Schiller, Friedrich Wilhelm
* 1759 Marbach am Neckar, † 1805 Weimar
War Friedrich Wilhelm Schiller ein so bedeutender Weinpionier, dass sogar eine Weinkategorie, der Schillerwein, auch kurz Schiller, nach ihm benannt wurde? Weit gefehlt, zumindest was die Namensgebung angeht. Schillerwein ist ein württembergischer Wein von blass- bis hellroter Farbe, der aus einem Verschnitt von Weißwein- und Rotweintrauben, auch deren Maischen hergestellt wurde und wird. Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm war schon im 19. Jahrhundert als Namenserklärung zu lesen: schieler, schiler, schilcher, von schielen in der bedeutung 'von unbestimmter farbe sein, aus einer farbe in die andere überspielen'. Ungeachtet dessen hat sich der Dichterfürst um den Wein verdient gemacht.
Auch wenn jeder Friedrich Wilhelm Schiller kennt, seien einige biographische Daten vorangestellt: Friedrich Schiller (seit 1802 von Schiller) wurde am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geboren und starb am 9. Mai 1805 in Weimar. Er studierte Jura, später Medizin und wurde 1780 Regimentsmedikus in Stuttgart. Allerdings fühlte er sich mehr zum Schriftsteller berufen. Er begann Dramen und Gedichte zu schreiben. Mit der Uraufführung der ›Räuber‹ hatte er 1782 großen Erfolg. Das herzogliche Verbot jeglicher poetischer Tätigkeit veranlasste ihn zur Flucht aus Stuttgart. Schiller wurde Professor in Jena, begann einen intensiven Ideenaustausch mit Goethe. Mit seinen lyrischen, dramatischen, erzählerischen, ästhetischen und historischen Werken gilt er − neben und mit seinem späteren Freund Johann Wolfgang von Goethe − als bedeutendster Dichter der Epoche des Sturm und Drang und der Weimarer Klassik.
Was veranlasst die DWA, Schiller zu den Pionieren der Weinkultur zu zählen?
Da gibt es zunächst eine sehr bedeutsame Zeugenaussage von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahre 1827, der in einem Gespräch mit seinem Sekretär Eckermann bemerkt haben soll:
Schiller hat nie viel getrunken, er war mäßig.
Schiller also ein früher Vertreter von Wine in Moderation? Der Zeuge ist ob seiner kulturellen Bedeutung als Dichter der Deutschen über jeden Verdacht einer Falschaussage erhaben! Einschränkend müssen vielleicht seine Trinkfestigkeit und seine eigenen täglichen Weinrationen berücksichtigt werden. So schrieb Schiller 1794 nach einem 14tägigen Aufenthalt bei Goethe an seine Frau Charlotte:
Überhaupt trinke ich tagsüber mehr Wein als gewöhnlich und dieser scheint mir besser als warme Getränke zu bekommen.
Schillers Beziehungen zum Wein sind in vielen Veröffentlichungen seit langem beschrieben worden (s. Quellen). Dabei wurden nicht nur seine Verse analysiert, in denen Wein eine Rolle spielt, sondern auch sein Weinkonsum unter die Lupe genommen. Offenbar hatte Schiller ab und an beträchtliche Weinmengen bestellt, die nicht für mäßiges Weingenießen sprachen. Er bevorzugte meist schwere Weine, wie z.B. Malaga- und Portweine, aber auch Frankenweine der feinsten Art. (siehe Abbildung).
Ob der Weinkonsum seine poetischen Kräfte beflügelt hat oder nicht, wird von den Schiller-Biographen unterschiedlich gesehen. Glaubt man daran, dass Poeten ihren Helden in Dramen eigene Auffassungen in den Mund legen, dann könnte folgende Szene aus dem Wallenstein aufschlussreich sein:
Terzky:
Der Wein spricht aus ihm!
Hört ihn nicht, ich bitt´Euch!
Isolani:
Der Wein erfindet nichts,
er schwatzt nur aus!
Schiller selbst hat ohne Kenntnis der heutigen wissenschaftlichen Kenntnisse den Wein als Balsam für das Herz gesehen:
Trink ihn aus, den Trank der Labe.
Und vergiß den großen Schmerz!
Wundervoll ist Bacchus´Gabe,
Balsam fürs zerrissene Herz.
(aus dem Siegesfest)
Seine vinophile Heimatverbundenheit kommt im folgenden Vers zum Ausdruck:
Der Name Wirtemberg
Schreibt sich vom Wirt am Berg –
ein Wirtemberger ohne Wein,
kann der ein Wirtemberger sein?
Anders als bei Goethe half der Weingenuss Schiller nicht, ein langes Leben genießen zu dürfen. Seine Gesundheit war von Jugend an instabil und angeschlagen. Sie verkraftete nicht seine Lebensführung und auch nicht seine Schaffenswut.
Quellen:
- Bassermann-Jordan, Friedrich: Geschichte des Weinbaues. III. Band. Frankfurt 1923, S. 1192 ff.
- Baum, Hanns: Friedrich von Schiller und der Wein. In: Der deutsche Weinbau. 14. Berlin 1935, S. 22-23.
- Götz, Bruno: Schiller und der Wein. In: Der Badische Winzer. 1984, S. 371-372.
- Gussek, Karl-Diether: Berühmte europäische Weintrinker. Jena-Plauen-Quedlinburg 1011, S. 60–87.
- Hachenberger, Richard: Wie hielt es Schiller mit dem Wein? In: Rebe und Wein. 1992, S. 170-174.
- Koch, Hans-Jörg: Die Muse Wein. Mainz 2001, S. 49–54.