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Mit Rotwein gegen Krebs – Wie die richtigen Naturstoffe helfen

Mit Rotwein gegen Krebs ist ein medizinisch-ernährungswissenschaftliches Fach- und Sachbuch über die antikanzerogenen Wirkstoffe im Wein. Es werden die wichtigsten Einzelstoffe und ihr pharmakologisches Potential kurzweilig vorgestellt und durch ein ausführliches Quellenverzeichnis gestützt. Der Leser sollte allerdings biologisch vorgebildet sein, um alles verstehen zu können.

Man merkt, dass der Autor lange Jahre Krebsmedikamente in der Pharmaindustrie miterforscht hat. Dr. Küsters stellt zu Beginn sachkundig und biochemisch umfassend die grundlegenden Mechanismen der Entstehung von Krebs dar. Dabei verweist er zunächst auf das diesbezüglich unterschätzte Zuckerabbauprodukt Methylglyoxal, das als mutagen und cancerogen gilt und fordert weniger Zucker UND mehr Rotwein in unserer Nahrung. Dass das Überangebot an Zucker für viele Erkrankungen, einschließlich bestimmter Krebsarten verantwortlich gemacht wird, ist mittlerweile unumstritten.

Wein ist mehr als Alkohol. So gibt es über Säuren, wie Weinsäure, Gallussäure, Vanillinsäure, Kaffeesäure in der Tat gute Studien, die die Biochemie der Wirkung erklären. Ebenso werden die Polyphenole, wie Catechine und glykosilierte Flavonoide, wie das Malvidin als (bekannt) antikanzerogen genannt. 

Schwerpunkte des Autors sind die Polyphenole, allen voran das Resveratrol. Von ihm weiß man schon lange, dass es antikanzerogen und lebensverlängernd wirkt. Allerdings braucht man dazu viele Liter Wein, um die pharmakologische Wirkung zu erzielen. Aber es gibt sie durchaus.

Auf das Mengenproblem weist auch Dr. Küster hin, eben dass das Resveratrol im durchschnittlichen Wein nicht ausreicht und man daher nur bestimmte Rebsorten trinken und erzeugen müsse. Er konzentriert sich insbesondere auf Piwis als "richtigen" Rotwein oder gar "Kunstweine" mit optimierter Zusammensetzung; hier fängt für mich das Problem an. Natürlich findet man in Piwis, wie Regent oder Cabernet cortis eine hohe Konzentration an Catechinen, Resveratrol oder Kaftarsäure, die allesamt als pharmakologisch wirksam gelten. Aber die Konzentration auf den "optimalen" Wein (als Arzneimittel) ist nicht der richtige Ansatz für ein Naturprodukt und vor allem nicht im heutigen gesellschaftspolitischen Umfeld kommunizierbar.  

Der eigentliche Schwachpunkt: Er geht kaum auf kanzerogene Wirkung des Alkohols/Ethanols per se bzw. dessen Oxidationsprodukt, das Acetaldehyd, ein. Dies ist (leider) auch ziemlich gut belegt. Und Ethanol kommt um ein Vielfaches mehr vor als die von ihm erwähnten Inhaltsstoffe. Die Summe der Einzelfaktoren ist eben doch was anderes als das Ganze.

Zudem ist der Titel meines Erachtens nicht besonders glücklich gewählt – vor allem im Hinblick auf die alkoholpolitischen Gesamtwetterlage. „Wein als Medikament“ weckt (negative) Assoziationen und wird weder der Thematik noch der wissenschaftlichen Kompetenz des Autors gerecht. Denn unabhängig von den genannten Einschränkungen weist Dr. Küster eine große Fachkenntnis auf, sowohl was die Inhaltsstoffe des Weines und ihr Potential anbelangen als auch Weinkenntnisse im Allgemeinen. Durchaus lesenswert.

Geschmack und Genuss - die eigentlichen Intentionen, Wein zu trinken - bleiben aber meines Erachtens auf der Strecke.

Buchrezension: Dr. Claudia Hammer, Deutsche Weinakademie

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