Gesellschafts-
politische ASPEKTE

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Bundesregierung & BMG

Gesundheitsbezogene Warnhinweise?

(Stand Juli 2024)

Die Bundesregierung hat ihren dritten ernährungspolitischen Bericht für den Zeitraum seit 2020 vorgelegt. Er beinhaltet Grundlagen, Ziele und Methodik der Politik der Bundesregierung im Bereich der Ernährung und des gesundheitlichen Verbraucherschutzes. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) – so in der Einleitung des Berichts zu lesen - will Menschen in Deutschland dabei unterstützen, sich gesund zu ernähren und mehr zu bewegen. Dazu gehören eine ausgewogene Nährstoffversorgung ebenso wie pflanzenbetonte Angebote in der Gemeinschaftsverpflegung. Unter der Überschrift „Informierte Entscheidungen ermöglichen“ stellt die Bundesregierung fest, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher den Lebensmittelkonsum bewusster und nachhaltiger gestalten möchten. Das falle ihnen nicht immer leicht. Gute Kennzeichnungen sollen daher zutreffend, verständlich, verlässlich, leicht auffindbar sowie gut lesbar sein und hierbei Schritt halten mit Änderungen der Verbraucherinteressen, der Ernährungsgewohnheiten sowie der Ernährungsempfehlungen. Politische Aufgabe sei es, allen Verbraucherinnen und Verbrauchern eine gesunde und nachhaltige Wahl zu ermöglichen.

Daher sehen - so der Bericht - sowohl die EU-Kommission als auch das BMEL einen Änderungsbedarf im Lebensmittelkennzeichnungsrecht und verfolgen eine Reihe von Legislativvorhaben. Die zentrale Verordnung in diesem Bereich ist die Lebensmittel-Informationsverordnung (Verordnung (EU) Nr. 1169/2011).  Mit ihrer sog. Farm-to-Fork-Strategie (Farm-Zur-Gabel-Strategie!) hat die EU-Kommission einen umfassenden Maßnahmenkatalog angekündigt, der auch Änderungen bei der Lebensmittelkennzeichnung vorsieht. Diese hat die EU-Kommission in ihrem „Inception Impact Assessment“ konkretisiert: Sie untersucht derzeit verschiedene Optionen für die erweiterte Nährwertkennzeichnung, Ernährungsprofile, Herkunftskennzeichnung und Datumsmarkierungen. Im Februar 2021 hat sie zudem ihren Europäischen Krebsplan („Europas Plan gegen den Krebs“) vorgestellt, der einen Multi-Stakeholder-Ansatz unter Einbeziehung von Gesundheitsfragen in allen Politikbereichen verfolgt und unter anderem vorsieht, die Kennzeichnungsausnahmen bei der Liste von Inhaltsstoffen und der Nährwertdeklaration auf Etiketten für alkoholische Getränke aufzuheben und gesundheitsbezogene Warnhinweise einzuführen. In dem Bericht wird die Haltung der Bundesregierung nicht genauer präzisiert.

Quelle: Drucksache 20/11850 des Deutschen Bundestags vom 13.06.2024: Unterrichtung durch die Bundesregierung - Bericht der Bundesregierung zur Ernährungspolitik, Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit – Gesunde, nachhaltige und sichere Ernährung (Ernährungspolitischer Bericht 2024).

RN/3.7.2024

Klinikeinweisungen Jugendlicher wegen Alkoholmissbrauchs 2022 weiter rückläufig

(Stand November 2023)

Der Trend setzt sich erfreulicherweise fort: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die wegen akuter Alkoholvergiftung stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen, geht in Deutschland weiter zurück. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf der Grundlage einer Krankenhausstatistik Mitte November 2023 mitteilte, waren im Jahr 2022 rund 11.500 junge Menschen im Alter von 10 bis 19 Jahren wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär in einer Klinik. Das waren 1,3 % weniger als im Jahr 2021 (11.700 Fälle) und 43,1 % weniger als vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Jahr 2019 (20.300 Fälle). Damit sind die Fallzahlen das dritte Jahr in Folge gesunken und erreichten 2022 den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2001. Damals wurden rund 11.500 Kinder und Jugendliche von 10 bis 19 Jahren wegen akuter Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt. Zum Vergleich: Den Höchstwert gab es im Jahr 2012 mit rund 26.700 Behandlungsfällen in dieser Altersgruppe.

Auch Ältere trinken verantwortungsvoller

Auch über alle Altersgruppen hinweg gab es im Jahr 2022 mit 68.700 Fällen 0,9 % weniger Krankenhausbehandlungen wegen akuter Alkoholvergiftung als im Jahr 2021 (69.300 Fälle) und knapp ein Drittel (31,4 %) weniger als 2019 (100.100 Fälle).

Trotz sinkender Fallzahlen ist das Risiko einer Alkoholvergiftung bei Jugendlichen nach wie vor groß: In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen wurden auch 2022 mit knapp 9.700 die meisten Fälle verzeichnet. Danach folgen die 50- bis 54-Jährigen mit 6.500 Fällen. Bei den 10- bis 14-Jährigen waren es 1.900 Fälle. Noch deutlicher zeigt sich die unterschiedliche Betroffenheit einzelner Altersgruppen in den Pro-Kopf-Daten: In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen gab es im Jahr 2022 mit 247 Fällen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner den mit Abstand höchsten Wert im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen. Zum Vergleich: In der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen gab es 104 Fälle je 100.000 Einwohner und Einwohnerinnen.

Männer neigen stärker zum Rauschtrinken als Frauen

Die Daten weisen auch auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern hin. Im Jahr 2022 mussten rund 48.000 Männer über alle Altersgruppen wegen Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus, das waren 69,8 % aller Fälle. Dabei liegt der Männeranteil über alle Altersgruppen, ausgenommen in der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen (39,5 %) deutlich über dem Anteil der Frauen. In der Altersgruppe der 45- bis 49-Jährigen ist der Unterschied mit einem Männeranteil von 76,1 % am stärksten ausgeprägt.

RN/28.11.2023

Bundesregierung beantwortet Fragenkatalog der Fraktion DIE LINKE zu gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schäden durch Alkoholkonsum

(Stand November 2023)
45 Seiten umfasst die Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage von einzelnen Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE – Drucksache 20/8810 – zum Thema „Gesundheitliche und gesellschaftliche Schäden durch Alkoholkonsum“ (Drucksache 20/9070 vom 2.11.2023).

Rückgang des Alkoholkonsums

„Der Pro-Kopf-Verbrauch von Reinalkohol ist in Deutschland in den letzten 40 Jahren zurückgegangen. Im internationalen Vergleich zählt Deutschland allerdings weiterhin zu den Hochkonsumländern. Männer konsumieren nach wie vor mehr Alkohol als Frauen. Der riskante Konsum ging bei Männern im Vergleich zu 1995 signifikant zurück, während er bei Frauen nicht signifikant angestiegen ist.

Immer weniger 12- bis 17-jährige Jugendliche haben schon einmal Alkohol getrunken. Auch der regelmäßige Alkoholkonsum ging in dieser Altersgruppe in den vergangenen Jahren zurück. Die 30-Tage-Prävalenz des Rauschtrinkens ist unter männlichen und weiblichen 12- bis 17-jährigen Jugendlichen zwischen 2019 und 2021 rückläufig. Langfristig betrachtet, ist die 30-Tage-Prävalenz des Rauschtrinkens bei männlichen und weiblichen Jugendlichen derzeit signifikant niedriger als in den 2000er Jahren.

Der regelmäßige Konsum junger Erwachsener (18- bis 25-Jährige) geht in den letzten zehn Jahren weiter zurück und lag zuletzt 2021 bei 32,0 Prozent. Auch bei den 18- bis 25-jährigen jungen Männern und Frauen ist das Rauschtrinken zwischen 2019 und 2021 zurückgegangen. Im Vergleich zu 2004 hat sich die 30-Tage-Prävalenz des Rauschtrinkens bei jungen Männern wie jungen Frauen deutlich reduziert.“

Maßnahmen der Bundesregierung

Vor diesem Hintergrund setzt die Bundesregierung die erfolgreichen Kampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ‘Null Alkohol – voll Power’ für die Zielgruppe der Jugendlichen unter 16 Jahre, sowie ‘Alkohol? – Kenn Dein Limit.’ für die Zielgruppe der jungen Erwachsenen sowie der Erwachsenen weiter fort. Gemeinsam mit zahlreichen weiteren Akteuren auf Länder- und kommunaler Ebene setzt sich die Bundesregierung für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol ein.

Positive Entwicklungen und Herausforderungen

Die Antwort der Bundesregierung ist für Interessierte eine Fundgrube für Daten und Entwicklungen (https://dserver.bundestag.de/btd/20/090/2009070.pdf). Es ist erfreulich, dass die Bundesregierung insgesamt von positiven Trends im Sinne eines verantwortungsbewussten Umgangs mit alkoholischen Getränken berichten kann. Dazu zählt – entgegen anderslautenden Schlagzeilen – auch, dass die Fallzahlen alkoholbedingter Krankheiten in den letzten 15 Jahren zurückgegangen sind. Dies trifft auch auf die Entwicklung der in der WHO und europäischen Alkoholpolitik viel diskutierten „Nicht übertragbaren Krankheiten“ (Krebs, Neurologische Erkrankungen, Alkoholkonsumstörungen u. a.) zu. Der Prozentsatz der alkoholbedingten Krankheitsfälle an der Gesamtrate ist unter 3 % gesunken. Besorgniserregend ist allerdings, dass der langjährig positive Trend bei sog. Alkoholunfällen sich seit 2021 umgekehrt hat.

RN/19.11.2023

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