Pioniere/innen
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Graff, Karl Philipp

* 1793 St. Goar; † 1853 Traben-Trarbach

Graff, am 7. Januar 1793 in St. Goar am Mittelrhein geboren, Enkel eines rheinischen Weinhändlers, studierte von 1812 bis 1816 Medizin in Würzburg, wurde dort 1816 zum Dr. med. et chir. promoviert, 1817 ließ er sich als Arzt in Trarbach nieder. 1821 wurde er Mitglied der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn.

Graff erregte überregionales Aufsehen durch eine Kropfoperation ohne Betäubung in den 40er Jahren. Dies wäre kein Grund, ihn hier aufzuführen. Es reicht auch nicht aus, dass er ein einfallsreicher Freund und Förderer der Kunst und Musik war. 1845/46 initiierte er als langjähriger Sprecher der Casinogesellschaft den Mosellied-Wettbewerb.

„Der Moselwein, ein in vielerlei Hinsicht im gesunden Zustande des Menschen schätzbares Getränk,
im kranken ein wohlthätiges Heilmittel, wurde bisher auf eine höchst unverdiente Weise herabgewürdigt (…)“
(Graff, 1821)

Was spricht dafür, aus Sicht der DWA ihn zu den Pionieren der deutschen Weinkultur zu zählen?

Über die Grenzen der Mosel bekannt wurde Graff mit seinem Werk Der Moselwein als Getränk und Heilmittel aus dem Jahr 1821. Er selbst bezeichnete seine Schrift als Versuch, der unberechtigten Herabwürdigung des Moselweins in seiner Zeit entgegenzutreten und den alten guten Ruf als wohltuendes Getränk und als Heilmittel wiederherzustellen. Er setzte sich mit der damaligen Mode, morgens bereits Wein zu trinken, kritisch auseinander und empfahl den Abendtrunk. Er schilderte die unterschiedlichen Grade des Rausches und warnte vor der Trunkenheit: „Im höheren Grade des Rausches, bey fortgesetztem Genusse des berauschenden Getränkes […] treten leicht Täuschungen der Sinne ein; Gedächtnis und Besinnung schwinden immer mehr […] die Vernunft unfähig, dem Anreiz der thierischen Triebe zu widerstehen[…].“ Er zeigte die Gefahren für den Trinker, für dessen Familie und die Gesellschaft deutlich auf. Beim Rauschtrinken „findet ein Mißbrauch des Weines statt, welcher der Gesundheit, besonders bei öfterer Wiederholung desselben […] sehr nachtheilig zu werden pflegt.“

1848 veröffentlichte er die Schrift: „Der Mosel-Wein gegenüber der pestilentiellen Cholera – oder welcher Wein verdient als Getränk vor und während der Verbreitung dieser Seuche am meisten empfohlen zu werden.“
Es überrascht nicht, dass er in besonderer Weise die vorzüglichen Weine von der Mosel, vor allem die „naturreinen Weine mit Prädicat“, als Vorbeugungsmittel empfahl. Heute würde er für eine derartige Empfehlung von der alkoholkritischen WHO und ihren nationalen Followern in der Luft zerrissen. Die neuere Wissenschaftsforschung zeigt allerdings, dass wissenschaftliche Erkenntnis immer auch im Zusammenhang mit ihrem gesellschaftlichen Kontext zu sehen ist. Diese Betrachtung sollte man auch unseren Altvorderen zugestehen.

Quellen
  • Rheinland-Pfälzische Personendatenbank: Graff, Karl Philipp
  • Graff, Carl: „Der Moselwein als Getränk und Heilmittel“, Bonn (1821)
  • Graff, Carl: „Der Mosel-Wein gegenüber der pestilentiellen Cholera – oder welcher Wein verdient als Getränk vor und während der Verbreitung dieser Seuche am meisten empfohlen zu werden.“, Bonn (1848)

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