Kolumne
NACHGEFORSCHT

Wissenschaftlicher Überblick

Kolumne Nachgeforscht Januar 2018

Weihnachtszeit - Abnehmzeit? Ein Artikel zu Weinkonsum & Gewichtszunahme.

In der Zeit zwischen den Jahren bin ich auf Genuss programmiert. Lange schlafen, im Haushalt nur das Nötigste tun, ständig irgendwas naschen und ein Glas Wein mehr trinken als im restlichen Jahr. Das verzeiht mir mein Hosenbund nicht.

Da Alkohol mit 7 Kalorien pro Gramm energetisch dem Fett (9 kcal/g) näher kommt als Eiweiß und Kohlenhydrate mit jeweils 4 kcal/g, gelten alkoholische Getränke als ein Risikofaktor für Übergewicht und damit für Herzinfarkt und Co. Auch deshalb soll der Kaloriengehalt auf Treiben der Gesundheitspolitiker mittelfristig auf den Weinetiketten stehen.

Aber irgendwo ist da ein Haken. Obwohl seit Jahren der Konsum alkoholischer Getränke rückläufig ist, nimmt das Übergewicht in unserer Gesellschaft zu. Das eigentliche Naheliegende konnte nämlich nie wissenschaftlich gezeigt werden. Im Gegenteil. Tatsächlich findet sich in den Studien mehrheitlich kein Zusammenhang zwischen der Höhe des Alkoholkonsums und dem Ausmaß von Übergewicht. Auch darauf, dass neben den Alkoholkalorien möglicherweise die Art des Getränkes eine Rolle spielt, weisen frühe Studien hin. So verloren Abnehmwillige mehr Pfunde, wenn ihre Reduktionskost von einem Glas Wein statt einem Glas Saft (mit gleichem Kaloriengehalt) begleitet wurde.

Unterschiede finden sich zudem unter den Alkoholkonsumenten. In der Tat sind die Weintrinker seltener übergewichtig als Bier- und Spirituosen-Liebhaber. Man erklärt dies damit, dass Wein als Alkohol-Polyphenol-Mix die Insulinausschüttung und die dadurch bedingte Fetteinlagerung weniger beeinflusst als die anderen alkoholischen Getränke.

Die langfristige Gewichtsentwicklung von Bier-, Wein- Schnapstrinkern wurde jüngst im Rahmen einer amerikanischen Studie unter die Lupe genommen. Dazu wurden über 24 Jahre Daten von knapp 15.000 Männern erhoben, um den Einfluss von Ernährungs- und Lebensstilgewohnheiten auf deren Gesundheit zu untersuchen. Alle vier Jahre wurden die Teilnehmer auch nach ihrem Getränkekonsum befragt. Durch statistische Klimmzüge konnten Einzelfaktoren herausgerechnet und Aussagen ausschließlich auf das alkoholbedingte Gewicht getroffen werden: Wurden in dem Vierjahresintervall pro Tag zwei alkoholische Getränke statt einem konsumiert, stieg das Körpergewicht der Männer um durchschnittlich 104 g an. Handelte es sich bei diesem zusätzlichen Getränk um Bier, nahmen die Männer in vier Jahren im Mittel 132 g zu, handelte es sich um Spirituosen, zeigte die Waage ein Plus von 173 g an. Bei Wein kam es dagegen in keiner Alters- und Gewichtsgruppe zu einer signifikanten Gewichtszunahme, wohl aber im Trend.

Nun wäre der eine oder andere froh, in vier Jahren nur 100 bis 200 Gramm an Gewicht zuzulegen. Auch die Wissenschaftler schätzten die alkoholbedingten Gewichtsveränderungen als nicht besonders besorgniserregend ein- wenn es bei den zwei Gläsern bleibt. Sie betonten, dass das Gewicht derjenigen Studienteilnehmer, die durch ein weiteres Glas über die moderate Dosis hinaus kamen, deutlich stärker anstieg - ebenso die gesundheitlichen Risiken.

Ein Glas trockener Weißwein enthält mit 150 kcal ungefähr so viel Energie wie fünf kleine Vanillekipferl, die man schnell mal zwischen Tür und Angel verspeist. Der Ärger mit meinem Hosenbund liegt wohl eher an den überall herumstehenden Plätzchen in der Weihnachtszeit als an dem zusätzlichen Glas Wein.

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Trinkmuster Allgemeine Gesundheitsaspekte

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