Gesunder Lebensstil entscheidend für diabetische Spätfolgen

Diabetes tut nicht weh und kann doch gravierende Folgen haben. Diese betreffen nicht nur die großen Blutgefäße, sodass etwa ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall droht. Auch die kleinen Blutgefäße in Augen, Nieren und im Nervensystem können langfristig Schaden nehmen. Die gute Nachricht lautet: Auch hier lässt sich mit einem gesunden Lebensstil, inklusive eines moderaten Konsums alkoholischer Getränke, Schlimmeres verhindern.

Gesunder Lebensstil entscheidend für diabetische Spätfolgen
Diabetische Spätfolgen an kleinen Blutgefäßen, auch als mikrovaskuläre Komplikationen bezeichnet, stellen nicht nur eine ökonomische Belastung der Gesundheitssysteme dar. Es sind auch enorme gesundheitliche Belastungen für die Betroffenen. So verlieren rund 30 Prozent aller Diabetiker im Verlauf ihrer Erkrankung erheblich an Sehvermögen (diabetische Retinopathien) und bis zu 50 Prozent der Zuckerkranken entwickeln diabetische Nieren- oder Nervenschäden (Nephro- oder Neuropathien).

Co-Wirkung von Ernährung, Körpergewicht, Rauchverhalten, Bewegung und mäßigem Konsum
Lebensstilfaktoren wie eine gesunde Ernährung, ein normales Körpergewicht, Nichtrauchen, körperliche Aktivitäten und ein moderater Konsum alkoholischer Getränke gehen mit verringerten Risiken für diese Komplikationen einher. Doch ob und wie diese Niedrigrisiko-Lebensstilfaktoren zusammenwirken, wurde bislang noch nicht untersucht. Diese Wissenslücke ließ sich nun anhand von Daten der großen britischen UK-Biobank-Studie schließen.

Aus der großen Kohorte mit rund 500.000 Probanden wurden jene 15.104 ausgewählt, die an Typ-2-Diabetes erkrankt waren, jedoch zu Studienbeginn keine Spätfolgen an großen oder kleinen Blutgefäßen aufwiesen. Nach durchschnittlich acht Jahren Beobachtungszeit hatten 1.296 von ihnen diabetische Augen-, Nieren- und/oder Nervenschäden erlitten, manche mehrere zugleich. Anhand der Daten zu Lebensstil, anthropometrischen, gesundheitlichen und soziökonomischen Daten suchten die Forscher nach Zusammenhängen und dem Zusammenwirken dieser Faktoren.

Je gesünder der Lebensstil, desto weniger Komplikationen
Folgende fünf Faktoren für einen gesunden Lebensstil wurden für diese Studie identifiziert:

  • eine gesunde Ernährung
  • regelmäßige körperliche Aktivitäten
  • ein geringer Taillenumfang
  • Nichtrauchen und
  • ein moderater Konsum alkoholischer Getränke
    (i. D. 1 - 14 g Alkohol täglich für Frauen, 1 - 28 g täglich für Männer, entsprechend in etwa einem Achtel bis einem viertel Liter Wein)

Es zeigte sich, dass diese fünf Niedrigrisiko-Lebensstilfaktoren nicht nur einzeln, sondern auch zusammenwirken. Wer vier bis fünf dieser Faktoren einhielt, hatte im Vergleich zu jenen, die nur einen oder keinen einhielten, eine um 35 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit für diabetische Augenschäden. Die Wahrscheinlichkeit für diabetische Nierenschäden war um 57 Prozent verringert und jene für Nervenschäden um 54 Prozent. Alle mikrovaskulären Komplikationen zusammengenommen waren um 46 Prozent weniger wahrscheinlich, wenn mindestens vier Faktoren eines gesunden Lebensstils eingehalten wurden. Diese Effekte ließen sich zumindest teilweise mit verbesserten Zucker-, Blutfett-, Entzündungs- und Leberwerten erklären.

Moderater Konsum kann zum gesunden Lebensstil zählen
Im Vergleich zu anderen Trinkmustern reduzierte ein moderater Konsum alkoholischer Getränke die Wahrscheinlichkeiten für die diabetischen Komplikationen bereits um 27 Prozent, wobei vor allem diabetische Neuropathien seltener vorkamen (- 46 Prozent). Wer bereits körperlich aktiv war, sich gesund ernährte und nicht rauchte, konnte die Risiken für Komplikationen noch einmal deutlich senken, wenn auch alkoholische Getränke in moderaten Mengen konsumiert wurden: So sank die Wahrscheinlichkeit für alle mikrovaskulären Probleme von - 27 Prozent mit moderatem Konsum weiter auf - 48 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für Augenschäden sank von - 19 Prozent weiter auf - 45 Prozent, für Nierenschäden sank sie von - 40 Prozent weiter auf  55 Prozent und bei den Nervenschäden gar von - 31 Prozent auf - 62 Prozent.

Zwar hat auch diese Studie methodische Schwächen, und sie kann als Beobachtungsstudie keine Ursache-Wirkungs-Belege erbringen. Dennoch zeigt sie, dass ein moderater Konsum alkoholischer Getränke auch für Menschen, die an Typ-2-Diabetes leiden, ein bedeutender Teil eines gesunden Lebensstils sein kann.

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Quelle: Geng, T et al.: Healthy lifestyle behaviors, mediating biomarkers, and risk of microvascular complications among individuals with type 2 diabetes: A cohort study. PLOS Medicine 2023, doi: 10.1371/journal.pmed.1004135

 

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