Kolumne
NACHGEFORSCHT

Wissenschaftlicher Überblick

Kolumne Nachgeforscht Mai 2022

Der Winzer meiner Generation gibt zu, dass das nicht sein Ding war, aber der junge Nachfolger habe experimentiert; der Erfolg gibt ihm Recht. Für viele war der Alkoholfreie die Eintrittskarte an seinen Stand.

Das ist doch nix; das schmeckt doch nit; das mache mir auf keinen Fall – so eine Winzerin auf der Prowein zur Thematik „alkoholfrei“. Alleine der Ausdruck entalkoholisiert  – wie die Alkoholfreien nun genannt werden - , ließ meine Argumentationslinie ins Leere laufen. Ich meinte, probieren Sie doch einfach mal, da hat sich was getan. Nee, nee….

Zum Glück gab es auch andere Stimmen. Erfolgreiche moderne Weingüter mit jungem gut ausgebildetem Nachwuchs sind bereits auf den Zug aufgesprungen: Rebsorten-Weine, mehr oder weniger süß, alle schonend mit Vakuumdestillation hergestellt. Dass im Vakuum Alkohol nicht erst bei 78 sondern schon bei unter 30 Grad Celsius verdampft, kommt natürlich den Aromen zu gute.

Offener Geist für neue Märkte. Große Kellereien und Genossenschaften spielen ebenso mit wie hochdekorierte Weingüter. Für sie ist alkoholfreier Wein und Sekt – nicht statt sondern zusätzlich - fest im Zukunftssortiment. Das sagen auch Verbraucherstudien; da ist zunehmend Potential: Menschen, die aufgrund religöser, gesundheitlicher oder irgendwelchen Gründen keinen Alkohol wollen. Und andere, die situativ, z.B. beim Autofahren auf umdrehungsfreie Varianten verzichten und dennoch kein Cola trinken wollen. Auch die nachvollziehbare Außenseiterrolle bei promillegeschwängerten Festen darf nicht unterschätzt werden.

 

 

Und der Preis? Da die Volumenverluste nicht durch Wasser ausgeglichen werden dürfen und das Verfahren nicht kostenlos ist, dürfen die Alkoholfreien nicht günstiger als der Ausgangswein sein. Und nicht schlechter, denn nur ein guter Wein MIT wird auch ein guter OHNE … Und alle (der Thematik angemessen) „open-minded“ Weinerzeuger sagen das Gleiche, der Markt verlangt es.

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Die Ewiggestrigen werden die Gunst um die Weinkundschaft nicht gewinnen können. Man muss den veränderten Konsumgewohnheiten gerecht werden, den Kunden da abholen, wo er ist und nicht, wo ich ihn gerne haben möchte.

Zum Geschmack: Natürlich schmeckt Wein mit Alkohol (noch) besser als ohne. Alkohol ist Geschmacksträger, erhält viele Aromen und das Mundgefühl. Alkoholfrei wird sicher auch (noch) nicht die Variante, die ich bevorzuge, wenn ich gemütlich im Sessel sitze oder nach Festivitäten nicht selber fahren muss. Aber eine Alternative, ein Zusatzangebot mit Luft nach oben ist er allemal.

An den Hochschulen wird derzeit intensiv untersucht, wie man die Sensorik verbessern kann. Da können wir von den Kollegen der Brauwirtschaft lernen. Aber ich bin zuversichtlich nachdem, was ich auf der Prowein probiert habe.

Erstellt am
Kolumne Nachgeforscht Kulturelles Trinkmuster

Diese Webseite verwendet Cookies.

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren. Diese Cookies helfen uns dabei, Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten und unsere Webseite ständig zu verbessern. Mit dem Klick auf den Button “Akzeptieren” erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Für weitere Informationen über die Nutzung von Cookies oder für die Änderung Ihrer Einstellungen klicken Sie bitte auf “Details”.

Außerdem geben wir mit Ihrer Zustimmung Informationen an unsere Partner für Soziale Netzwerke, externe Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.

Sie geben Ihre Einwilligung, wenn Sie unsere Webseite weiterhin nutzen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte unserem Datenschutz.

Impressum