Die gesundheitlichen Auswirkungen des Konsums alkoholischer Getränke lassen sich nicht allein an der Trinkmenge festmachen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Auswertung aus Großbritannien, die erstmals untersucht hat, wie das zusätzliche Einbeziehen von Trinkmustern die Sterberisiken beeinflusst - und die zeigt, wer besonders von vorteilhaften Konsumgewohnheiten profitiert.
Trinkmuster wichtiger als Trinkmenge
Zunächst: Es geht hier nicht um exzessive Trinkmengen, die unstrittig die Lebenserwartung verkürzen. Vielmehr geht es um den Bereich des moderaten Konsums, der in einigen, jedoch nicht in allen Studien zuvor mit verringerten Sterberisiken assoziiert war. Dabei standen jedoch vor allem die Trinkmengen im Mittelpunkt. Andererseits fanden Wissenschaftler verringerte Krankheits- und Sterberisiken, wenn die Art der Getränke, die Häufigkeit und Anlass des Konsums (im Rahmen einer Mahlzeit) berücksichtigt wurde. Die Getränkeart wird in der aktuellen britischen Studie nicht besprochen. Sie analysierte jedoch erstmals, wie sich die Einbeziehung von Trinkmustern auf die Korrelation zwischen der Konsummenge und den Sterberisiken von gut 300.000 Teilnehmern der britischen UK Biobank Studie auswirkte.
Große Datenbasis, breiter Konsumbereich
Aus dem großen Datensatz dieser rund neun Jahre laufenden Beobachtungsstudie, die in 22 Studienzentren rund eine halbe Million Erwachsene zwischen 37 und 73 Jahren rekrutiert hatte, wählten die Forscher nur jene aus, die angaben, alkoholische Getränke zu konsumieren. Außerdem mussten die Probanden zu Studienbeginn frei von Herz- und Gefäßkrankheiten sowie Krebs sein. Anhand von Befragungen ermittelte man den Konsum alkoholischer Getränke und errechnete daraus, wieviel Gramm Alkohol pro Woche aufgenommen werden. Die Mengen lagen zwischen 6,4 und 518,4 Gramm wöchentlich und bilden damit ein sehr breites Konsumspektrum ab.
Zusätzlich hatte man erfragt, ob der Konsum regelmäßig erfolgt und ob zu einer Mahlzeit getrunken wird oder nicht. Aus diesen Angaben bildeten die Wissenschaftler eine Skala für vorteilhafte Konsumgewohnheiten (Drinking Habit Score, DHS), auf der maximal zwei Punkte erreicht werden konnten: je einen Punkt für regelmäßigen Konsum (mindestens dreimal pro Woche) und für den Konsum im Rahmen einer Mahlzeit. Anhand der Daten der im Studienverlauf gut 8.600 Verstorbenen konnten die Forscher also nicht nur die Zusammenhänge zwischen der Sterblichkeit und den wöchentlich konsumierten Alkoholmengen berechnen. Sie konnten auch untersuchen, ob und wie sich die Einbeziehung günstiger Trinkmuster auf die Sterberisiken auswirkt.
Von linearen Zusammenhängen zu J- und U-förmigen Kurven
Die Einflüsse günstiger Trinkmuster erwiesen sich als erheblich:
- Wenn die alkoholischen Getränke zu einer Mahlzeit konsumiert wurden, sank nicht nur die Sterblichkeit an Herz- und Gefäßkrankheiten, Krebs und durch andere Ursachen signifikant, sondern auch die Gesamtsterblichkeit.
- Wurden nur die Trinkmengen berücksichtigt, war die Gesamtsterblichkeit ab einem Median von 400 g Alkohol wöchentlich signifikant erhöht. Bei günstigen Trinkmustern – regelmäßiger Konsum zu einer Mahlzeit – fand sich jedoch eine U-förmige Beziehung mit verringertem Sterberisiko bei 100 bis 300 g wöchentlich und ohne erhöhtes Risiko bis 400 g wöchentlich.
- Bei Herz- und Gefäßkrankheiten als Todesursache wurde aus der bekannten U-förmigen Kurve mit signifikant erniedrigter Sterbewahrscheinlichkeit zwischen 100 und 200 g Alkohol/Woche und ohne erhöhte Risiken bis 400 g wöchentlich eine liegende J-Kurve, mit sinkender Sterbewahrscheinlichkeit unabhängig von der Alkoholmenge (bis 400 g/Woche).
- Auch die Krebssterblichkeit wird durch günstige Trinkmuster beeinflusst: Hier wurde aus einer linear ansteigenden Assoziation mit signifikant erhöhter Sterbewahrscheinlichkeit ab 200 g Alkohol/Woche eine U-förmige Kurve ohne erhöhte Sterberisiken bis 300 g Alkohol/Woche.
Konsumgewohnheiten entscheiden über Effekte
Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, dürfen aus dieser Arbeit keine Ursache-Wirkungs-Beziehungen abgeleitet werden. Dennoch sind ihre Erkenntnisse wertvoll für die Kommunikation verantwortungsbewusster Trinkgewohnheiten: Es kommt nicht nur auf die Menge an, auch die Konsumgewohnheiten (und die Art des Getränkes) entscheiden über die gesundheitlichen Effekte.
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Quelle: Ma, H et al.: Alcohol Consumption Levels as Compared With Drinking Habits in Predicting All-Cause Mortality and Cause-Specific Mortality in Current Drinkers. Mayo Clinic Proceedings 2021;96:1758-1769