Staab, Josef
* 1919 Kiedrich, † 2009 Johannisberg
Josef Staab begann nach dem Abitur 1937 mit einem Theologiestudium, das er aber 1939 abbrach, weil er zum Wehrdienst eingezogen wurde.
Nach dem Krieg begann er eine Winzerlehre auf Schloss Johannisberg, danach besuchte er die landwirtschaftliche Hochschule in Bonn und schloss das Studium als Diplom-Landwirt ab. Im Anschluss beschäftigte er sich als Assistent von Prof. Husfeld mit der Rebzüchtung auf dem Geilweilerhof in Siebeldingen. 1956 kehrte er in den Rheingau zurück und wurde zunächst Verwalter, dann Leiter (Domänenrat) von Schloss Johannisberg (1957-1984).
In den Folgejahren übernahm er viele verantwortungsvolle Tätigkeiten in seinem heimatlichen Rheingau und in überregionalen Organisationen. So war er unter anderem von 1966 – 1986 Vizepräsident des Rheingauer Weinbauverbandes.
„Auch der Notleidende, der sozial Schwache hat ein Recht auf Freude:
Daher Brot und Wein! Wer bei Wasser und Brot sitzt, hat sein Recht auf Freude verwirkt!“
Warum zählen wir ihn zu den Pionieren der Weinkultur?
Wir könnten uns schlicht und ergreifend den Versen der Rheingauer Heimatdichterin Hedwig Witte anschließen, die ihm aus Anlass der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Mainzer Universität u. a. folgende Zeilen widmete:
Welch´ stolz´ Gefühl, dass Josef Staab,
der unserem Rheingau so viel gab,
in die Geschichte tief drang ein,
erforscht die Wissenschaft vom Wein
und der Musik zu Gottes Ehr´
ein Sänger und Verkünder wär´,
als Ehrung überregional
nun auch vom höchsten Tribunal
erhält den Mainzer Doktor – Hut.
Das ehrt den Rheingau, tut ihm gut!
In der Tat: Von 1959 bis 1999 war er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Gesellschaft für Geschichte des Weines. Er verfasste über hundert wissenschaftliche Artikel zu wein- und heimatbezogenen Kulturthemen. Zu seinen wissenschaftlichen Forschungsthemen gehörten kulturelle und historische Untersuchungen in seiner Heimatregion Rheingau. Im Fokus standen dabei Kloster Eberbach, Schloss Johannisberg und seine Heimatstadt Kiedrich. Eine ganze Reihe seiner Veröffentlichungen beschäftigte sich mit der Historie der Rebsorten, insbesondere mit dem Riesling und dem Spätburgunder. Seinen Arbeiten ist es zu verdanken, dass die Entstehungsgeschichte der Bezeichnungen Kabinett, Spätlese und Eiswein umfassend dargestellt ist.
Er war ab 1971 Gründungsmitglied, später Kapitular und Kapitelältester des Rheingauer Weinkonvents. Die kulturelle Verbindung von Wein und Musik war ihm wichtig, auch als jahrzehntelanges aktives Mitglied der Kiedricher Chorbuben.
Für seine ehrenamtlichen weinkulturellen Leistungen wurde er vielfach geehrt, 1982 auch mit dem Deutschen Weinkulturpreis. Zu Recht, denn für Staab war die Weinkultur eine essentielle Begleiterin der Menschheit.
Wer mehr über Josef Staab wissen möchte, dem empfehlen wir:
Quellen
- Kriesel, Bruno; Fenzl, Rudolf: „Josef Staab. Sein Wirken im Rheingau. Biographie und Bibliographie“, Kiedrich (2012)
- Pruns, Herbert und Staab, Josef: „Brot und Wein“, Schriften zur Weingeschichte der Gesellschaft für Geschichte des Weines, Nr. 95, Wiesbaden (1990)
- Kurzbiografie von Josef Staab in „Persönlichkeiten der Weinkultur“, Gesellschaft für Geschichte des Weines