Pioniere/innen
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Müller, Johann Georg

* 24.09.1780 Mülheim am Rhein; † 22.09.1842 Düsseldorf

Johann Georg war Sohn des Schneiders Johann Peter Müller und dessen Frau Gertrud Koch. Es liegen keine überprüfbaren Quellen seiner Schulzeit und seines medizinischen Studiums (vermutlich in Köln) vor. Zur Promotion schrieb sich Müller Ende 1809 (pro forma) an der Universität in Duisburg ein, zwei Tage später legte er dort bereits die Prüfung mit einer 14-seitigen Arbeit „De vi naturae medicatrice“ ab. Seine erste Stelle als Arzt trat er noch im gleichen Jahr in Euskirchen an.

Schon 1810 jedoch wurde er Kantonsarzt in Königswinter und bald danach Landsturmarzt im Landsturm des Siebengebirges, der sich nach der Völkerschlacht bei Leipzig und Napoleons Niederlage in Königswinter gebildet hatte. 1813 wurde das Generalgouvernement Berg eingerichtet. Unter der neuen politischen Konstellation behielt Müller seinen alten Posten als Kantonsarzt. Auf 48 Seiten verfasste er 1814 eine „Raisonierende Topographie“ des Kantons Königswinter.

 

„Sehr viel Unheil wird, besonders bei der nicht gebildeten Klasse, in Krankheiten durch den Wein und andere geistigen Getränke angerichtet!“

Bald danach, am 30. April 1815, heiratete er in Bodendorf an der Ahr Johanna Katharina Fuchs (1795–1876). Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, darunter Peter Wilhelm Karl (Arzt, Mitglied des 1848er Frankfurter Parlaments, Schriftsteller und Dichter) und Pauline Walburga, genannt Wally, die spätere Gattin des bekannten Malers Jakob Beckers (befreundet mit Otto von Bismarck und dessen Frau).

Eine folgenschwere Fehlentscheidung war sein Wechsel nach Bergheim an der Erft, wo er 1819 Kreisphysikus wurde. 1820 erkrankte die gesamte Familie Müller in Bergheim schwer, Müller selbst verunglückte zweimal so schwer, dass er halbseitig gelähmt war. Trotzdem blieb er bis 1928 in Bergheim. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Düsseldorf.

Was veranlasst die DWA, ihn zu den Pionieren der deutschen Weinkultur zu zählen?
Die preußische Regierung hatte 1824 alle Kreisphysiker angewiesen, eine medizinische Topographie ihres Kreises zu erstellen. Vor allem wegen seiner angeschlagenen Gesundheit stellte Müller seinen Bericht – mit Hilfe eines Unbekannten – erst gegen 1830 fertig. Dieser Bericht enthält  interessante Informationen über das Konsumverhalten seiner Zeit. Daher stellen wir Müller als Vertreter der Mediziner hier vor, die die Vorzüge des moderaten Konsums und die Gefahren des Missbrauchs thematisiert haben.   

Wein – Getränk der Wohlhabenden
Wer sich im Kreis Bergheim Anfang des 19. Jahrhunderts Wein leisten konnte gehörte zur Oberschicht: „Das Labsal, zu dem so gerne gegriffen wird, um das Herz zu erfreuen, den Geist zu erheitern und die Kraft zu steigern wird in unseren Tagen hier nicht häufig getrunken; nur die ersten Gutsbesitzer, die mit guten Pfründen ausgestatteten Pfarrer und wohlhabenden Beamten, sprechen unserem Sorgenbrecher oft zu.“  Müller wies daraufhin, dass auch vom Mittelstand bei Kirchweihen „Wein“ getrunken wurde, der aber den Namen Wein nicht verdiene. Besorgt zeigte sich Müller, dass Reiche ihren Kindern Wein zu trinken geben. Diese Gefahr bestand bei den übrigen Kindern wegen des hohen Weinpreises nicht. Frauen waren laut Müller dem Weingenuss nicht ergeben, selbst wenn sie ihn haben konnten.

Risiken des übermäßigen Trinkens
Im Gegensatz zu Frauen sah Müller bei Männern schon die Gefahr, dem Wein übermäßig zuzusprechen: „Es giebt hierunter manchen, die einen ordentlichen Stiefel Wein herunter zu gurgeln verstehen, wonach ein Räuschen sehr oft und ein Rausch zuweilen den tapfern Trinker zu Theil wird. Ein Rausch bricht nicht nur die Sorgen, sondern auch die Knie […]; gehörig unterrichtet wissen sie sehr gut, daß man sich wohl munter Trinken, aber sich nicht munter saufen könne, und daß Unmäßigkeit im Weintrinken und sonstiger geistiger Getränke die Kräfte nicht ersetzt, sondern erschöpft und untergräbt.“

Wein als Heilmittel?
Müller stand dem Einsatz von Wein als Heilmittel kritisch gegenüber, zumindest in der Eigentherapie: „Sehr viel Unheil wird, besonders bei der nicht gebildeten Klasse, in Krankheiten durch den Wein und andere geistigen Getränke angerichtet!“ Ärzte könnten den herbeigeführten Schaden oft nicht wieder gut machen.

Welche Weine waren in Bergheim bekannt?
Laut Müller waren im Kreis Bergheim die bekanntesten Weine der Moselwein, Rotwein vom Rhein, der Ahrbleichert, der rote Vorgebirgler sowie Weißweine von der Ahr und vom Rhein. Nur die reichen Gutsbesitzer konnten sich französische und spanische Weine leisten. Müller warnte ausdrücklich vor Weinverfälschungen und forderte Kontrollen in der Gastronomie. Nachteilige Verfälschungen seien zu erwarten, da die Gewinnsucht groß sei.  

Quelle:
  • Sabine Graumann (Hg.): Johann Georg Müller – Der Kreis Bergheim um 1827. Böhlau Verlag Köln. 2006.

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