwartung, dann liegt eine belastbare Evidenz dafür vor, dass dies tatsächlich am veränderten Konsum gelegen hat. Diese Aussagekraft haben Beobachtungsstudien nicht, sie weisen jedoch in genau diese Richtung.

Mediterranes Essen und Trinken
Dass die Mittelmeerküche zu den gesündesten der Welt zählt, ist unbestritten. Ihr präventives Potenzial konnte in vielen Studien gezeigt werden, sowohl in epidemiologischen als auch in Interventionsstudien. Für ihre Erforschung wurden diverse Skalen entwickelt. Mit ihrer Hilfe lässt sich einschätzen, wie sehr Studienteilnehmer nach mediterranen Prinzipien essen und trinken. Aus den Beobachtungsstudien weiß man auch, dass ein moderater Weinkonsum, bevorzugt zu einer Mahlzeit genossen, nicht nur charakteristisch für die mediterrane Lebensweise ist, sondern auch mit ihren gesundheitlichen Vorteilen korreliert: Würde man den Wein ausschließen, müsste danach mit Verlusten an positiven Effekten im Bereich von 12 bis 24 % gerechnet werden.

Dennoch gibt es seit Jahren Kritik an der Empfehlung alkoholischer Getränke im Rahmen gesunder Essmuster. Die ließe sich leichter widerlegen, gäbe es große Interventionsstudien, in denen Abstinenz direkt mit mediterranen Trinkmustern verglichen werden könnte. Ein spanisches Forscherteam von der Universität von Navarra hat jetzt genau so eine Studie initiiert und konnte dafür sogar eine Finanzierung mit öffentlichen Mitteln des European Research Council erlangen.

Klare Antworten erwartet
Der Startschuss für die UNATI-Studie (University of Navarra Alumni Trialist Initiative, ein Netzwerk aus rund 500 Ärzten) fällt im Juni 2024. Sie wird die größte ihrer Art werden, denn es sollen mindestens 10.000 Männer und Frauen rekrutiert werden, die nach dem Zufallsprinzip für die folgenden vier Jahre entweder abstinent leben oder ein mediterranes Trinkmuster pflegen werden. Das bedeutet, vorzugsweise (Rot-)Wein zu trinken, und zwar zu den Mahlzeiten und über die Woche verteilt. Es bedeutet auch, auf „Trinkgelage“, also größere Mengen alkoholischer Getränke zu einer Gelegenheit, zu verzichten. Die als moderat eingestufte Menge liegt bei maximal einem Glas Wein (à 150 ml) täglich für Frauen und bei maximal zwei Gläsern für die Männer.

Von diesem gezielten Vergleich versprechen sich die Initiatoren klare Antworten, unter anderem auf die Frage, ob der Wein ein wesentlicher Bestandteil mediterraner Ernährungsempfehlungen bleiben sollte. Denn zumindest für die 50- bis 75-Jährigen, die Altersgruppe, die am meisten von einem vernünftigen Konsummuster profitieren dürfte, sollte nach der Studie klar zutage getreten sein, wie sich ein mediterraner Weingenuss im Gegensatz zur Abstinenz auf die Lebenserwartung und auf diverse, alkoholassoziierte Krankheitsrisiken auswirkt. Und da es sich bei UNATI um eine Interventionsstudie handelt, dürfen aus ihren Ergebnissen auch Ursache-Wirkungs-Beziehungen und Empfehlungen abgeleitet werden. Wir dürfen auf die Ergebnisse gespannt sein.

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Quelle: Martínez-González, M Hernández Hernández, A: Effect of the Mediterranean diet in cardiovascular prevention. Revista Española de Cardiología 2024, doi: 10.1016/j.rec.2024.01.006 und Martínez-González, MA: Should we remove wine from the Mediterranean diet?: A narrative review. American Journal of Clinical Nutrition 2023, doi: 10.1016/J.ajcnut.2023.12.020

 

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Neues aus der Wissenschaft mediterrane Ernährung Trinkmuster

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