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WHO

Veröffentlichung des WHO-Europa-Berichts über Mindestpreise für Alkohol

(Stand April 2022)
Stand der Diskussion

Der Mindestpreis pro Maßeinheit Alkohol (MPA) wurde bereits in verschiedenen europäischen Ländern wie Schottland, Wales und Irland eingeführt. Public Health Scotland hatte am 7. Juni 2022 den Abschlussbericht und das Briefing-Papier einer Studie veröffentlicht, in denen die Auswirkungen des MPA auf Menschen mit schädlichem Alkoholkonsum, einschließlich Alkoholabhängigen und Personen, die in ärztlicher Behandlung sind, untersucht wurden. Der Bericht folgte auf einen anderen, kürzlich erschienenen Bericht von Public Health Scotland, in dem keine Beweise dafür gefunden wurden, dass MPA zu einem Rückgang des Konsums bei Menschen mit schädlichem Alkoholkonsum oder Alkoholabhängigen führt.

Inhalte des Webinars

Die WHO-Europa hat kürzlich in Zusammenarbeit mit der WHO-Panamerika ein Webinar zur Veröffentlichung ihres neuen Berichts über MPA veranstaltet. Nach einleitenden Worten der Veranstalter hielten vier Wissenschaftler Vorträge: Der erste Beitrag beschrieb den Hintergrund, die Ziele und die Schlussfolgerungen des Berichts (Colin Angus, Universität Sheffield). Im zweiten Vortrag ging es um die Kombination von MPA mit anderen Alkoholsteuern (Franco Sassi, Imperial College London). Der dritte Referent befasste sich mit der konkreten Anwendung des Berichts unter Berücksichtigung des lokalen Kontextes und der Bereitstellung von Leitlinien für die Mitgliedstaaten. (Jürgen Rehm, Institute for Mental Health Policy Research). Der vierte Beitrag setzte sich mit der unerwünschten Präsenz der Alkoholindustrie in der Diskussion mit den Mitgliedstaaten auseinander. (Maristela Monteiro, Panamerican Health Organisation).

Die „Einmischung“ der Industrie wurde während des Webinars mehrfach kritisch erwähnt. Die WHO erarbeitet Gegenargumente, um der Industrie und den MPA-Gegnern entgegenzutreten.

WHO-Bericht basiert nur auf passenden Untersuchungsergebnissen

In dem Bericht wird behauptet, dass die Preispolitik die wirksamste und kosteneffizienteste Maßnahme ist, die den Regierungen zur Verfügung steht, um alkoholbedingte Schäden zu bekämpfen. Er vertritt die Auffassung, dass das Potenzial der Mindestpreispolitik derzeit noch weitgehend ungenutzt ist, dass aber mehrere Länder im Laufe der Zeit erfolgreich Mindestpreise und Steuern auf alkoholische Getränke eingeführt und erhöht haben.

Die Argumente aus der schottischen Bewertung, die keinen Nachweis für eine Verringerung der Schäden durch MPA erbrachten, werden verworfen. Der Bericht stützt sich stattdessen auf Erkenntnisse aus Kanada in Bezug auf getränkespezifische Mindestpreise und auf MPA im australischen Northern Territory. Er behauptet, dass diese Auswertungen "ein konsistentes Bild ergeben, dass der Konsum zurückgegangen ist, insbesondere bei stärkeren Trinkern" und dass "ärmere Familien offenbar größere gesundheitliche Vorteile durch Mindestpreiserhöhungen erfahren haben". Der Bericht empfiehlt daher: MPA sollten in Verbindung mit anderen politischen Maßnahmen wie der Besteuerung umgesetzt werden.

Erste Kommentare der europäischen Weinwirtschaft (CEEV)

Die WHO folgt ihrer eigenen Agenda, die darin besteht, Maßnahmen zur Kontrolle des Alkoholkonsums zu verschärfen, die in der SAFER-Initiative[1] enthalten sind, einschließlich der Steuer- und Preispolitik, obwohl neue Erkenntnisse die Wirksamkeit dieser Maßnahmen in Frage stellen. In der WHO gibt es starke Befürworter, um die MPA mit anderen Alkoholsteuern zu kombinieren.

Es zeigt sich, dass die WHO Europa nicht daran interessiert ist, die Erkenntnisse aus dem Bericht von Public Health Scotland über MPA in vollem Umfang zu berücksichtigen, die darauf hindeuten, dass MPA bei der Reduzierung des schädlichen Alkoholkonsums unwirksam sind.

[1] Die fünf Buchstaben der SAFER-Initiative stehen für:

    Strengthen restrictions on alcohol availability [Verschärfung der Einschränkungen der Verfügbarkeit von Alkohol];
   
Advance and enforce drink-driving countermeasures [Gegenmaßnahmen bei Alkohol am Steuer vorantreiben und durchsetzen];
   
Facilitate access to screening, brief interventions and treatment [Erleichterung des Zugangs zu Screening, Kurzinterventionen und Behandlung];
   
Enforce bans or comprehensive restrictions on alcohol advertising, sponsorship and promotion
     [Verbote oder umfassende Einschränkungen von Alkoholwerbung,‑sponsoring und ‑promotion durchsetzen];
   
Raise prices on alcohol through excise taxes and pricing policies [Anhebung der Alkoholpreise durch Verbrauchssteuern und Preispolitik].

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