Die Frage ist, ob auch ein leichter bis moderater Konsum alkoholischer Getränke ein nennenswertes Krebsrisiko darstellt.
Kolumne Nachgeforscht März 2021
Mit Warnhinweisen gegen Krebs?
Wer ist nicht betroffen, hat Verwandte oder Freunde, die an Krebs erkrankt sind/waren? Daher ist auch der neue Plan der EU-Kommission gegen den Krebs eine gute Sache. Ambitioniert umfasst er Prävention (u.a. Rauchverzicht, gesündere Ernährung und keinen schädlichen Alkoholkonsum), Früherkennung und Therapien bis hin zur Nachsorge. Es soll mehr Wert auf Wissenschaft gelegt und bewährte Maßnahmen durchgeführt werden. Man weist ausdrücklich auf die Verwirklichung eines rauchfreien Europas mit den bekannten Gesetzen zu Versteuerung, Werbeverboten und gesundheitlichen Warnhinweisen hin. Und dieses Maßnahmenpaket stellt man sich auch für den schädlichen Alkoholkonsum vor…. Achtung! Denn dies zielt nicht auf den schädlichen Alkoholkonsum, sondern auf den Konsum an sich. Die Unterscheidung - Genuss gegen Missbrauch - ist essentiell. Ebenso wie die Rückweisung des Vergleichs mit dem Rauchen, weil Tabak und alkoholische Getränke nicht in eine Schublade passen. Für Tabak gibt es keine J-Kurve, das heißt, das Krebsrisiko erhöht sich mit jeder Zigarette. Bei alkoholischen Getränken und vor allem bei Wein ist die Datenlage etwas anders. Die J-Kurve ist durch Hunderte von Studien in unterschiedlichsten Journalen – auch den kritischsten – belegt. Soll heißen: Abstinenz hat ein höheres, Missbrauch ein viel höheres Erkrankungs- und Sterberisiko als moderater Konsum. Ein Glas Wein ist kein Faktor für die Erhöhung des Krebsrisikos. Erst recht nicht, wenn man dieses Glas bei einer Mahlzeit trinkt und auch ansonsten eine gesunde Lebensweise pflegt. Allerdings nur mit diesem einen, für Männer zwei Gläsern! So ist es nicht verwunderlich, dass Wein obligatorisch zur vielfach gepriesenen gesunden mediterranen Ernährung gehört. Das wird allerdings zunehmend von renommierten Ernährungs- und Gesundheitsinstitutionen verschwiegen. Warum? Weil es nicht in die politische Großwetterlage passt?
Man kann natürlich auch ohne Wein gesund alt werden. Für viele ist dies mit moderatem Weingenuss aber wesentlich angenehmer – und möglicherweise effektiver.
Der gesundheitliche Warnhinweis, wie Alkohol verursacht Krebs, entspricht in seiner verallgemeinernden Form nicht den Tatsachen. Steter Alkoholmissbrauch kann (unter anderem) Krebs mitverursachen. Das allerdings muss die Branche akzeptieren, weil dem auch so ist. Jeden Tag viele Gläser - schlechtestenfalls kombiniert mit 20 Zigaretten - sind in der Tat zu viel und positive Effekte gibt es da auch nicht mehr.
Wichtig sind Informationskampagnen
Die Krebsthematik ist heikel, meist multikausal und diffizil… und daher nicht einfach mit Warning Labels zu erklären. Diese würden dem Kulturgut Wein einen Makel anhängen, den er nicht hat. Was tun? Kein Winzer, keine Kellerei, kein Händler will für einen kanzerogenen Stoff werben. Alle wollen, dass Wein in Maßen, mit Sinn und Verstand genossen wird. Damit das so bleibt, sind einzig und allein Informationskampagnen wie Wine in Moderation das Mittel der Wahl, die in den Köpfen der Menschen fest legen müssen, dass a) NUR moderater Konsum gesund ist und b) man sich nicht auf den Wein verlassen sollte, wenn alles andere falsch gemacht wird: also zu rauchen, sich wenig zu bewegen und mehr Currywurst als Gemüse zu essen.
Warum wird dieses Thema so bauchgesteuert bewertet? Warum traut man den Menschen nicht zu, eigene Entscheidungen auf Basis von ausgewogenen Informationen zu treffen? Ich würde mich freuen, wenn es mir jemand erklären würde.