Pioniere/innen
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Bock, Hieronymus

* 1498 Heidelsheim; † 21. Februar 1554 Hornbach, Pfalz

Hieronymus Bock wurde 1498 wahrscheinlich in Heidelsheim in der Nähe von Bretten geboren und starb am 21. Februar 1554 in Hornbach, Pfalz. Er nannte sich „Tragus“ nach dem altgriechischen Wort für Ziegenbock und war ein berühmter Botaniker, Arzt und lutherischer Prediger. Zusammen mit Otto Brunfels und Leonhart Fuchs zählt er zu den „Vätern der Botanik“. Seine botanischen, medizinischen und pharmakologischen Studien machten den Schwerpunkt seiner Arbeit und seines Lebenswerkes aus. Auf ausgedehnten Reisen, die ihn von den Ardennen bis in die Schweizer Alpen führten, versuchte er sich als einer der ersten Wissenschaftler seiner Zeit an einer umfassenden Aufnahme und Beschreibung der mitteleuropäischen Heilpflanzen. Das Ergebnis dieser Studien ist sein Hauptwerk, ein Kräuterbuch: „New Kreütter Buch“ von 1539.

„Beim Trinken führen sie sich auf wie Affen, hauptsächlich Mönche und Pfaffen,
Domherren, Kaufleute, von deren Welt/ Man sich am besten ferne hält.“

 

 

Was spricht dafür, ihn zu den Pionieren der deutschen Weinkultur zu zählen?
Etwa vier Jahre später, also um 1543, veröffentlichte er ein eher wenig beachtetes Büchlein „Der vollen Brüder Orden“, das einen wesentlichen Beitrag zur Weinkonsumgeschichte darstellt. Es zählt zu der sog. „Sauf- und Trinkliteratur“, die dem Kampf gegen den Saufteufel im späten Mittelalter gewidmet war. Das Buch ist ein besonders originelles Beispiel dieser Literaturgattung, in Versen geschrieben, bietet es auch nach 500 Jahren noch immer ein echtes Lesevergnügen. Er beschreibt die Stufen der Trunkenheit und plädiert für einen maßvollen Weinkonsum. Man kann nur vermuten, dass Bocks Motivation für dieses Werk in seinen Beobachtungen der Trunksucht an den Fürstenhöfen lag; er war Leibarzt des Fürsten und Pfalzgrafen Ludwig II. von Pfalz-Zweibrücken, Herzog in Baiern (1502–1532), der offenbar unter anderem an den Folgen seiner Trunksucht bereits mit 30 Jahren verstarb.

„Beim Trinken führen sie sich auf wie die Affen…“
Als Stilmittel benutzte er die tierische Metamorphose, um die drastischen Verhaltensänderungen unter Alkoholeinwirkung darzustellen. Verhaltensweisen und Eigenarten von bestimmten Tieren waren im Volksmund bekannt, ob sie zutreffend waren, spielte dabei keine Rolle. Sich darauf zu beziehen, stellte ein humorvolles satirisches Stilmittel dar, um menschliche Schwächen und Tugenden in Parodie, Polemik und Komik am Beispiel der Trunkenheit darzustellen. Und so gibt es Reime zum „Säuwein“, denn der schweinische Zecher zerstört seinen Verstand durch den Suff.  Die Liste der tierischen Weinverhaltensweisen ist lang: er beschrieb den „Hundskopfwein“, den „Kälberwein“, den „Eselwein“ und andere mehr. Zum „Katzenwein“ reimte er: „Beim Wein trifft man oft Großschnauzen an, die provozieren jedermann, fordern Anzüglichkeiten heraus, nur auf ständiges Streiten sind sie aus.“ Die Geschwätzigkeit nach zu viel Alkoholkonsum sprach er beim „Gänse- und Entenwein“ an: „Wenn Gänse und Enten sitzen beim Wein, muss immer ein großes Geschnatter sein.“ Bock spart nicht mit Kritik am Konsumverhalten der Reichen, Mächtigen und Kirchenleute, wie bereits die ersten Reime des „Affenwein“ beweisen. Am Ende empfiehlt er mit den Worten der damaligen Zeit einen moderaten Weinkonsum: „Das Vieh in den Ställen weiser ist, das nicht mehr trinkt als es gebrist (benötigt), aber wir wollen nun schließen, und weiterhin den Wein mehr genießen, […]“.

In seiner satirischen Schrift geißelte Bock den unmäßigen Weinkonsum. Die Risiken des „Saufen“ wurden mitunter recht derb beschrieben, die Gefahren des „Saufteufel“ schonungslos dargestellt. Es gelang ihm, die negativen Folgen des übermäßigen Konsums mit Metaphern und Vergleichen aus dem Tierreich zu charakterisieren und auf humorvolle Weise den Lesern eindringlich vor Augen zu führen.

 

Quelle:

Harald Lehmann und Peter Seidensticker: „Der vollen Brüder Orden“. Wiesbaden 2013. Gesellschaft für Geschichte des Weines, Schrift Nr. 178. 

Hinweis: Mehrere Schriften von Hieronymus Bock sind im Internet als Digitalisate frei zugänglich.

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