Pioniere/innen
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Reis, Jodocus

* 1765 Seligenstadt; † 1838 Aschaffenburg

Über die Familie von Jodocus Reis, seine Jugend und seinen Werdegang wissen wir wenig. Er studierte an der medizinische Fakultät der Universität Mainz und wurde dort 1791 promoviert. Von 1794 bis 1796 war er Assessor an der Medizinischen Fakultät der Universität Mainz. Von 1796 bis 1838 war er Physikus (Amtsarzt) in Aschaffenburg und wurde zum Medizinalrat ernannt. 1799 hatte er Maria Winterstein geheiratet, ob Kinder aus der Ehe hervorgegangen sind, ist uns nicht bekannt.

Warum nehmen wir ihn die Liste der Pioniere der Weinkultur auf?
Grund hierfür ist seine Dissertation „Vom Rheinwein. Eine Chemisch-Medizinische Abhandlung". Er stellte zu Beginn eine mutige These auf: „Ich werde in dieser Abhandlung zeigen, daß die Rheinweine für die Gesundheit des Menschen vor allen andern den Vorzug verdienen; […] Wie weit ich meiner Absicht nah gekommen bin, mag der einsichtsvolle Leser beurtheilen“. Seine Ausführungen über die chemische Zusammensetzung des Weines und der biochemischen Vorgänge sind ein Spiegel des Wissens seiner Zeit. Spannender sind seine Darlegungen betreffend der gesundheitlichen Auswirkungen, die nicht nur historisch interessant, sondern zu einem beachtlichen Teil im Ergebnis bis heute richtig sind. Maßstab für ihn waren die Auswirkungen des Weins auf das Herz-Kreislaufsystem. Wenn die Bewegung des Blutes zu stark sei, schade der Weingenuss; im umgekehrten Falle sei er förderlich.

Daraus leitete er einige generelle Aussagen ab: Für gesunde Jugendliche (mit starker Bewegung des Blutes) sollte der Weingenuss unterbleiben. Wenn die Blutbewegung im Alter nachlässt, sei ein reizendes Mittel zur Verlängerung des Lebens nötig: „Wo würden wir aber im ganzen Naturreiche für diesen Zustand ein ausgesuchteres herzstärkenderes Mittel ausfindig machen, als eben unseren köstlichen ächten Rheinwein.“ Reis empfahl, älteren Weinen den Vorzug vor jüngeren Weinen zu geben, da sie positivere Wirkungen auf das Gehirn hätten. Reis plädierte eindeutig für Mäßigkeit und ggf. für generellen Verzicht: „Das Trinken muss aber mit Mäßigkeit geschehen, und ganz vermieden werden, wenn wegen krankhaften Anlagen des Körpers nachteilige Folgen zu befürchten sind.“

Er gab hinsichtlich der Trinkmuster eine weitere Empfehlung, die in ähnlicher Weise noch heute gegeben wird:

„Guten Wein und rein sollte man denselben trinken beim Essen.“

Er schrieb seine Dissertation zu einer Zeit, als Wein noch als Heilmittel große Bedeutung hatte. Deshalb setzte er sich auch mit dem Nutzen des Weines bei bestimmten Erkrankungen auseinander. Die Bedeutung des Weins in der Rekonvaleszenz wurde von ihm abschließend hervorgehoben. Bemerkenswert ist insgesamt, dass er sehr differenziert die Vor- und Nachteile des Weins als Heilmittel unter Berücksichtigung des Wissens aus dem Altertum und der Erkenntnisse des 18. Jahrhunderts darstellte. Dass wir heute vieles anders sehen, ist ein Zeichen des wissenschaftlichen Fortschritts.

Quellen
  • Reis, Jodocus: Verzeichnis der Professorinnen und Professoren der Universität Mainz
     

  • Reis, Jodocus: „Vom Rheinwein: Eine Chemisch-Medizinische Abhandlung“, Mainz (1791)

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