Die in vielen Studien beobachteten und in Meta-Analysen bestätigten Korrelationen zwischen einem moderaten Konsum alkoholischer Getränke und verringerten Krankheits- und Sterberisiken werden immer wieder hinterfragt, so auch von den Autoren der aktuellen Studie. Sie wollten es nun ganz genau wissen und untersuchten die Zusammenhänge erneut. Was dabei herauskam, dürfte Wein- und Sektliebhaber freuen.
Wein, Sekt und Co: Getränkeart entscheidend
Wenn es um die gesundheitlichen Auswirkungen des Konsums alkoholischer Getränke geht, sind sich alle in einem einig: Ein (zu) hoher Konsum ist schädlich und mitunter fatal. Doch auch wenn es um die Einflüsse des leichten bis moderaten Konsums geht, gibt es trotz der recht guten Datenlage immer wieder Diskussionen: Etwa darüber, ob die gefundenen günstigen Auswirkungen auf die Herz- und Gefäßgesundheit oder auch auf die Sterblichkeit, „echt“ sind oder ein Artefakt, bedingt durch das jeweilige Studiendesign. Über die richtige Vergleichsgruppe wird ebenso gerne gestritten. Das internationale Forscherteam der aktuellen Studie hatte auch seine Bedenken und ging der Sache nach, indem es ein anderes, seiner Einschätzung nach besseres Studiendesign anwendete.
Daten von mehreren Hunderttausend Briten ausgewertet
Die Forscher werteten dazu die Daten einer großen Beobachtungsstudie aus der Allgemeinbevölkerung Großbritanniens aus. Für die UK Biobank Studie waren zwischen 2006 und 2010 über eine halbe Million Personen mittleren Alters (40 – 69 Jahre) vermessen und zu verschiedenen gesundheitlichen Aspekten, ihrem Lebensstil und ihrer sozioökonomischen Lage befragt worden. Unter anderem hatte man sie nach ihren Trinkgewohnheiten befragt, sowohl zur Häufigkeit pro Woche als auch zur Art der bevorzugten Getränke.
Die Autoren der vorliegenden Studie wählten nun alle Konsumenten alkoholischer Getränke aus, die zu Studienbeginn weder an Herz-, Gefäß- noch Krebserkrankungen gelitten hatten. Wer krank war, aber auch wer abstinent lebte oder seinen früheren Konsum alkoholischer Getränke eingestellt hatte, wurde ausgeschlossen; insgesamt betraf dies knapp 40.000 Personen. Nicht analysiert wurden auch jene, die ausschließlich eine Getränkeart tranken. Letztlich gingen somit Personen in die Analyse ein, die bevorzugt Bier und/oder Cider, Sekt und/oder Wein oder Spirituosen tranken, jedoch in geringeren Mengen auch andere Getränke zu sich nahmen.
Wein und Sekt erzielen die besten Ergebnisse
Nach rund 7 Jahren Beobachtungszeit zeigte sich folgendes: In jeder statistischen Auswertung stiegen sowohl die Gesamtsterblichkeit als auch die Risiken für Erkrankungen der Herz- und Hirngefäße sowie für Krebserkrankungen mit zunehmendem wöchentlichem Konsum von Bier, Cider und Spirituosen an, in aller Regel signifikant.
Ganz anders die Situation bei Wein- und Sektliebhabern: Bis zu Mengen von 21 Gläsern à 125 ml wöchentlich ging der Konsum von Wein und Sekt mit verringerten Risiken einher, sowohl in Sachen Gesamtsterblichkeit als auch bei den Herzgefäßleiden. Auch bei Anwendung einer anderen statistischen Methode (kontinuierliche Variablen) fand sich beim bevorzugten Konsum von Wein oder Sekt entweder keine Risikosteigerung (Gesamtsterblichkeit, Erkrankungen der Herz- oder Hirngefäße, Krebs) oder eine signifikante Risikosenkung (Durchblutungsstörungen des Herzens, z. B. durch Infarkt).
Der Weisheit letzter Schluss?
Ein wenig bedauerlich an dieser Studie ist, dass es keine Auswertungen für die täglichen Konsumgewohnheiten gibt. Denn bekannt ist, dass in Großbritannien gerne größere Mengen am Wochenende getrunken werden, unter der Woche jedoch wenig bis nichts. Das sieht dann zwar nach einem insgesamt moderaten Konsum aus, ist jedoch gesundheitlich viel bedenklicher als täglich moderate Mengen zu genießen, vor allem, wenn dies zu einer Mahlzeit geschieht. Doch selbst unter den hier gewählten Kriterien schnitten Wein und Sekt in der gesundheitlichen Bewertung eindeutig besser ab als andere alkoholische Getränke.
Quelle: Schutte, R et al.: Drink types unmask the health risks associated with alcohol intake – prospective evidence from the general population. Clinical Nutrition 2020, doi: 10.1016/j.clnu.2020.02.009