Dass ein gesunder Lebensstil die Lebenserwartung verbessern würde, war den Forschern von Anfang an klar. Doch wie groß die Vorteile der Kombination aller fünf gesunden Verhaltensweisen sein würden, überraschte sie sehr.
5 Lebensstilfaktoren für ein längeres Leben
Welchen messbaren Einfluss hat ein gesunder Lebensstil auf die Lebenserwartung der Erwachsenen in einem Land wie den USA? Und welche Faktoren gehören zu einem gesunden Leben? Diesen Fragen gingen Forscher der amerikanischen Harvard-Universität nach. Sie nutzen dazu die Ergebnisse aus zwei großen Beobachtungsstudien, die seit rund drei Jahrzehnten laufen und die eine große Menge an Daten über die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Lebensstilfaktoren und Sterbeursachen zur Verfügung stellten: die amerikanische Krankenschwesternstudie (Nurses Health Studie) mit knapp 80.000 Teilnehmerinnen sowie eine Studie mit rund 45.000 Männern aus Gesundheitsberufen (Health Professionals Follow-up Studie).
Maßvoller Weingenuss: einer von fünf gesunden Lebensgewohnheiten
Aus den Daten dieser beiden Studien ließen sich folgende fünf gesunde Lebensgewohnheiten ableiten:
- möglichst lebenslang nicht zu rauchen,
- ein Körpergewicht im normalen Bereich zu haben (BMI zwischen 18,5 und 24,9),
- sich täglich mindestens 30 Minuten lang zu bewegen,
- sich gesund zu ernähren (ermittelt anhand eines Index, bei dem besonderer Wert auf Gemüse, Obst und Vollkornprodukte gelegt wird) und
- moderat alkoholische Getränke zu konsumieren.
Als moderater Genuss galten hier Mengen, die bei Frauen 5 bis unter 15 Gramm Alkohol täglich entsprachen oder 50 bis 150 ml Wein. Die Angaben für Männer lauteten 5 bis unter 30 g Alkohol täglich oder etwa 50 bis 300 ml Wein.
Als nächstes ermittelten die Harvard-Forscher anhand der für die USA repräsentativen Gesundheitsdaten (NHANES, Nationale Gesundheits- und Ernährungserhebung 2013/14), wie die gesunden Gewohnheiten bzw. Eigenschaften in der US-amerikanischen Bevölkerung verteilt sind. Es zeigte sich, dass lediglich 8 % der Bürger alle fünf Faktoren vorweisen können. Im nächsten Schritt setze man diese Daten mit den altersspezifischen Sterbestatistiken in Beziehung.
Alle Fünfe: plus eineinhalb Dekaden
Dass ein gesunder Lebensstil die Lebenserwartung verbessern würde, war den Forschern von Anfang an klar. Doch wie groß die Vorteile der Kombination aller fünf gesunden Verhaltensweisen sein würden, überraschte sie sehr: Frauen, die mit 50 alle vordefinierten gesunden Lebensstilfaktoren praktizierten, dürfen sich nach den Berechnungen der Wissenschaftler über 14 zusätzliche Lebensjahre freuen. 50jährige Männer, die alle fünf Faktoren einhalten, werden zumindest statistisch mit 12 zusätzlichen Jahren belohnt.
Als Vergleichsgruppe dienten Personen, die keinen der fünf gesunden Lebensstilfaktoren aufwiesen. Gemessen an dieser Gruppe lag das relative Sterberisiko insgesamt um 74 % niedriger, wenn alle fünf Faktoren passten. Das relative Risiko an Krebs zu sterben war um 65 % geringer, das Risiko, einer Herz- oder Gefäßkrankheit zu erliegen, um 82 % erniedrigt.
Nicht mehr und nicht weniger als moderat
Die Berechnungen des Einflusses alkoholischer Getränke bestätigen einmal mehr die bekannte J-förmige Kurve zu deren Einfluss auf verschiedenste Gesundheitsparameter. Wer sie in moderater Menge konsumierte (entsprechend 5 bis unter 30 g Alkohol pro Tag), hatte das geringste Sterberisiko. Sowohl ein höherer Konsum als auch Abstinenz gingen mit gesteigerten Risiken einher. So erhöhte sich das gesamte Sterberisiko bei Abstinenz um 27 % und bei einem Konsum von mehr als 30 g Alkohol täglich um 25 %.
Quelle: Li, Y et al.: Impact of healthy lifestyle factors on life expectancies in the US population. Circulation 2018;137, doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.117.032047