Kolumne
NACHGEFORSCHT

Wissenschaftlicher Überblick

Kolumne Nachgeforscht März 2022

In der aktuellen Ausgabe des Nachgeforscht beschäftigt sich die Autorin Frau Dr. Hammer mit der Frage, ob die Wein- und Sekttrinker besser vor einer Covid-Erkrankung geschützt sind.

Impfwein – wenn es so einfach wäre
Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Corona begleitet uns noch immer. Das bringt Menschen auf verrückte Ideen. Die einen erfinden Impfweine, die anderen initiieren Studien, nach denen Wein gegen Covid hilft. Ob das die (Wein-)Welt braucht?

So fand ein britisch-chinesisches Forscherteam heraus, dass dessen Test seltener positiv ausfällt, wenn er mindestens dreimal wöchentlich Wein oder Sekt trinkt. Wow.

Im Detail: Eine halbe Million älterer Briten lieferten zwischen 2006 und 2010 für die UK-Bio-Datenbank Blut-, Urin und Speichelwerte, Angaben zu ihrem Lebensstandard und ihrer Gesundheit. Rund 77.000 der Studienteilnehmer hatten sich bis Ende Juli 2021 einem Corona-Test unterzogen, von denen gut 20 Prozent positiv waren. Im Ergebnis hatten die regelmäßigen Wein- und Sektkonsumenten eine bis zu 17 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit, sich mit Corona infiziert zu haben. Genoss man bis zu zweimal wöchentlich Wein oder Sekt, konnte man weder mit Vor- noch mit Nachteilen rechnen. Wer dagegen mindestens dreimal pro Woche mehr als drei Gläser Bier konsumierte, hatte eine bis zu 31 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen positiven Test.

 

 

Die Freude aller Wein- und Sektliebhaber ist nachzuvollziehen. Aber leider muss ich ein wenig Wasser in den Wein schütten. Oberste Priorität in der DWA haben evidenzbasierte Daten. Und diese liegen hier (noch) nicht vor. Ein Trend ist unübersehbar, aber der kausale Zusammenhang fehlt. Obwohl dieser wegen der immunmodulierenden und antiviralen Effekte des Phenol-Ethanol-Getränks durchaus möglich ist.

Zu viele Ungereimtheiten: Bei der Datenanalyse fiel beispielsweise auf, dass positiv Getestete ungesünder und weniger gebildet waren. Über die sozialen Kontakte, Hauptrisikofaktor für eine Übertragung, war nichts bekannt. Und dies ist gerade in Großbritannien von Bedeutung: Dort wird Bier vor allem in Pubs und damit mit hoher sozialer Kontaktintensität konsumiert, Rotwein dagegen eher zu Hause oder in Restaurants unter Einhaltung größerer Abstände.

Gegen Corona hilft nur impfen mit einem Vakzin – und zwar in den Oberarm – und keine Schluckimpfung mit Wein oder Sekt. Ziemlich sicher kann man aber derzeit sagen, dass der moderate Weingenuss nicht schadet. Und das ist auch schon etwas. Bei Studienbewertungen sollte der Kopf und nicht der Bauch die Oberhand haben. Gerade Letzteres scheint bei denen zu überwiegen, nach deren Untersuchungen jeder Tropfen Krebs initiiert. Diese emotionsgesteuerte Evidenz monieren wir immer; das muss dann aber auch für uns gelten.

Ich lebe weiter wie bisher, rauche nicht, bewege und ernähre mich einigermaßen und trinke moderat Wein. Dadurch rechne ich nicht damit, Covid abzuhalten, habe aber auch keine Angst davor, mein Krebsrisiko zu steigern – ich genieße einfach.

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Kolumne Nachgeforscht Corona

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