Pioniere/innen
A - Z

Seidenburg, Johann Gottlieb

* 1746 Kruge; † 1820 

Seidenburg war ein typischer Vertreter seiner Zeit, die wir heute Aufklärung nennen. Er glaubte wie alle anderen daran, dass rationales Denken der Schlüssel und Motor des Fortschritts sei. Seit etwa 1780 bezeichnet der Terminus auch die damit verbundene geistige und soziale Reformbewegung. Dazu gehörte, in Sittenbüchern und gesellschaftsethischen Schriften den Menschen praktische Lebensweisheiten zu vermitteln. Einer dieser Sittenlehrer war Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Knigge (* 16. Oktober 1752 in Bredenbeck bei Hannover; † 6. Mai 1796 in Bremen). Ein weiterer Bestseller-Autor dieser Zeit war Johann Gottlieb Seidenburg, geboren am 27. Juni 1746 in Kruge bei Neustadt- Eberswalde.

Über Seidenburgs Leben ist wenig bekannt, nur dass er in Berlin eine Apotheke führte. Mehr biographische Daten sind dem „Lexikon der jetztlebenden teutschen Schriftsteller“ von Johann Georg Meusel (Ausgabe 1804) nicht zu entnehmen. Dagegen werden zahlreiche Veröffentlichungen von Seidenburg erwähnt, darunter „Taschenatlas oder geographisch statistisches Handbuch von allen vier Weltteilen - zum lehrreichen Unterricht der Jugend“ (Berlin 1788). Seidenburg veröffentlichte auch ein „Allgemeines Kochbuch, aus den besten Kochbüchern unserer Zeit, nach vorhergegangener Prüfung gesammelt und mit einer Anweisung zu einer guten Wirtschaft herausgegeben“ (Berlin 1792). Sein bekanntestes Werk, die neunbändige „Anweisung für Frauenzimmer, die ihrer Wirtschaft selbst vorstehen wollen“ (Berlin 1789-1795), ist als Reprint oder antiquarisch auch heute noch erhältlich. (Der Verlag De Gruyter verlangt pro Reprint-Band beachtliche 109,90 €.)

Was veranlasst die DWA, Seidenburg zu den Pionieren der deutschen Weinkultur zu zählen?
In seinem neunbändigen Werk mit Anweisungen für die Frauenzimmer finden sich im Band 8 auch Ausführungen über „Wein, dessen Entstehung, Behandlung, Sorten, Nutzen und Mißbrauch“. Er gibt den Hausfrauen Hinweise für die Verwendung von Wein für die Herstellung von Kaltschalen, Suppen, Saucen, Kuchen, Gelees, Wein als Zutat zum Kochen, zum Beizen, zum Einkochen und Einmachen vieler Speisen. 

Er verweist weiterhin darauf, dass die „Geschirre, die zum Weintrinken erdacht und verfertigt worden“ von so „großer Zahl und Mannigfaltigkeit“ seien und sich wie alle anderen Moden so häufig ändern, dass er darauf gar nicht weiter eingehen wolle. Das alles wäre noch kein Grund, ihn als Pionier der Weinkultur zu bezeichnen. Wichtiger ist schon, dass er sich zu der „lästigen und sonderbaren Gewohnheit […] auf die Gesundheiten zu trinken“, nicht weiter äußern will, sondern nur hoffe, dass die Weintrinker allmählich davon Abstand nehmen.

Ohne sprachliche Schnörkel positioniert er sich klar und deutlich, was die Art und Weise des Weintrinkens angeht:
 

„[…] mäßig und sparsam getrunken, ist er dem menschlichen Körper
dienlich und heilsam, dagegen aber, wenn er gemißbraucht und übermäßig
getrunken wird, ist er ein Zerstörer der Gesundheit
und des Lebens, indem
er zu vielen und schweren Krankheiten den Grund leget. Wer gerne und täglich
Wein trinket, der gebrauche nur solchen, welcher […] gute Eigenschaften besitzt
und weder zu jung noch zu alt ist, denn die erstern besitzen noch zu viele fremde
Theile, die sich erst absetzen müssen, und die letztern sind zum täglichen Gebrauch zu stark.“

Man mag der letzten Begründung aufgrund heutiger Kenntnisse nicht zustimmen, aber die Kernaussagen Seidenburgs zum mäßigen und zum „gemißbrauchten“ Weintrinken, die er vor über 225 Jahren traf, gelten auch heute noch!

Diese Webseite verwendet Cookies.

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren. Diese Cookies helfen uns dabei, Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten und unsere Webseite ständig zu verbessern. Mit dem Klick auf den Button “Akzeptieren” erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Für weitere Informationen über die Nutzung von Cookies oder für die Änderung Ihrer Einstellungen klicken Sie bitte auf “Details”.

Außerdem geben wir mit Ihrer Zustimmung Informationen an unsere Partner für Soziale Netzwerke, externe Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.

Sie geben Ihre Einwilligung, wenn Sie unsere Webseite weiterhin nutzen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte unserem Datenschutz.

Impressum