EU-Parlament & EU-Kommission
Präzedenzfall Irland: Warnhinweise zu Lebererkrankungen und Krebs auf`s Etikett
(Stand September 2022)
Ende Juni hat das irische Gesundheitsministerium die EU-Kommission im Rahmen des TRIS-Verfahrens über ein Gesetzesvorhaben zu weitgehenden Warnhinweisen auf alkoholischen Getränken informiert. Insbesondere sieht der Entwurf vor, dass alle in Irland verkauften, alkoholischen Getränke zwei gewichtige Gesundheitswarnungen tragen müssen. Die von irischer Seite vorgeschlagenen Formulierungen für die beiden Warnhinweise lauten: „Drinking alcohol causes liver disease” „There is a direct link between alcohol and fatal cancers”– also einen direkten kausalen Bezug zu Leberzirrhose und Krebs. Die gesundheitsbezogenen Warnhinweise, Gesundheitssymbole und -informationen sollen in fest vorgegebenen Darstellungen (siehe Abb., Quelle DWV) angegeben werden.
Keine Differenzierung von Ge- und Missbrauch
Von Seiten der europäischen Weinbranche wird der Entwurf sehr kritisch bewertet. Die Anforderungen, die der irische Verordnungsentwurf an importierte Produkte stellt, zwingen Hersteller und Importeure dazu, die betreffenden Produkte an die in Irland geltenden Vorschriften anzupassen. An dieser Stelle sollen die Bedenken der Branche, dass es sich um eine Maßnahme handelt, die ein Handelshemmnis für den Binnenmarkt darstellt, nicht weiter ausgeführt werden, sondern nur auf die gesundheitliche Dimension eingegangen werden.
Der Hinweis auf das Krebsrisiko entspricht der im ursprünglichen Cancer Beating Plan der Europäischen Kommission benutzten Argumentation, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebserkrankung gibt. Diese Behauptung ist aber nicht evidenzbasiert. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen zwar, dass ein übermäßiger Konsum alkoholischer Getränke mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden ist, sie zeigen aber auch, dass ein maßvoller Weinkonsum zu einer Mahlzeit im Rahmen einer gesunden Lebens- und Ernährungsweise, insbesondere der mediterranen Ernährung, das Krebsrisiko nicht zu erhöhen scheint. Es gibt keine wissenschaftlichen Daten, die ein erhöhtes Krebsrisiko belegen, wenn Wein in Maßen, zu den Mahlzeiten, als Teil der mediterranen Ernährung und als Teil einer gesunden Lebensweise konsumiert wird.
Seitens der EU ist in absehbarer Zeit mit einer brancheneinheitlichen Regelung im Bereich der Etikettierung von Gesundheitswarnungen hinsichtlich schädlichen Alkoholkonsums zu rechnen. Wir werden die Entwicklung weiter verfolgen.