Pioniere/innen
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Bassermann-J., Friedrich von

* 1872 Deidesheim, † 1959 ebenda

Er entstammte einer wohlhabenden badisch-pfälzischen Familie. Sein Großvater, Friedrich Daniel Bassermann, war Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. Sein Vater war der Weingutsbesitzer und Landrat Emil Bassermann (1835–1915, ab 1883 Bassermann-Jordan), seine Mutter Auguste Jordan (1841–1899). Er besuchte das humanistische Gymnasium in Karlsruhe bis 1889.

Nachdem er einige Studienreisen unternommen hatte, studierte er in Heidelberg, München, Berlin und Straßburg. 1894 promovierte er in Heidelberg und legte in Colmar das Staatsexamen im Fach Jura ab. Zusammen mit seinem Bruder Ludwig übernahm er 1899 das elterliche Weingut. Nachdem dieser gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 gefallen war, oblag Friedrich alleine die Leitung des Weinguts, da sein anderer Bruder Ernst bereits seit 1895 in München lebte.

„Die Bibel berichtet im Alten Testament,
dass schon Urvater Noah sich an Wein betrank, doch werden ihm dieselben mildernden Umstände wie den Cyklopen in der Odysee zuzubilligen sein,
dass er nämlich die Wirkung des Weines nicht kannte.“

Warum zählen wir ihn zu den Pionieren der Weinkultur?
Nachdem er bereits 1896 begonnen hatte, Material über die Geschichte des Weinbaus zu sammeln, veröffentlichte Bassermann-Jordan 1907 im Alter von nur 35 Jahren die Geschichte des Weinbaus. Für die Erstellung seines Werks las er antike Schriften und mittelalterliche Dissertationen aus verschiedenen europäischen Ländern. Er reiste zu Recherchezwecken viel herum, erwarb historische Schriftstücke und schuf sich so eine umfangreiche Bibliothek, die er bei der Erstellung des Buches nutzen konnte. Die Erschließung von internationalen und alten Quellen fiel ihm insofern leicht, als er neben Deutsch auch Französisch und Italienisch sowie die alten Sprachen Latein und Altgriechisch beherrschte.

1922 schloss er die Arbeiten an der zweiten Auflage des Werks ab, die 1923 veröffentlicht wurde. Sein Werk gilt als das Fundament der europäischen Weinbauforschung, als das umfangreichste Nachschlagewerk der Weinbaugeschichte. Kein geringerer als Proessor Theodor Heuss, der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, hat auf eine sehr persönliche Art das Werk Bassermanns in seinem Vorwort zum Buch vom deutschen Wein (1954) gewürdigt: „Es ist eine liebenswürdige Anekdote in meinem Leben, dass von den ziemlich vielen Büchern, die ich geschrieben habe, das erste der Weinbaugeschichte und der Weinbaupolitik gegolten hat. Ein halbes Jahrhundert liegt  jetzt zurück, seitdem im Sommer 1903 der neunzehnjährige Student seinem Hochschulprofessor dieses Thema als Plan zu einer Doktorarbeit vortrug. Das grundlegende Werk von Bassermann-Jordan war noch nicht erschienen – es hätte dem unverdrossenen Jüngling vieles erleichtert, es hätte ihn vielleicht auch zurückgeschreckt.“ In der Tat, die Latte liegt für Bücher der Weinbaugeschichte seit diesem Standardwerk sehr hoch!

Bassermann übernahm eine Reihe von Ehrenämtern und gab wesentliche weinkulturelle Impulse in der Pfalz und darüber hinaus. 1909 war er Mitbegründer des Weinbaumuseums in Speyer. Zusammen mit seinem Bruder Ludwig war er maßgeblich an der Gründung des Verbandes Deutscher Naturweinversteigerer (heute Verband der Prädikatsweingüter - VDP) beteiligt. Er war für viele Jahre Präsident des Bayerischen Weinbauverbandes, des Weinbauverbandes der Pfalz und Vizepräsident des Deutschen Weinbauverbandes. Auch im Internationalen Weinamt (OIV) wirkte er mit.

Friedrich von Bassermann-Jordan wurde 1917 in den Adelsstand erhoben. 1926 wurde er zum Geheimen Rat ernannt. Seine Ehrungen sind zu viele, um sie hier aufzulisten.

Rund hundert Jahre nach der Veröffentlichung der Geschichte des Weinbaues ist das Werk immer noch eine einzigartige Fundgrube für weinhistorische Betrachtungen, auch was den Weinkonsum und die Trinkkultur von der Antike bis in die Neuzeit angeht. Er selbst ordnete seine diesbezüglichen Ausführungen „als kurze Erwähnung“ ein, da doch eigentlich die Geschichte des Weintrinkens ein eigenes großes Werk ausfüllen würde. Er begann sein Kapitel Weinkonsum, insbesondere Trinklust mit einem Zitat aus dem 1709 geschriebenen Büchlein Über die Fürtrefflichkeit des Rhein-Weins: „In Summa der Wein ist eine Artzney, welcher so wol zur Gesundheit des Leibes, als langen Leben viel beytragen kann.“

Wer mehr über Friedrich von Bassermann-Jordan wissen möchte, dem empfehlen wir:

Quellen
  • Bassermann-Jordan, Friedrich von.: „Die Geschichte des Weinbaues“, 3 Bände., 1. Aufl. 1907, 2. Aufl. 1923
     
  • Kurzbiografie in „Persönlichkeiten der Weingeschichte“ der Gesellschaft für Geschichte des Weines
     
  • Cornelssen, F. A. (Hrsg.): „Das Buch vom Deutschen Wein“, Deutscher Wein-Verlag, Mainz (1954); darin u.a. Geheimer Rat Dr. v. Bassermann-Jordan: „2000 Jahre Weinbau in Deutschland“ (S. 27-34)

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