Bietet der moderate Weingenuss zur Mahlzeit Vorteile in Sachen Blutgerinnung bei bereits vorliegender Erkrankung der Herzkranzgefäße? Eine griechische Interventionsstudie ging dieser Frage nach.
Moderater Weingenuss: günstige Effekte auf Blutgerinnungsmarker bei Koronarer Herzkrankheit
Die Studie untersuchte die Auswirkungen eines moderaten Weinkonsums auf Entzündungs- und Thrombosemarker bei Männern mit Koronarer Herzkrankheit (KHK). Zuvor hatte das Forscherteam bereits an Extrakten aus Wein gezeigt, dass sich damit die Verklumpung roter Blutplättchen verhindern lässt. Diese sogenannte Plättchenaggregation ist ein wichtiger initialer Schritt bei der Blutgerinnung und der Entstehung von Blutgerinnseln (Thromben), die besonders für KHK-Patienten lebensgefährlich werden können. Ein wichtiger Initiator für die Verklumpung der Blutplättchen ist der Plättchenaktivierungsfaktor (PAF).
Wein versus Abstinenz und Spirituose
Die griechische Studie rekrutierte 71 KHK-Patienten (64 nahmen teil und 57 blieben bis zum Studienende dabei) und teilte sie nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen ein. Ein Drittel der Probanden würde für acht Wochen auf jeglichen Konsum alkoholischer Getränke verzichten. Sie dienten als Kontrollgruppe für die beiden Interventionen mit alkoholischen Getränken: Die Weingruppe sollte acht Wochen lang 200 ml eines Cabernet Sauvignon zum Mittag- oder Abendessen trinken. Die Alkoholgruppe war angehalten, während der Studiendauer 69 ml eines griechischen Tresterbrands (Tsipouro) zu einer Mahlzeit zu konsumieren. Die Getränkemengen hatte man so bemessen, dass die Wein- und die Alkoholgruppe gleich viel Alkohol zu sich nahmen (27 g/Tag).
Zu Studienbeginn sowie nach vier und acht Wochen wurden in allen drei Gruppen anhand von Blutwerten die Veränderungen folgender Parameter gemessen:
- Die Aktivität von Enzymen, die der Synthese oder dem Abbau des gerinnungsfördernden Aktivierungsfaktors PAF dienen.
- Diverse Biomarker für die Thromboseneigung wie den gewebespezifischen Plasminogen Aktivator (tPA), dessen Hemmstoff, den Plasminogen- Aktivator- Inhibitor (PAI), das gerinnungsfördernde Fibrinogen sowie das Gerinnsel-auflösende D-Dimer.
- Das Ausmaß, indem sich die Verklumpung der Blutplättchen der Probanden durch PAF und andere Induktoren anstoßen ließ.
Weniger Gerinnungs- und Thrombosemarker nach Weinkonsum
Die Weintrinker wiesen geringere Enzymaktivitäten für die Synthese des Blutgerinnungsfaktors PAF auf. In der Alkoholgruppe waren die Enzymaktivitäten dagegen erhöht. Hier zeigt sich, dass Weinkonsum günstigere Effekte erzielen kann als Spirituosen. Nur unter Weinkonsum sanken zudem das Fibrinogen sowie die Aktivität des gewebespezifischen Plasminogen Aktivators (tPA) signifikant. Beides weist auf eine geringere Thromboseneigung hin.
Anhand der unterschiedlichen Auswirkungen bei den Wein- und Spirituosentrinkern wird deutlich, dass der moderate Weinkonsum weitergehende positive Auswirkungen auf Blutgerinnungs- und Thrombosemarker erzielte. Die Autoren führen dies auf Weinbegleitstoffe wie die Polyphenole zurück. Deren antioxidative, entzündungshemmende und antithrombotische Eigenschaften sind gut belegt. Somit liefert die aktuelle Studie Hinweise darauf, dass Wein in Maßen und zu einer Mahlzeit getrunken, auch bei Patienten mit KHK, Teil eines gesunden Lebensstils sein kann. Allerdings sind weitere Studien hierzu nötig, sowohl mit einer größeren Anzahl an Probanden als auch unter Einbeziehung von Frauen.
Quelle: : Fragopoulou, E et al.: Effect of moderate wine consumption on the activity of enzymes involved in platelet-activating factor metabolism and thrombotic biomarkers: a randomised, single-blind, parallel, clinical study in CHD men patients. British Journal of Nutrition 2025;133:600-610









