Buchrezension: "Wein und Klima"
Aus der Reihe Schriften zur Weingeschichte, herausgegeben von der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V., befasst sich der Band 207 (erschienen 2024 in Wiesbaden) mit dem Thema Wein und Klima.
Dies ist ein beeindruckendes Werk, das die enge Verknüpfung von Weinbau und Klima auf vielfältige und tiefgehende Weise beleuchtet. Die fünf Buchkapitel bieten wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse und historische Rückblicke, die Weinliebhaber, Historiker und Klimainteressierte gleichermaßen begeistern werden.
Im ersten Kapitel Flutkatastrophen an der Ahr wird die Hochwasserkatastrophe von 2021 im Ahrtal durch die Forschungsergebnisse der Paläohydrologie und Geomorphologie vom Autor Thomas Roggenkamp beleuchtet. Er zeigt eindrucksvoll, wie frühere Flutereignisse der Region unterschätzt wurden, obwohl vergleichbare Naturkatastrophen in der Vergangenheit bereits auftraten. Die Rekonstruktion historischer Hochwasserstände ist besonders wertvoll, da Pegelmessungen bei der Katastrophe zerstört wurden. Diese Analysen bieten wichtige Ansätze für zukünftige Präventionsmaßnahmen.
Das zweite Kapitel Weinbaugeschichte ist Klimageschichte von Christian Pfister verbindet die Entwicklung des Weinbaus eng mit klimatischen Veränderungen der letzten 1000 Jahre. Hier wird eindrucksvoll aufgezeigt, wie Temperaturextreme die Qualität und den Ertrag der Weinernte beeinflussen. Durch Weindaten werden historische Klimaveränderungen rekonstruiert, und es wird aufgezeigt, wie der Klimawandel heute ähnliche Herausforderungen für Winzer mit sich bringt wie in der Vergangenheit. Eine faszinierende Verbindung zwischen Weinbau, Klimaforschung und Geschichte.
Im dritten Kapitel Klima – Wandel – Wein der Autoren Rüdiger Glaser und Michael Kahle wird der Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Weinbau in Südwestdeutschland analysiert. Hier zeigt sich, wie steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster den Weinbau sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Während frühere Reifungen und Qualitätsverbesserungen von wärmerem Klima profitieren können, stellen extreme Wetterereignisse und Wassermangel erhebliche Herausforderungen dar. Cool-Climate-Rebsorten wie Riesling sind besonders betroffen, da sie ihre thermischen Optima überschreiten. Dieses Kapitel bietet einen tiefen Einblick in die sich verändernde Weinbaulandschaft.
Das vierte Kapitel über Weinregionen– historische und zukünftige Klimaänderungseffekte von den Autoren Hans R. Schultz und Gregory V. Jones liefert einen umfassenden Überblick über die historischen und zukünftigen Klimaänderungen auf die geografische Verbreitung des Weinbaus gegeben. Es wird spannend aufgezeigt, wie sich der Anbau von Rebsorten im Laufe der Zeit verschoben hat und wie der Klimawandel die Qualität und den Geschmack von Weinen beeinflusst. Die detaillierten Prognosen der klimatischen Veränderungen bieten wertvolle Erkenntnisse für Fachleute und Interessierte, die sich mit den langfristigen Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau befassen.
Rudolf Nickenig spannt im fünften Kapitel Wein- und Klimageschichte im Fokus von deutschen Weinfachtagungen Monographien und Periodika einen historischen Bogen von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart und verdeutlicht, wie klimatische Veränderungen wie Frost und Hagel den deutschen Weinbau beeinflussten und wann welche Themen über den wissenschaftlichen Diskurs verbreitet wurden. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg rückte das Thema Klima zunehmend in den Fokus. Es wird eindrucksvoll gezeigt, wie auch hier Maßnahmen zur Schadensbegrenzung ergriffen wurden und wie die Zusammenarbeit von Winzern, Wissenschaftlern und Behörden den Weinbau nachhaltig prägte.