Werbung ohne Emotion. Geht gar nicht. - Ein Artikel zum Thema Weinwerbung.
Kolumne Nachgeforscht März 2017
Waren Sie auch auf der ProWein? Ist Ihnen in Halle 11 und 12 etwas aufgefallen?
Hier warben über 1556 Weinproduzenten aus Frankreich für ihre Produkte mit wunderschönen unbelebten Bildern berühmter Chateaus und Weinbergen bis zum Horizont. Aber nirgendwo Menschen. Emotion ist anders.
Man merkt es an der Bildsprache, dass sich die französische Weinwirtschaft schon jahrelang in einem anderem werberechtlichen Rahmen bewegt. Sie muss sich bereits seit 1991 mit dem Loi Evin arrangieren, dem Gesetz, das im Kampf gegen den Alkoholismus jegliche Emotion in der Weinwerbung verbietet. Damit sind vergnügliche oder gar romantische Werbesituationen vom Elsass bis nach Bordeaux tabu.
Wieder und wieder erwägen WHO und EU-Kommission das französische Gesetz als wünschenswertes Instrument Europas gegen Missbrauch alkoholischer Getränke. Wohlwissend, dass beispielsweise das Komatrinken der Jugend auch in Frankreich nicht seltener ist als anderswo. Wäre dem so, würde das heutige Nachgeforscht hier enden.
Weinwerbung in Deutschland
Mein Weiterschreiben stützt sich auf die Datenlage, nach der Werbeverbote keinen Alkoholmissbrauch verhindern. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass Werbung keine Grenzen braucht. In Deutschland bilden die Leitplanken für verantwortungsvolle Weinwerbung gesetzliche und selbstverpflichtende Regeln. Letztere finden sich im Werbekodex der Weinwirtschaft, der wiederum ist eine wichtige Säule des Wine in Moderation-Programmes. Damit macht die internationale Weinwirtschaft deutlich, dass es zwischen Missbrauch und Abstinenz einen genussreichen gesundheitlich unbedenklichen Weg gibt. Und nur diesen gehen und bewerben wir auch.
Obwohl im Gegensatz zum Wein jede Zigarette der Gesundheit schadet, schmoren beide Genussmittel europaweit im gleichen gesundheitspolitischen Topf. Und als Heilbringer halten sich hartnäckig Werbeverbote kombiniert mit Warnhinweisen. Der Weg des Tabaks ist bekannt: Zigarettenwerbung ist auch bei uns sukzessive verschwunden. Grenzwertige Schockfotos auf den Zigarettenschachteln warnen mit Hinweisen davor, dass Rauchen tötet, Krebs und Impotenz verursacht.
Wir wollen aber keine Leberzirrhose-Bilder auf den Weinetiketten (weil der moderate Konsum die Leber nicht schädigt) und wir wollen weiterhin Wein mit Emotionen und Genuss bewerben (weil Wein ein emotionales Genussmittel ist und nicht die Werbung zu Missbrauch führt). Mit Wine in Moderation werben wir für den moderaten (und nur diesen) Weinkonsum, distanzieren uns von jeglichem Missbrauch und bringen dies auch in der Werbung zum Ausdruck.
Eine von allen unterstützte Kampagne ist unser zentrales Argument gegen drohende Werbeverbote. Je mehr Betriebe namentlich hinter Wine in Moderation stehen, desto überzeugender und selbstbewusster können wir Europas Weinpolitik mitgestalten. Wir haben es in der Hand. Erster Schritt: Werden Sie Mitglied bei Wine in Moderation! Kostet nichts und bewirkt mehr als Sie vielleicht vermuten.
Vielleicht schaffen wir es ja gemeinsam, dass die deutschen Werberegeln und nicht das französische Loi Evin Europa als Blaupause dienen. Die Zukunft der hiesigen Weinwirtschaft hätte ein Problem weniger – und auch den französischen Kollegen wäre es zu gönnen, wenn sie wieder mit ihrer lebensbejahenden Art de Vivre und fröhlichen Weingenießern werben könnten.