Pioniere/innen
A - Z

Hoffmann, Friedrich

* 1660 Halle; † 1742 ebenda

Der Vater von Friedrich Hoffmann war Leibarzt des Herzogs von Sachsen-Weißenfels. Offenbar wollte der in Halle geborene Sohn in die Fußstapfen seines Vaters treten, denn er nahm 1678 an der Universität Jena das Studium der Medizin auf. An der Universität Erfurt hörte er zusätzlich Vorlesungen über Chemie und Pharmakologie. Mit einer Abhandlung über den Selbstmord (De autocheiria) wurde er 1681 zum Doktor der Medizin promoviert. Um seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu erweitern, ging er für einige Monate nach England, wo er von Robert Boyle (1627-1692, Mitbegründer der modernen, auf Experimenten beruhenden Naturwissenschaften) beeinflusst wurde.

Nach seiner Rückkehr wurde er 1685 in Minden Garnisonsarzt beim Regiment Zieten und 1686 Hofmedicus und Landphysikus des Fürstentums Minden. 1687 ging er in gleicher Funktion in das Fürstentum Halberstadt. An der neugegründeten Universität Halle trat er 1693 eine Professur für Medizin und Physik an.

Über viele Jahre war er Dekan der Medizinischen Fakultät, mehrfach Dekan der Philosophischen Fakultät und Prorektor der Universität. Außerdem war er seit 1696 Mitglied der Leopoldina und wurde 1701 Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1720 Mitglied der Royal Society und 1734 Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften. Nachdem er Friedrich Wilhelm I. von Preußen bei einer Krankheit helfen konnte, wurde er zum Geheimrat ernannt. Im hohen Alter von 82 Jahren verstarb er in Halle.

Warum nehmen wir ihn in unsere ausgewählte Gesellschaft der Pioniere der Weinkultur auf?
Hoffmann sah den Organismus als eine Art hydraulische Maschine an: Der Spannungszustand (Tonus) der Fasern und damit alle das Leben charakterisierenden Bewegungsvorgänge werden gesteuert von einem Nervenfluidum. Alle physiologischen Funktionen waren für ihn abhängig von der Bewegungsintensität des Blutes und des Nervensaftes in einem intakten Gefäßsystem. Im Umkehrschluss sah er Störungen dieses Systems als Ursache für die Entstehung von Krankheiten. Dieser Theorie entsprechend wandte Hoffmann Heilmittel an, die die Verdauung und die Ausscheidungen fördern und hierdurch die stoffliche Zusammensetzung von Blut und Nervensaft verbessern sollten. Dazu passte:

„Ein guter Wein, mäßig genossen, befördert in vorzüglicher Weise die Verdauung.“

Diese medizinische Blut- und Nervensaft-Bewegungslehre wurde auch zur Grundlage der bekannten Weinärzte des 19. Jahrhunderts (Karl Graff, Franz Meurer, Jodocus Reis). Meurer zitierte Hoffmanns Kriterien für einen gesunden Wein: „Der Wein sei nicht zu geistreich, und nicht zu sauer, sondern gemäßigt, damit er durch den starken Geist den Kopf nicht angreife, und durch die Säure den Magen nicht belästige; und die Urinabsonderung und Hautausdünstung befördere“.

In Umsetzung seiner Theorie verordnete Hoffmann unter anderem den von ihm selbst kreierten Liquor anodynus mineralis - bis zum heutigen Tage bekannt als Hoffmannstropfen ­­- und Weine, insbesondere auch Rhein- und Moselweine. Moselweine verordnete er bei Gichterkrankungen. Er machte den Rheinwein nicht nur am preußischen Hofe populär, sondern er propagierte eine spezielle Kur mit Rheinweinen. Sie erstreckte sich über volle fünf Wochen, begann mit einer Dosis von 1,6 Litern täglich, nur leicht mit Wasser vermischt, und soll bei acht Litern pro Tag geendet haben. Aber vielleicht darf man diese Obergrenze ebenso wenig ernst nehmen wie die berühmte Frage an Radio Iriwan: „Kann man von Hoffmanns Tropfen Kinder kriegen?“ Antwort: Im Prinzip ja, kommt darauf an, (…)“. Denn laut Meurer vertrat Friedrich Hoffmann die Auffassung, dass Wein mit reinem Wasser gemischt, nach Art der Griechen, der Gesundheit zuträglicher sei, als purer Wein.

Wer mehr über Friedrich Hoffmann wissen möchte, dem empfehlen wir:

Quellen
  • Eulner, Hans-Heinz, „Hoffmann, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 416-418​​​​​​​
  • Graf, Karl: „Der Moselwein als Getränk und Heilmittel“, Bonn (1821)
  • Meurer, Franz: „Die Mosel- und Saar-Weine in ihren ausgezeichneten gesundheitfördernden Eigenschaften bei Gesunden und in ihren heilkräftigen Wirkungen bei Kranken“, Trier (1866)
  • Nickenig, Rudolf: „Wein ist Kult!“, Oppenheim (2020)
  • Reiss, Jodocus:  „Vom Rheinwein: Eine Chemisch-Medizinische Abhandlung“, Mainz (1791)

Diese Webseite verwendet Cookies.

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren. Diese Cookies helfen uns dabei, Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten und unsere Webseite ständig zu verbessern. Mit dem Klick auf den Button “Akzeptieren” erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Für weitere Informationen über die Nutzung von Cookies oder für die Änderung Ihrer Einstellungen klicken Sie bitte auf “Details”.

Außerdem geben wir mit Ihrer Zustimmung Informationen an unsere Partner für Soziale Netzwerke, externe Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.

Sie geben Ihre Einwilligung, wenn Sie unsere Webseite weiterhin nutzen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte unserem Datenschutz.

Impressum