Kolumne
NACHGEFORSCHT

Wissenschaftlicher Überblick

Kolumne Nachgeforscht Februar 2019

Bier auf Wein, lass das sein... - Ein Artikel zum Thema abwechslungsreicher Trinkgenuss.

Passend zum Fasching. Nicht ganz ernst gemeint, obwohl diese Studie jüngst in einem renommierten Fachjournal publiziert wurde. Sie zeigt, dass auch Wissenschaftler nur Menschen sind. Ein deutsches Forscherteam wollte tatsächlich einmal im Leben eine Studie durchführen, die - wörtlich - einfach nur Spaß macht und gleichzeitig höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Zur Freude der Normalbevölkerung. Das Forscherteam fand aus 272 durchschnittlich 24 Jahre alten Freiwilligen, die gerne Wein und Bier tranken, 90 geeignete Probanden. Passend waren diejenigen, zu denen es jeweils zwei ähnliche Personen gab. Das heißt Pendants mit demselben Geschlecht, etwa demselben Alter, mit ähnlichem Body-Maß-Index und nach Möglichkeit mit gleichem Trinkverhalten. Diesem Trio wurde dann ein unterschiedliches Trinkmuster verordnet. Eine Gruppe trank an einem Abend erst Bier (etwa 1,3 Liter), dann etwa 0,7 Liter Wein, während Personen der zweiten Gruppe erst Wein und dann Bier konsumierten. Am Abend darauf wurde die Reihenfolge geändert. Die dritte Gruppe bekam zuerst nur Wein (1,2 Liter) und am darauffolgenden Abend ausschließlich Bier (knapp 3 Liter). Alle Teilnehmer verbrachten zwei gesellige Abende mit dem Ziel, einen Blutalkoholwert von 1,1 Promille zu erreichen. Um Verzerrungen zu minimieren, erhielten die Probanden vor dem Besäufnis eine standardisierte Mahlzeit und vor dem Schlafengehen eine genormte Menge Wasser. Zudem schliefen alle etwa gleich lang in derselben Unterkunft mit vergleichbarer Raumtemperatur. Die Testpersonen wurden nach dem Aufstehen anhand von typischen Kater-Symptomen, wie Nachdurst, Schwindel, Übelkeit, Herzrasen und Kopfschmerzen bewertet. Ergebnis: Ob man nur Bier oder nur Wein – oder beides nacheinander trinkt – machte für den Kater am nächsten Morgen keinen Unterschied. Auch die aufwendigen Blut- und Urintests ließen keinen Unterschied erkennen. 

Daraus schlossen die Forscher, dass das Sprichwort Bier auf Wein, das lass sein. Wein auf Bier, das rat ich dir nicht stimmt. Man mutmaßte, dass der Spruch aus einer Zeit stammt, in der sich Durchschnittsbürger allenfalls erschwingliches Dünnbier leisten konnten. Wein dagegen war den Reichen vorbehalten. Wer Wein trank, war angesagt. Wein auf Bier - beschrieb daher den sozialen Aufstieg. Die Gegenrichtung - Bier auf Wein - hingegen kam einem Statusverlust gleich. 

Auf Körpersignale achten
Zwei Nebenschauplätze dieser Studie machten mich nachdenklich: Die erste betraf eine Aussage des Studienleiters, dass die Ethikkommission die größte Hürde gewesen war. Eine Genehmigung hierfür war schwieriger zu bekommen als für eine frühere Studie, bei der gesunden Menschen Leberproben entnommen wurden. Die zweite war ein Nebenergebnis: Die Testpersonen, die sich während des Versuchs betrunkener eingeschätzt hatten als andere oder die sich sogar noch am Abend übergeben mussten, litten am nächsten Morgen unter stärkeren Kater-Symptomen. Egal, wie viel Alkohol getrunken wurde. Der Körper signalisiert also, wann es Zeit ist aufzuhören. Dieses Ergebnis ist meines Erachtens brauchbar: Wer an Fasching auf seine innere Stimme hört, wird sich über die verrückten Tage den Alkohol nicht nochmal durch den Kopf gehen lassen und an Aschermittwoch das Alka Selzer sparen.

Erstellt am
Trinkmuster Alkoholmetabolismus

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