Ein Viertel Rotwein verändert die Darmflora günstig

Dass ein moderater Weinkonsum mit weniger koronaren Herzkrankheiten und mit einer verringerten Sterblichkeit einhergeht, ist bekannt. Doch woran liegt das? Beim Wein stehen hier vor allem seine phenolischen Begleitstoffe im Fokus der Forschung. Allerdings konnte man zunächst nicht gut erklären, wie sie das bewerkstelligen könnten. Neuere Studien weisen auf ein Zusammenwirken mit der Darmflora hin.

Im Wein steckt eine Fülle an Begleitstoffen, wie die phenolischen Flavonoide und Anthocyane oder auch nicht-phenolische Verbindungen wie Hydroxy-Zimtsäuren und Stilbene. Sie kommen auch in anderen pflanzlichen Lebensmitteln vor und werden für gesundheitsförderlich erachtet. Da sie vom Darm jedoch kaum aufgenommen werden, war lange unklar, wie sie sich bemerkbar machen könnten.

Darmmikrobiota als Schlüsselelement
Die Gesamtheit der meist einzelligen Mitbewohner in und auf unserem Körper wird als Mikrobiota bezeichnet. Die Besiedler des Darmes bilden die Darmmikrobiota. Deren Vielfalt, Funktion und Zusammensetzung übt messbare Einflüsse auf die Gesundheit, das Körpergewicht, die Stimmung und das Risiko für viele Erkrankungen aus. Zudem sind die Mikrobiota durch unsere Lebensweise und durch das, was wir essen und trinken veränderbar.

Da für die herz- und gefäßschützenden Effekte eines moderaten Weinkonsums vor allem die schlecht resorbierbaren Weinbegleitstoffe verantwortlich gemacht werden, ging ein Forscherteam in Brasilien der Frage nach, ob die Begleitstoffe des Weines die Darmmikrobiota beeinflussen und auf diese Weise eine Wirkung entfalten könnten. Um dies zu untersuchen, rekrutierten sie 42 Männer mittleren Alters, die an einer gut eingestellten Erkrankung der Herzkranzgefäße litten. Im Rahmen einer kontrollierten Interventionsstudie tranken sie drei Wochen lang an fünf Tagen der Woche einen viertel Liter Rotwein. Es handelte sich um einen Merlot mit bekanntem Alkohol- und Polyphenolgehalt (12,75 Vol.-% und ca. 2 g/l Phenole). Ebenfalls drei Wochen lang sollten die Probanden abstinent leben, jeder Teilnehmer absolvierte beide Studienphasen.

Umbau der Darmmikrobiota nach Weingenuss
Im Rahmen von fünf Klinikbesuchen wurden die Patienten zu ihren Essgewohnheiten befragt, man nahm ihnen Blut ab und sie erhielten Instruktionen, wie sie ihre Ernährung während der Studie konstant halten konnten und wie die Stuhlproben für die Mikrobiom-Analysen durchzuführen sind. Moderne computergestützte Analysen des Erbguts der Mikroorganismen im Darm erlauben heute eine bessere Bestimmung und Unterscheidung der zahlreichen Gattungen. Mithilfe dieser Technik (16S rRNA-Sequenzierung) konnten klare Veränderungen in den Darmmikrobiota der Patienten gezeigt werden, je nachdem, ob sie Wein getrunken oder abstinent gelebt hatten.

Aufgrund der bekannten Stoffwechseleigenschaften der nach Rotwein vermehrt auftretenden Bakteriengattungen gehen die Forscher davon aus, dass sich die beobachteten Verschiebungen der Mikrobiota günstig auswirken könnten. Dafür sprechen auch Ergebnisse der Blutanalysen. Darin waren einige Substanzen, denen positive Stoffwechseleffekte zugeschrieben werden, nach Rotweinkonsum erhöht. Ob die Veränderungen der Mikrobiota durch den Rotwein diese Verschiebungen der Blutwerte tatsächlich verursacht haben, ist damit noch nicht gesagt. Die Studie zeigt jedoch, dass Weinbegleitstoffe, auch wenn sie selbst von Darm nur schlecht aufgenommen werden, über das Zusammenwirken mit der Darmflora durchaus effektiv sein können.

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Quelle: Haas, EA et al.: A red wine intervention does not modify plasma trimethylamine N-oxide but is associated with broad shifts in the plasma metabolome and gut microbiota composition. American Journal of Clinical Nutrition 2022;116:1515-1529

 

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