In den letzten Jahren häuften sich die Schlagzeilen rund um Wein und Krebs. Aber ist alles, was wir lesen, auch wissenschaftlich korrekt? Im Rahmen zweier Webinare am 08.03.2022 (in Englisch) und am 14.03.2022 (in Deutsch) setzte sich Prof. Dr. Nicolai Worm – Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der DWA – mit diesem Thema auseinander.
Rückblick: Online-Seminar Wein & Krebs
Webinar Wein und Krebs – ein Risiko?
Kann ein Glas Wein zum Essen überhaupt noch unbedenklich genossen werden oder besteht ein allgemeines Gesundheits-/Krebsrisiko? Prof. Worm machte im Rahmen der Webinare mit jeweils knapp 100 Teilnehmern zunächst deutlich, dass diese Frage sehr differenziert betrachtet werden muss, da Krebs ein multifaktorielles Geschehen sei und an der Krebsentstehung sowohl das genetische Make-up wie auch Umwelt- und Lebensstilfaktoren eine Rolle spielen. Die meisten wissenschaftlichen Studien würden jedoch nur sehr wenige dieser vielfältigen Faktoren berücksichtigen und nur eine randomisierte-kontrollierte Studie – bei der die Teilnehmer Wein und „Placebowein“ über einen längeren Zeitraum konsumieren würden - könnte ein genaueres Krebsrisiko errechnen. Leider wurde eine derartige Studie aus nachvollziehbaren Gründen bisher noch nicht durchgeführt.
Es kommt auf den Kontext an
Deshalb beruht die verfügbare wissenschaftliche Evidenz auf sog. Beobachtungsstudien, die für verschiedene Störfaktoren anfällig sind und das Gesundheits-/Krebsrisiko verzerren können. Prof. Worm erläutert anschaulich anhand von mehreren wissenschaftlichen Studien wie derartige Störfaktoren, z.B. das Rauchen, Konsummuster, Art des alkoholischen Getränks, sportliche Betätigung, Ernährung, etc. das Krebsrisiko beeinflussen können. So zeigte sich u.a. ein erhöhtes Krebsrisiko beim moderatem Konsum alkoholischer Getränke; differenzierte man jedoch zwischen den alkoholischen Getränken und berücksichtigte das Trinkmuster, ist für Wein, der zum Essen nach mediterranem Vorbild konsumiert wurde, kein erhöhtes Risiko festzustellen.
Um eine höhere wissenschaftliche Evidenz zu erhalten, werden oft mehrere Beobachtungsstudien in einer Meta-Analyse zusammengefasst. Auch diese bestätigten kein erhöhtes Krebsrisiko, wenn Wein moderat - als Bestandteil einer mediterranen Ernährungsweise - konsumiert wurde.
Prof. Worm weist jedoch darauf hin, dass die Aussagekraft dieser Meta-Analysen nur so gut ist, wie die Daten der einzelnen Studien, die einfließen.
Am Schluss seines Vortrags betont Prof. Worm wie wichtig es sei, das Gesundheits-/Krebsrisiko im Kontext zu evaluieren. Nach aktueller wissenschaftlicher Evidenz kann moderater Weinkonsum zum Essen – am besten im Rahmen einer mediterranen Ernährungsweise und eines gesunden Lebensstils – als unbedenklich erachtet werden.
Nachtrag: Die Österreichische Zeitschrift Vinaria hat im Nachgang zu unserem Seminar einen Artikel zum Thema Alkohol & Krebs: So führen Studien in die Irre veröffentlicht. Interessenten können diesen hier gerne lesen.
Bildquellen: Prof. Dr. Nicolai Worm