Kolumne
NACHGEFORSCHT

Wissenschaftlicher Überblick

Kolumne Nachgeforscht Juli 2022

Wein- auch biologisch mehr als Alkohol

Die Aussagekraft dieser Interventionsstudie ist gar nicht schlecht, wenn auch nur 64 Patienten untersucht wurden ...

Wer kennt sie nicht, die Tage, an denen 24 Stunden nicht genug sind und wo das Wort Stress über allem steht. Doch Untersuchungsgegenstand einer griechischen Studie ist nicht der spürbare Stress, sondern der, der im Körperinneren entsteht und der sich vor allem auf das Herz auswirkt - der oxidative Stress. Diesem können -zumindest theoretisch - Antioxidantien entgegenwirken, wie z.B. die Polyphenole im Wein.

An 64 Patienten mit Koronarer Herzkrankheit aus Athener Krankenhäusern (DAS ging bei uns gar nicht!) wurde untersucht, ob Wein oxidativen Stress reduzieren kann – und falls ja, ob dies an den Antioxidantien liegt. Im Rahmen einer achtwöchigen Intervention wurden verschiedene aussagekräftige Marker für oxidativen Stress in Blut und Urin analysiert: oxidativ geschädigte Proteine, Fette oder Bausteine der Erbsubstanz (DNA und RNA). Zur Sicherheit wurden auch die Blutfette und Leberwerte untersucht.

 

 

Nach 15 alkoholfreien Tagen begann die eigentliche Intervention: Ein Drittel der Probanden blieb auch die nächsten acht Wochen abstinent, ein Drittel trank während der Studienzeit täglich zum Mittag- oder Abendessen 0,2 l eines Cabernet Sauvignons und das dritte Drittel trank 71 ml eines griechischen polyphenolfreien Tresterbrands. Sowohl die Spirituose als auch der Wein lieferten (moderate) 27 g Alkohol täglich. Was kam heraus? Blutfett- und die Leberwerte veränderten sich nicht. Aber bei zwei wesentlichen Markern für oxidativen Stress kam es zu signifikanten Unterschieden: Während die Menge oxidativ geschädigter Bausteine der Erbsubstanz (DNA und RNA) im Urin durch den Konsum der Spirituose nach acht Wochen um ein Drittel angestiegen war, war sie bei Weinkonsum signifikant gesunken (um 24 % nach vier Wochen und um 15 % nach acht Wochen). Auch bei dem zweiten Marker, den oxidierten Proteinen im Blut, schnitt der Wein deutlich besser ab: er senkte sie um rund 10 bzw. 16 %, während die Spirituose den Wert um 18 % ansteigen ließ.

Das Resümee der Forscher: Die bioaktiven Polyphenole des Weines können auch bei bereits bestehender Koronarer Herzkrankheit den schädigenden oxidativen Stress senken.

Ein stichhaltiges Argument, einen ausgesprochenen Stresstag mit einem Glas Wein ausklingen zu lassen.

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Kolumne Nachgeforscht Phenolische Substanzen Herz-Kreislauf-Erkrankungen