Der Bierbauch ist zwar sprichwörtlich, doch nicht explizit Gegenstand dieser Studie. Hier schaute man genauer hin und untersuchte, ob sich die Präferenz für verschiedene alkoholische Getränke bei der Körperzusammensetzung bemerkbar macht. Das ist deswegen interessant, weil mit dem Älterwerden oft die Muskelmasse geringer und die Fettmasse üppiger wird, was wiederum Krankheiten fördern und körperliche Fähigkeiten einschränken kann.
Getränkepräferenzen und Körperzusammensetzung
Sind Biertrinker tatsächlich runder am Bauch und Weintrinker eher schlank? Schlagen sich die Kalorien aus Wein, Bier oder Spirituosen unterschiedlich auf den Hüften nieder? Die Fachliteratur zu diesen Fragen ist uneinheitlich, wir wissen es also nicht. Eine mögliche Ursache für die unklare Datenlage könnte sein, dass bislang meist nur nach Zusammenhängen mit der Alkoholmenge und dem Gewicht geschaut wurde. Anhand von Daten aus der britischen Langzeit-Beobachtungsstudie „UK-Biobank-Study“ ging ein amerikanisches Wissenschaftlerteam jetzt einmal anders an die Sache heran.
Auch Biomarker und Körperzusammensetzung gemessen
Dazu besorgten sich die Forscher nicht nur die Daten zum Lebensmittelverzehr, zu demografischen und anthropometrischen Daten und den Trinkgewohnheiten aus der britischen Datenbank, sondern auch die Ergebnisse aus 23 Blutanalysen sowie aus den Messungen zur Körperzusammensetzung, die während einer Nachuntersuchung zwischen 2012 und 2014 bei einem Teil der Studienteilnehmer durchgeführt worden waren. Die Messungen waren mithilfe der sogenannten DEXA (dt. Doppelröntgen-Absorptiometrie) durchgeführt worden, einer Methode, die auch als Knochendichtemessung bekannt ist und die als Goldstandard gilt.
Am Ende standen die Werte von 1.869 Probanden und Probandinnen für die Auswertung zur Verfügung. Sie waren zwischen 40 und 80 Jahre alt und es handelte sich ausschließlich um hellhäutige, britischstämmige Menschen. Nun konnte untersucht werden, ob es Zusammenhänge zwischen verschiedenen Lebensgewohnheiten, den Laborwerten und der Körperzusammensetzung gibt. Dieser Parameter wurde gewählt, weil das Älterwerden mit Änderungen der Körperzusammensetzung einhergeht, die sich durch das Gewicht nicht ausreichend darstellen lassen und die durch den Konsum alkoholischer Getränke beeinflusst sein können.
Wer trinkt was und was überwiegend?
Um herauszufinden, ob verschiedene alkoholische Getränke unterschiedliche Zusammenhänge erkennen lassen, unterteilte man die Probanden nach ihren Trinkpräferenzen: Während 39 % angaben, keine Präferenzen zu haben, bevorzugten 11 % Bier oder Cider, 25 % tranken überwiegend Rotwein, 16 % überwiegend Weißwein oder Sekt und 7 % bevorzugten mehrere Weinarten. Lediglich 2 % nahmen den überwiegenden Teil ihres Alkoholkonsums in Form von Spirituosen zu sich.
Es zeigte sich, dass die Getränkepräferenzen auch mit anderen Lebensstilfaktoren korrelierten. So bevorzugten Männer eher Bier oder hatten keine Präferenz, während Frauen lieber Wein, vor allem Weißwein und Sekt mochten. Auch bei den Essgewohnheiten, bei der Schulbildung und beim Rauchen fanden sich Unterschiede. Solche Daten sind wichtig, denn alle diese Variablen beeinflussen auch die Gesundheit der Menschen und müssen daher im Kontext betrachtet werden.
Wein- und Sektpräferenz: weniger Körperfett, höhere Knochenmineraldichte
Eine Präferenz für Bier oder Cider ging mit mehr Fettgewebe im Bauchraum einher, was sich durch die Biomarker für Fettstoffwechselstörungen und Insulinresistenz gut erklären ließ. Dagegen kamen die gesundheitlich besonders ungünstigen Fettdepots im Bauchraum bei Rotweinpräferenz seltener vor. Dies erklären die Autoren mit geringeren Biomarkern für Entzündungen, einem höheren HDL-Cholesterin und guten Nierenwerten. Auch die Menge an Unterhautfettgewebe war bei Rotweinpräferenz geringer. Dafür profitierte man bei Weißwein- und Sektpräferenz von einer besseren Knochenmineraldichte. Dies ließ sich teilweise durch gute Nieren- und Fettstoffwechselwerte erklären.
Zwar ging eine Präferenz für Spirituosen auch mit einer hohen Knochenmineraldichte und mit mehr magerer Muskelmasse einher, doch zugleich auch mit mehr Fett im Bauchraum und unter der Haut.
Diese Studie erlaubt aufgrund ihrer Probandenauswahl nur Aussagen über ältere, britischstämmige und hellhäutige Männer und Frauen. Doch sollten sich die hier beschriebenen Zusammenhänge in weiteren Studien bestätigen, könnte der Genuss von Wein als hilfreich in der Prävention von Übergewicht und Folgekrankheiten, Osteoporose und Knochenbrüchen angesehen werden.
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Quelle: Larsen, BA et al.: Beer, wine, and spirits differentially influence body composition in older white adults – a United Kingdom Biobank Study. Obesity Science and Practice 2022;1-16