Pioniere/innen
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Henkels, Walter

* 1906 Solingen; † 1987 Bonn

Walter Henkels wurde in Solingen geboren. Nach dem 2. Weltkrieg zählte er in der jungen Bundesrepublik zu den bekanntesten Journalisten und Autoren. Dabei hatte der ausgebildete Verwaltungsbeamte und Fliegeroffizier 1942 seine journalistische Karriere als Kriegsberichterstatter für das NS-Propagandablatt Das Reich (Auflage über 800 Tsd.) begonnen, was ihm posthum einen zweifelhaft rühmlichen Eintrag in das Kulturlexikon zum Dritten Reich bescherte. Seine Sicht der Kriegsberichterstattung ist in seinem autobiographischen Werk „Die Lage war schon immer ernst“ nachzulesen. Dort (S. 50) heißt es unter anderem: „Ich habe manche PK-Berichte (PK=Propagandaberichte) geschrieben. Es war etwas Schlimmes sie schreiben zu müssen. Wir Berichterstatter, denen eine Zwangsjacke angelegt war, mußten das Drama des Krieges unter einen Hut bringen […]“.

Karriere in der jungen Bonner Republik
Ab 1949 war Henkels Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Bonn. Kaum ein anderer politischer Journalist war dichter dran an Adenauer und an den anderen Mächtigen der jungen Republik. Das hinderte ihn nicht daran, die „Denkmäler“ der Bonner Szene zu „schänden“, wie es der Spiegel auf ironisch anerkennende Weise nannte. Seine rheinische Gemüts- und Lebensart verschaffte ihm bei Skat, Wein und bei mancher Jagd, Hintergrundinformationen, die er in seinen Büchern und Kolumnen zu nutzen wusste. Sein rheinischer Humor schimmerte bereits bei seinen Buchtiteln durch: "… gar nicht so pingelig, meine Damen und Herren …" – Neue Adenauer-Anekdoten (1965), Keine Angst vor hohen Tieren (1977), Adenauers gesammelte Bosheiten (1983). Für seine Werke erhielt er viele Auszeichnungen, darunter auch den deutschen Weinkulturpreis.

Was veranlasst die DWA, ihn zu den Pionieren der deutschen Weinkultur zu zählen?
Fast erübrigt sich diese Frage, da die Altvorderen, die über die Vergabe des Weinkulturpreises entschieden, Walter Henkels für würdig erachteten, Weinkulturpreisträger des Jahres 1978 zu sein. Da seitdem einige Jahre ins Land gegangen sind, ist es sicherlich  erlaubt zu fragen, was ihn auszeichnete, diesen Preis zu erhalten. Der damalige Laudator Werner Tyrell stellte bei der Preisverleihung fest, dass Henkels weder Weinwissenschaftler noch Weinpoet im engeren Sinn war. Er hatte bis 1978 schon viele Bücher geschrieben und weitere sollten folgen, doch darunter war nur ein einziges Weinbuch mit dem Titel Bacchus muss nicht Trauer tragen: Moselfahrt ohne Liebeskummer. Allerdings war die Jury zur Auffassung gelangt: „Walter Henkels ist ein Mann des Geistes, dessen Feder vom guten Geiste des Weines geprägt ist.“ Die Jury sah großzügig darüber hinweg, dass der Geehrte auch ein Buch Jagd ist Jagd und Schnaps ist Schnaps geschrieben hatte. Ja, Henkels war ein Freund der Jagd, wie sein Buchttitel belegt: Wer einen Treiber erschießt, muß die Witwe heiraten.

Liebhaber des Moselweins und humoriger Anekdoten
Sicher hatte die damalige Jury weitere gute Gründe den Preis zu verleihen, die heute in den Archiven nicht mehr zu finden sind. Nachlesbar ist jedoch in seinem Buch Adenauers gesammelte Bosheiten eine Anekdote, die mit einer Feder vom guten Geist des Weines inspiriert ist, die auch der DWA erlaubt, Henkels zu den Pionieren der Weinkultur zu zählen. Denn sie bringt auf humorige Weise die Wine-in-Moderation-Botschaft auf den Punkt. 1951 besuchte Adenauer mit seinem italienischen Amtskollegen Alcide de Gasperi den Winzerort Beilstein an der Mosel. De Gasperi staunte über das eindrucksvolle Landschaftsbild, über den Weinbau an den steilen Hängen und über den Wein, der ihm präsentiert wurde. Weiter heißt es im Buch: „Bundeskanzler Adenauer hielt eine Lobrede auf den Moselwein, er nannte ihn „Möselchen“. Ein Möselchen, sagte Adenauer, rege den Appetit an, ein Möselchen beschwinge das Lebensgefühl, ein Möselchen rege die Gedankentätigkeit an,ein Möselchen erzeuge im Körper Wohlbehagen, ein Möselchen fördere den Stoffwechsel. Und wenn kürzlich ein Arzt zu einem Patienten, der ein Moselweintrinker war, gesagt habe, er möge auf die Werte der Leber und Niere Obacht geben, dann könne e nur sagen, er solle sich das Alter seines Bundeskanzlers ansehen, und es gäbe mehr alte Moselwinzer als alte Ärzte. „Haben wir was vergessen?“, wandte Adenauer sich an Toni Bauer, Winzer und Bürgermeister, der mit Bruder Markus das Hotel Burg Metternich betreibt. „Jawohl, Herr Bundeskanzler“, rief Toni Bauer unter starkem Beifall, „Sie haben vergessen, daß man von unserem Wein ganz schön beschwipst werden kann.“

 

Quellen:

Werke von Walter Henkels:

  • Zeitgenossen. Fünfzig Bonner Köpfe. Rowohlt Verlag, Hamburg, 1953
     
  • Bacchus muß nicht Trauer tragen (Moselfahrt ohne Liebeskummer). Düsseldorf, Econ-Verlag, 1963
     
  • "… gar nicht so pingelig, meine Damen und Herren …" – Neue Adenauer-Anekdoten. Econ-Verlag Düsseldorf, 1965
     
  • Jagd ist Jagd & Schnaps ist Schnaps. Econ Verlag, Düsseldorf, 1971
     
  • Wer einen Treiber erschießt – muß die Witwe heiraten. Econ Verlag, Düsseldorf, Wien, 1976
     
  • Keine Angst vor hohen Tieren. Econ Verlag, Düsseldorf, Wien, 1977
     
  • Adenauers gesammelte Bosheiten. Econ Verlag, Düsseldorf, Wien, 1983
 
Weitere Quellen:
  • Klee, Ernst: Kulturlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt, 2009
     
  • Tyrell, Werner: Laudatio auf Walter Henkels anlässlich der Verleihung des Weinkulturpreises in Berlin am 19. November 1979. Der Deutsche Weinbau 33-34, S. 1588, 1979
     
  • SPIEGEL online: "Denkmal geschändet", DER SPIEGEL 47/1967

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