Irmgard, Bitsch
* 1934 Bremen; † 2019 Gießen
Irmgard Bitsch wurde am 23. Dezember 1934 in Bremen geboren. Ein Sonntagskind. Auch Helmut Schmidt war am Tag vor Heilig Abend geboren, allerdings in Hamburg und bereits im Jahr 1918. Irmgard B. zog es nicht in die Politik, sondern in die Naturwissenschaft.
„Essen und Trinken gehören zu den alltäglichen und elementaren Bedürfnissen des Menschen, deren Befriedigung den jeweiligen Lebensverhältnissen angepasst wird und zudem historischem Wandel unterliegt.“
(Vorwort in Essen und Trinken im Mittelalter, Thorbecke Verlag)
Werdegang
Irmgard Bitsch studierte Pharmazeutische Chemie an der Philipps-Universität Marburg und erhielt 1960 die Approbation als Apothekerin. Anschließend absolvierte sie ein Studium der Lebensmittelchemie an der Goethe-Universität Frankfurt mit anschließender Promotion. Ab 1965 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Hochschulassistentin am Institut für Ernährungswissenschaft der Justus-Liebig-Universität in Gießen tätig und wurde dort 1972 mit der Professur für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaft betraut. Ihre Forschungsschwerpunkte bildeten die Biokinetik und die Bioverfügbarkeit von Vitaminen.
Forschung auf dem Gebiet der sekundären Pflanzenstoffe
Prof. Dr. phil. nat. Irmgard Bitsch forschte und publizierte intensiv auf dem Gebiet der physiologischen Bedeutung sekundärer Pflanzenstoffe und wurde zu einer führenden Forscherin im Bereich der B-Vitamine. Dabei forschte sie auch auf dem Gebiet Schutzmechanismen von Vitaminen bei Alkoholkonsum. Im Rahmen ihrer langjährigen Mitgliedschaft in der deutschen Lebensmittelkommission stellte sie ihre Expertise in lebensmittelrechtlichen Fragestellungen zur Verfügung und trug zur Weiterentwicklung des Lebensmittelrechts bei.
Mitgliedschaft beim Wissenschaftlichen Beirat der DWA
Als die Deutsche Weinakademie 1995 eine anerkannte, von der Weinbranche unabhängige Wissenschaftlerin aus dem Bereich Ernährung und Lebensmittel suchte, stellte sich Irmgard Bitsch zur Verfügung, um den Beirat mit ruhiger Hand in den nächsten Jahren zu leiten. Der wissenschaftliche Blick über den Tellerrand war ebenso wichtig wie die kompetente Beratung bei den anstehenden Themen, welche Vorteile ein moderater Weinkonsum als Bestandteil einer mediterranen Ernährung für den Menschen haben kann, aber auch welche negativen Folgen bei einem schädlichen Konsum eintreten können. Nach einigen Jahren gab sie den Vorsitz an Prof. Hans-Rüdiger Vogel ab, blieb aber Beiratsmitglied bis 2014.
Essen und Trinken im Mittelalter
Irmgard Bitsch war nicht nur der Fortschritt in der Naturwissenschaft, sondern auch die Pflege der Kultur wichtig. Deshalb war sie bereits 1987 Mitorganisatorin eines Symposiums Essen und Trinken im Mittelalter. Die 23 Vorträge sind als Buch veröffentlicht. Irmgard Bitsch referierte über Gesundheitsschädigung und Täuschung im mittelalterlichen Lebensmittelverkehr. Die Themen der Weinkontrolle haben sich über die Jahrhunderte teilweise kaum verändert. Irmgard Bitsch wies darauf hin, dass die Strafen allerdings drakonischer waren: Wer beim Vermischen von gutem und schlechtem Wein erwischt wurde, der hatte (laut Soester Stadtrecht von 1120) sein Leben verwirkt.
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Quellen
- Irmgard Bitsch, Trude Ehlert, Xenja von Ertzdorf: „Essen und Trinken im Mittelalter“, Thorbecke Verlag (1987)
- Wensch, S., Fortmann, B., Bitsch, I. und Leiser R.: „Alkohol und Nervenzellen“, Spiegel der Forschung (1996), S. 30-35