Wissenschaftlicher Überblick - Wissenschaftliche Datenlage zu gesunden Trinkmustern.
Trinkmuster
Ein moderater Genuss alkoholischer Getränke geht mit einer verringerten Sterblichkeit einher. Das belegen zahlreiche Studien. Was als maßvoll zählt, richtet sich u.a. nach den individuellen körperlichen Voraussetzungen. So vertragen Frauen weniger Alkohol als Männer aufgrund ihrer körperlichen Konstitution (Körpergröße, Wassergehalt und Aktivität des alkoholabbauenden Enzyms Alkoholdehydrogenase ADH sind geringer). Als moderater Konsum gelten daher unterschiedliche Richtwerte: bis zu 20 g Alkohol / Tag für Frauen, bis zu 30 g Alkohol / Tag für Männer.
Allerdings kommt es nicht nur auf die Menge des Alkohols an, sondern vor allem auch auf das Trinkmuster und die Art des konsumierten Getränks. So geht insbesondere das so genannte mediterrane Trinkmuster, das für den moderaten Konsum von Wein und dessen Genuss zum Essen steht, mit positiven Effekten wie z. B. einer verminderten Gesamtsterblichkeit einher. Der Wein scheint seine gefäßschützenden Effekte dabei vor allem in den Stunden nach dem Essen zu entfalten. Das ist das Ergebnis einer kroatischen Übersichtsarbeit.
Überhöhter Konsum auf begrenzte Zeiträume, z.B. das Wochenende, hat hingegen gesundheitliche Risiken zur Folge. Durch „binge drinking“, also das Trinken größerer Mengen zu einem Anlass, steigt das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkte und Schlaganfälle im mittleren und höheren Lebensalter signifikant an. Aber auch bei jüngeren Menschen zwischen 18 und 30 Jahren finden sich Hinweise auf gesundheitliche Schäden am Herzen und Gefäßsystem. Durch das zusätzliche Suchtpotenzial derartigen Trinkverhaltens ist der exzessive Missbrauch höherprozentiger Alkoholika, wie er bei Jugendlichen vorkommt, besonders bedenklich. Wer alkoholische Getränke riskant konsumiert, fehlt zudem öfter am Arbeitsplatz als moderate Konsumenten, und zwar aufgrund von Verletzungen oder Vergiftungen.
Prägend für das Trinkverhalten sind Konsumvorbilder im Elternhaus und sozialen Umfeld. Ein maßvoller Genuss alkoholischer Getränke wie er in mediterranen Ländern praktiziert wird, nimmt Jugendlichen den Reiz für exzessives Trinkverhalten. Er ist dort integrierter Bestandteil einer bewussten Nahrungs- und Genussmittelkultur. Daten belegen, dass Häufigkeit und Ausmaß des Missbrauchs alkoholischer Getränke durch Jugendliche in mediterranen Ländern niedriger sind als in vergleichbaren Altersgruppen Nordeuropas.
Kennzeichen eines mediterranen Trinkmusters:
- moderater Konsum alkoholischer Getränke
- über die Woche verteilter Verzehr
- geringer Spirituosenkonsum
- bevorzugter Genuss von Wein
- Weinkonsum im Rahmen einer Mahlzeit
- Vermeiden von Rauschtrinken
Auch den Langzeittrinkgewohnheiten kommt eine besondere Bedeutung für die Gesundheit zu. So weisen Konsumenten, die bereits seit jungen Jahren maßvoll Alkohol trinken, ein vermindertes Sterberisiko auf. Das zeigt eine Auswertung der großen EPIC-Studie.
Die beste Perspektive, lange gesund zu bleiben, haben danach die lebenslang moderaten Genießer.
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