Gesellschafts-
politische ASPEKTE

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BUNDESREGIERUNG & BMG

Pandemie, Psyche, Alkoholkonsum – Warnung vor dem Übermaß!

(Stand Juli 2021)
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig hat kürzlich darauf hingewiesen, dass die Situation für suchtkranke Menschen in Deutschland durch die Corona-Situation noch angespannter sei (www.drogenbeauftragte.de). Auch wer seinen Job verliere oder dies befürchte, dass es so weit komme, sei in Gefahr, tiefer in die Sucht zu rutschen. Hinzu komme, dass durch die Corona-Bedingungen Hilfsangebote schlechter zu erreichen waren. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) hat sie die Thematik Pandemie, Psyche, Alkoholkonsum – was kann die Suchtprävention tun? im Juni-Newsletter Alkoholspiegel aufgegriffen (www.bzga.de). Sie betont in diesem Newsletter, dass sie auch bei der Alkoholprävention nachlegen will. Sie habe gerade von den Haushältern eine gute Million Euro mehr für die Alkoholprävention bekommen. Sie schrieb: „Wir sehen an den Konsumentenzahlen bei den Jugendlichen einen starken Rückgang. Und das seit zehn Jahren! Das ist ein Erfolg, auf dem wir aufbauen sollten. Auch den Konsum bei den Erwachsenen habe ich weiter im Blick. In unseren Anstrengungen ist noch Luft nach oben.“

Mehrere digitale Formate ermöglichen eine niederschwellige Ansprache während der Corona-Pandemie. So können Schulklassen ab Jahrgangsstufe 10 unter www.klar-bleiben.de am BzgA-Klassenwettbewerb Klar bleiben – Feiern ohne Alkoholrausch digital teilnehmen. Ein weiteres Thema der Alkoholspiegel-Ausgabe ist die Plattform IRIS. Das Onlineberatungsprogramm www.iris-plattform.de unterstützt Frauen, den Konsum von Tabak und Alkohol in der Schwangerschaft zu beenden.

Die DWA weist auf diese Initiativen der Drogenbeauftragten und der BzgA aus der Überzeugung hin, dass auch und insbesondere in diesen Coronazeiten nur ein moderater Weinkonsum empfohlen werden kann und vor dem übermäßigen Alkoholkonsum gewarnt werden muss. Sie unterstützt mit ihrem Wine in Moderation-Programm ausdrücklich einen verantwortungsvollen Umgang mit Wein, der auch den Verzicht in bestimmten Lebenslagen (zum Beispiel Schwangerschaft) beinhaltet.

Sechster Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung – Lebenslagen in Deutschland

(Stand Ende Mai 2021)
Die Bundesregierung hat Mitte Mai ihren „Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht – Lebenslagen in Deutschland“ vorgelegt (Drucksache 19/29815). Grundsätzlich trägt die Armuts- und Reichtumsberichterstattung aktuelle Erkenntnisse zusammen, die für die Gestaltung von sozial ausgewogener, die allgemeine Wohlfahrt fördernder Politik erforderlich sind. Dazu gehören die Analyse der Stabilität oder Unsicherheit materiellen Wohlstands und die Identifikation verletzlicher Bevölkerungsgruppen. Wichtig für die Widerstandsfähigkeit gegen krisenhafte Ereignisse ist zudem die in diesem Bericht betrachtete individuelle Teilhabe in Lebenslagen wie Erwerbsleben, Bildung, Gesundheit, Wohnen sowie die soziale und auch politische Teilhabe. In diesem Jahr wurde der Bericht von Covid überschattet. Im Folgenden werden die Passagen des rund 550 Seiten starken Berichtes herausgegriffen, in denen Alkoholkonsum eine Rolle spielt.

Der Bericht beleuchtet unter anderem die Situation der Wohnungslosen. Covid war für Wohnungslose ein besonders großes Problem und stellt generell fest: „Darüber hinaus werden Wohnungslose häufiger Opfer von Gewalttaten und es gibt Anzeichen dafür, dass sie sehr viel häufiger unter seelischen Erkrankungen und Alkoholabhängigkeit leiden.“ Der Bericht beschäftigt sich auch mit dem Zusammenhang zwischen Gesundheit und Arbeitslosigkeit: „Anhaltende Arbeitslosigkeit ist ein erheblicher Risikofaktor für die Gesundheit. […]Ein gesunder Lebensstil mit ausreichender Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und dem Verzicht auf Tabakprodukte sowie auf schädlichen Alkoholkonsum trägt nachweislich zur Gesunderhaltung bei.“ (Anm.: Es ist erfreulich, dass die Bundesregierung hier klar den schädlichen Alkoholkonsum anspricht. Es werden ein genereller Verzicht auf Tabakprodukte und ein Verzicht auf schädlichen Alkoholkonsum gefordert. Diese Differenzierung ist richtig und wichtig.)

Der Bericht betrachtet dann genauer die Lebensstile nach Alters- und Einkommens- bzw. Statusgruppen. Betreffend Alkoholkonsum stellt er fest: „Beim Alkoholkonsum stellen sich die Unterschiede zwischen den Statusgruppen anders als beim Rauchen dar. Der Alkoholkonsum bei den 11- bis 17-Jährigen unterscheidet sich in den sozialen Gruppen nur geringfügig. Insgesamt und im Hinblick auf riskante Verhaltensweisen wie Rauschtrinken ist er in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Bei Erwachsenen ist Alkoholkonsum eher bei den höheren Statusgruppen anzutreffen. Von einem riskanten Alkoholkonsum ist bei 15 Prozent der Männer und sieben Prozent der Frauen mit niedriger Bildung auszugehen, jedoch bei 18 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen mit hoher Bildung. Die Werte für die mittlere Bildungsgruppe liegen zwischen denen der niedrigen und der hohen Bildungsgruppe.“

 

In dem Bericht sind interessante Forschungsarbeiten aufgeführt:

Gesundheitsförderung und Prävention in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung

(Stand Mitte März 2021)
Die Bundesregierung hat am 11. März den Deutschen Bundestag über die Weiterentwicklung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie unterrichtet (Drucksache 19/27530). In dem Bericht wird betont, dass Nachhaltigkeit auf die Erreichung von Generationengerechtigkeit, sozialem Zusammenhalt, Lebensqualität und Wahrnehmung internationaler Verantwortung zielt. In diesem Sinne seien wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und soziale Verantwortung so zusammenzuführen, dass Entwicklungen dauerhaft tragfähig sind.

Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie wurde 2002 erstmals formuliert, 2016 neu aufgelegt und mit dem jetzigen Papier weiterentwickelt. Sie beschreibt einen längerfristigen Prozess der Politikentwicklung und bietet hierfür Orientierung.

Die Bundeskanzlerin betont im Vorwort: „Um die Ziele der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der Agenda 2030 zu erreichen, müssen wir den Weg einer wirklich anspruchsvollen Transformation gehen, der wichtige Bereiche wie Energie, Kreislaufwirtschaft, Wohnen, Verkehr, Ernährung und Landwirtschaft umfasst.“

Im Kapitel Gesundheitsförderung und Prävention werden auch die alkoholischen Getränke angesprochen: „Dank der vielen Fortschritte in Medizin und Gesellschaft leben die Menschen in Deutschland im Durchschnitt länger als früher. Gesundheitsförderung und Prävention sind wichtige Bausteine, um ein aktives gesundes Leben zu führen und chronische Krankheiten zu vermeiden. Dazu gehört die Aufklärung beispielsweise zu übertragbaren Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten sowie über eine gesundheitsförderliche Ernährung, über Bewegung sowie über die Risiken des Tabak-, Alkohol- und Drogenmissbrauchs als wichtiges Element der Gesundheitsvorsorge.“

Aus Sicht der Deutschen Weinakademie ist es sicherlich nicht sachgerecht, Tabak, Alkohol und Drogen in einer Wort-und Sachverbindung zu verknüpfen oder gar die gleichen Instrumente der Missbrauchsbekämpfung in Erwägung zu ziehen. Für den Konsum alkoholischer Getränke ist vor dem Hintergrund der aktuellen Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages zur Präventionsstrategie gegen die Gefahren des Alkohols (siehe unter Deutscher Bundestag) aber wichtig, dass nur die Risiken des Missbrauchs und nicht der Konsum per se angesprochen wird.

Bundesregierung legt Neunten Familienbericht vor und spricht darin Alkoholprobleme an

(Stand Anfang März 2021)
Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hatte am 11. Juli 2018 eine interdisziplinär zusammengesetzte Sachverständigenkommission aus sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern berufen und mit der Erstellung des Neunten Familienberichts bis Mitte 2020 beauftragt. Darin sollen die Grundlagen für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Familienpolitik überprüft und justiert werden. Ziel ist eine zeitgemäße Familienorientierung in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft, die Familien in Deutschland den sozialen Aufstieg erleichtert, chancenhemmende Abhängigkeiten mindert und die Familie als integrierende Kraft der sozialen Mitte unserer Gesellschaft stärkt. Am 4. März 2021 legte sie den neunten Bericht Eltern sein in Deutschland – Ansprüche, Anforderungen und Angebote bei wachsender Vielfalt vor (Drucksache 19/27200).

Der Bericht beleuchtet auch die Situation in den Familien, bei denen Eltern eine wie immer auch geartete Beeinträchtigung haben. In diesem Zusammenhang werden auch die Folgen von Alkoholproblemen der Eltern angesprochen. Dort heißt es: „Im Kontext seelischer Erkrankung sowie Suchterkrankung ist das Fürsorgeverhalten der Eltern im Vergleich zu gesunden Eltern häufiger eingeschränkt, wobei vor allem das Risiko für volatiles, also unkalkulierbares Verhalten oder Vernachlässigung erhöht ist. Obwohl diese Eltern sehr liebevoll sein können, fällt es ihnen häufiger schwer, die Kinder angemessen im Blick zu behalten und zu versorgen. Insbesondere im Kontext einer Alkoholabhängigkeit ist das Risiko von häuslicher Gewalt gegenüber dem Partner bzw. der Partnerin und/oder den Kindern erhöht. Nimmt man den Bereich der Suchterkrankungen in den Blick, wie er sich an diagnostischen Kriterien pathologischen Substanzmissbrauchs festmachen lässt, so lebten neuen Schätzungen zufolge im Jahr 2018 in Deutschland etwa 5 bis 8 % der minderjährigen Kinder in Deutschland mit einem Erwachsenen im Haushalt zusammen, der/die von Alkoholmissbrauch betroffen war. Substanzabhängigkeiten insgesamt einschließlich Alkohol-, Tabak- oder Drogenabhängigkeit eines Erwachsenen im Haushalt betrafen 7 bis 11 % der Kinder und Jugendlichen (ebd.). Bei weniger strikten Kriterien fallen die Zahlen sogar deutlich höher aus. Alkohol- oder Drogenprobleme der Eltern belasten nicht nur das Wohlergehen der Kinder, sondern auch deren Schulleistungen. Bei einer Alkoholabhängigkeit der Eltern, insbesondere, wenn beide Eltern oder die Mutter betroffen sind, ist auch seitens der Kinder das Risiko für Problemverhalten erhöht.“

Die Deutsche Weinakademie veröffentlicht bewusst diesen Auszug aus dem Familienbericht der Bundesregierung, um das Problembewusstsein in der Branche und bei den Verbrauchern zu erhöhen und um erneut auf die Notwendigkeit von Informations- und Präventionsmaßnahmen hinzuweisen.

Alkoholeinfluss bei Verkehrsunfällen, bei denen Kinder zu Schaden kommen

(Stand Januar 2021)
Die Bundesregierung hat auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 19/25556 -Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr –  am 22. Januar 2021 eine ausführliche Antwort veröffentlicht. Darin wurde auch die Frage thematisiert, welche Rolle Alkohol oder andere berauschende Mittel bei Unfällen im Straßenverkehr spielen, bei denen Kinder zu Schaden kommen. Man muss leider feststellen, dass der rückläufige Trend bei alkoholischen Getränken 2016 zum Stillstand kam und sich umdrehte (siehe Abbildung 1).

Über die Konsequenzen gilt es zu sprechen. Die Bier-, Sekt-, Spirituosen- und Weinbranche sollte sich veranlasst sehen, ihre Präventivmaßnahmen zu verstärken. Hier ist insbesondere die Kampagne DON´T DRINK AND DRIVE anzusprechen, die von den Spitzenverbänden aus den Branchen Bier, Wein, Sekt und Spirituosen seit 1993 organisiert wird.

An diesem Handlungsbedarf besteht kein Zweifel, auch wenn der Alkoholeinfluss als Unfallursache im Vergleich zu anderen Ursachen nicht zu den wichtigsten Faktoren zählt (siehe Abbildung 2).

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