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Moderater Weinkonsum - Immer noch Teil eines gesunden Lebensstils?

Beim Online-Seminar des internationalen Wine Information Councils (WIC) wurde der Frage nachgegangen, ob die wissenschaftlichen Daten zum moderaten Weinkonsum noch gültig sind. Darüber diskutierten am 26. Oktober 2021 der renommierte Prof. Curtis Ellison (USA), der Allgemeinmediziner Dr. Erik Skovenborg (Dänemark) und die Wissenschaftlerin Dr. Creina Stockley (Australien).

Moderater Weinkonsum - Immer noch Teil eines gesunden Lebensstils?
Wissenschaftliche Studien zeigen, wenn auf eine ausgewogene Ernährung, ein normales Körpergewicht und regelmäßige körperliche Aktivität geachtet und nicht geraucht wird, kann leichter bis mäßiger Weinkonsum zu einer gesunden Lebensweise beitragen. Dennoch werden die Vorteile eines moderaten Konsums zunehmend angezweifelt und es wird in den Medien berichtet, dass der Konsum alkoholischer Getränke ausschließlich negative Auswirkungen auf die Gesundheit habe.

Daten zum moderaten Weinkonsum noch gültig?
Die Referenten/innen stellten in ihren Eingangsstatements anhand zahlreicher Untersuchungen dar, welchen Beitrag moderater Weinkonsum zu einem gesunden Lebensstil leisten kann. Angefangen vom französischen Paradoxon bis hin zu verschiedenen aktuellen Meta-Analysen habe sich immer wieder der J-förmige Zusammenhang zwischen moderatem Konsum und dem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, aber auch der Gesamtmortalität als wichtigstem Kriterium zeigen lassen. Daran änderten auch die notwendig gewordenen Korrekturen der Studienmethodik und der Wahl der Vergleichsgruppen – nicht mehr alle Abstinenten, sondern nur lebenslang Abstinente, um den Sick-Quitter-Effekt* auszuschalten – nichts, so Prof. Ellison.

Neuere Studien hätten auch gezeigt, dass es wichtig sei, sich nicht nur auf einen Faktor – wie Wein/alkoholische Getränke - zu fokussieren, wenn es um die gesundheitlichen Auswirkungen geht, sondern den Kontext sowie alle Lebensstilfaktoren zu berücksichtigen. Jeder einzelne Faktor eines gesunden Lebensstils, auch der moderate Konsum alkoholischer Getränke, kann zur Risikoreduktion beitragen. Auch ältere Menschen können davon profitieren, indem die „Alterskrankheiten“ hinausgezögert und sie nicht nur länger leben, sondern auch „gesünder“ älter werden. Verantwortlich für die günstigen Effekte eines maßvollen Konsums seien neben dem Alkohol selbst vor allem die Sekundärstoffe des Weins, betonte Dr. Stockley.

 

 

Der Allgemeinmediziner Dr. Skovenborg wies eindrücklich auf die Bedeutung vernünftiger Trinkmuster hin. So sei es für den Alkoholgehalt im Blut entscheidend, ob zu einer Mahlzeit getrunken würde oder nicht. Damit steigt der Promillespiegel weniger schnell an als ohne Mahlzeit oder mehreren Gläsern in kurzer Zeit (Binge drinking). Ein verantwortungsbewusstes Trinkmuster mit weniger Promille sei deutlich günstiger für die Gesundheit.

In der Diskussion ging es neben Fragen zur Methodik und Studienqualität auch darum, ob die positiven Effekte nur auf den Wein zuträfen. Auch hier wurde noch einmal auf die Bedeutung der Trinkmuster hingewiesen: Solange keine Exzesse und ein regelmäßiger Genuss zu den Mahlzeiten berücksichtigt würden, könnten auch bei anderen alkoholischen Getränken günstige Effekte beobachtet werden. Allerdings wären ein gesunder Lebensstil und vernünftige Trinkmuster bei Weintrinkern weiter verbreitet. Würden diese beachtet, so das Fazit der Diskutanten, sei nach wie vor gültig, dass ein moderater Konsum für die meisten „Alterskrankheiten“ günstiger ist als der Verzicht darauf.

* Sick-Quitter (Abstinent aufgrund von Krankheit): Werden alle Abstinenten als Vergleichsgruppe gewählt, umfasst sie auch Personen, die aus Krankheitsgründen keine alkoholischen Getränke mehr konsumieren. Dies verzerrt die Statistik. Bei lebenslang Abstinenten besteht dieses Problem nicht.

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