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Riskantes Trinkverhalten bei jedem dritten älteren Menschen?

Ältere Menschen benötigen oft Medikamente gegen mehrere Erkrankungen, was Zurückhaltung beim Konsum alkoholischer Getränke erfordert. Eine Befragung des Robert-Koch-Instituts legt dazu Zahlen vor.

Im Rahmen der „Studie zur Gesundheit älterer Menschen in Deutschland (Gesundheit 65+)“ hat das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin die Daten von 3.435 Personen ausgewertet, die mindestens 65 Jahre alt waren und im Rahmen mehrerer Befragungen Angaben zu Erkrankungen, zur Medikamenteneinnahme und zum Konsum alkoholischer Getränke in den letzten sieben Tagen gemacht hatten. Man wollte unter anderem erfahren, ob Personen, die multimorbide sind und mehrere Medikamente einnehmen müssen, bei alkoholischen Getränken zurückhaltend sind und wie verbreitet risikoarmes und riskantes Trinkverhalten sind.

Vernünftiges Verhalten bei Erkrankten
45 % aller Befragten gaben an, in der letzten Woche keinen Alkohol zu sich genommen zu haben. Dabei war der Anteil unter Frauen größer als unter Männern (56 vs. 32 %). Auch hielten sich unter den mehrfach Erkrankten mehr Personen zurück als unter den nicht betroffenen (50 vs. 35 %). Wer mehr als fünf Medikamente einnahm, gab ebenfalls häufiger an, in den letzten sieben Tagen abstinent gewesen zu sein (56 vs. 40 %).

Laut RKI hatten jedoch 35 % der Befragten in der zurückliegenden Woche ein Trinkverhalten „mit moderatem oder hohem Krankheitsrisiko“ gezeigt. Zu dieser Zahl kam es, weil das RKI die jüngste Risikoeinachätzung zum Konsum alkoholischer Getränke der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zugrunde legte, die lediglich Abstinenz als risikofrei einstuft. Als risikoarm gilt laut DGE seit August 2024 ein Konsum von einem bis zwei alkoholischen Getränken (à 13,45 g Alkohol) pro Woche. Wer drei bis sechs Gläser wöchentlich konsumiert, hat danach bereits ein moderates Gesundheitsrisiko. Und ab 6 Gläsern pro Woche wird das Trinkverhalten als riskant eingestuft (was vor einem Jahr noch mit risikoarm und moderat definiert wurde).

Definitionsänderung lässt Menschen riskant trinken
Selbstverständlich ist, dass bei Medikamenteneinnahme und bei entsprechenden Erkrankungen zur Abstinenz geraten wird. Allerdings beurteilen abweichend von der Einschätzung der DGE bzw. des RKI große internationale Studien andere Trinkmengen als riskant bzw. risikoarm. Auch geht Abstinenz in der Mehrzahl der Studien keineswegs mit der besten Gesundheit einher. Beispielweise kam die Global Burden of Disease-Studie, der u.a. die DGE-Empfehlungen zugrunde lagen, zu der Erkenntnis, dass gerade ältere Menschen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen von einem maßvollen Konsum alkoholischer Getränke profitieren könnten. Erst bei knapp 2 Standard-Drinks pro Tag (!) wird das gesundheitliche Risikolevel von Abstinenten erreicht. Bei höherem Konsum steigen die Risiken an. 

Es scheint daher, dass das RKI mit seiner Analyse den Anteil riskanten Trinkverhaltens in der älteren Bevölkerung in Deutschland deutlich überschätzt. Zumal es sich bei dieser Studie um eine Momentaufnahme handelt (letzte sieben Tage) und keine weitere Differenzierung nach Trinkmustern oder nach Getränkeart stattgefunden hat. Dennoch fordert das RKI unverständlicherweise präventive Maßnahmen „zur Verringerung des Alkoholkonsums“ bei älteren Menschen.

In Übereinstimmung mit der internationalen Vereinigung „Wine in Moderation“ stuft auch die DWA einen moderaten Konsum alkoholischer Getränke als risikoarm ein – sofern keine medizinischen Gründe dagegensprechen. Dies entspricht (bei einem bis zwei Abstinenztagen pro Woche) bis zu 0,2 l Wein mit 12,5 Vol.-% pro Tag für Frauen und bis zu 0,3 l für Männer.

Zum Vergrößern bitte auf die Folien klicken.

Quelle: Kühnelt, C et al.: Alkoholkonsum und Risikokonstellationen bei älteren Menschen – Ergebnisse der Studie Gesundheit 65+ des Robert-Koch-Instituts in Berlin, Poster 2025, Carr, S et al.: A burden of proof study on alcohol consumption and ischemic heart disease. Nature Communications 2024;15:4082 und und GBD 2020 Alcohol Collaborators: Population-level risks of alcohol consumption by amount, geography, age, sex, and year: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2020 Lancet 2022;400:185-235

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