Wine in Moderation

Mitglieder 0 und > 17.000 Unterstützer
mehr lesen

Wissenschaftlicher
BEIRAT

mehr lesen Stellungnahmen

WISSENschaft 

mehr lesen Vinomed

Kultur & 
GESELLSCHAFT

mehr lesen dwa.letter

Der Wein erzählt Geschichte(n) Folge 6

Vor 30 Jahren - Veränderte Rahmenbedingungen für die Deutsche Weinakademie (DWA)

Seit einiger Zeit breitet sich die Kampfformel No Safe Level (pointiert erklärt: bereits der erste Tropfen des Weingenusses kann der Gesundheit schaden) in den Schlagzeilen vieler Medien aus. Absender dieser vermeintlich wissenschaftlichen Erkenntnis sind unter anderem die Weltgesundheitsbehörde (WHO) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), denen man eigentlich gar nicht zutrauen will, dass sie auf einem wissenschaftlichen Auge blind und zu Sprachrohren von fundamentalistischen Alkoholgegnern geworden sind. 

Mit VITAEVINO ein nächster Schritt
Viel zu spät ist die Weinwelt aus ihrem Dornröschenschlaf aufgewacht und versucht neuerdings mit einer Kampagne vitaevino an die kulturelle Bedeutung eines verantwortungsbewussten Weinkonsums zu erinnern, ohne zu vergessen, die Gefahren des übermäßigen Konsums, des Missbrauchs eines Kulturgetränkes zu benennen. Alle Weingenießer, alle Freunde der Weinkultur sind aufgerufen, sich gegen eine staatliche Bevormundung zu wehren, wie verantwortungsbewusste Bürger eine gesundheitsbewusste Lebensqualität erreichen können. Lange wurden die immer stärker werdenden Angriffe aus dem Lager der Alkoholgegner, die als Ghostwriter in Amtsstuben mehr und mehr Einfluss gewannen, unterschätzt. Dabei war bereits vor 30 Jahren unter anderem auf einer Informationsveranstaltung Wein, Lebensqualität und Gesellschaft sehr deutlich auf die Problematik hingewiesen worden. Veranstalter waren Der Deutsche Weinbauverband (DWV) und die gerade frisch gegründete Deutsche Weinakademie (DWA).  

Es war eine fast euphorische Zeit für Weingenießer, denn das sog. French Paradox[1] hatte international viele Forschungen angestoßen, die Belege für die Vorteile eines moderaten Weingenusses zu Tage förderten. Auf der Tagung in Bingen Wein, Lebensqualität und Gesellschaft berichteten aus dem gerade erst zusammengerufenen Wissenschaftlichen Beirat der DWA Prof. Dr. K. Jung und Prof. Dr. G. Belz über die weltweiten Forschungen, insbesondere auch der positiven Wirkungen eines moderaten Weinkonsums auf das Herz-Kreislaufsystem. Prof. Dr. E. Pöppel stellte Pilot-Untersuchungen vor, dass der moderate Weinkonsum sich positiv auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität auswirken kann. 

Jahrzehntelange Wahrheiten neu aufgelegt
Vor 30 Jahren waren sich die Tagungsteilnehmer einig: „Die Weinwirtschaft hat ein natürliches Interesse an der Verhinderung des Missbrauchs ihrer Erzeugnisse und ein einem bewussten auch gesundheitsbewussten Konsum des Weines von daher ist die Weinwirtschaft offen und bereit die Konsumenten über Risiken eines unmäßigen Trinkens aufzuklären. Aber es muss ja auch das Recht zugestanden werden über die Vorteile eines mäßigen Konsums zu informieren.“

Bei all diesen positiven Ergebnissen, die für einen moderaten Weinkonsum sprachen, warnte der damalige Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes Rudolf Nickenig vor den Einflüssen einer weltweiten Anti-Alkoholbewegung. Er verwies darauf, dass die Weingesundheitsbehörde WHO die alkoholischen Getränke in einem Atemzug mit Tabak und Drogen nannte und staatliche Maßnahmen zur Verminderung des Alkoholkonsums forderte, aus der Verminderung wurde eine Verhinderung (no safe level). Er warnte offen vor„einer Unterwürfigkeit der Politiker unter einen Zeitgeist“.

Aktuell wird darüber nachgedacht, wie die Deutsche Weinakademie auf die veränderten politischen und medialen Rahmenbedingungen reagieren kann. Vielleicht hilft es, an die Ausführungen von Carl Michael Baumann, dem damaligen Geschäftsführer der Deutschen Weinakademie, zu erinnern. Er hatte sich – vor dreißig Jahren - die Frage gestellt, was die Deutsche Weinakademie morgen sein sollte. Seine damalige Antwort lautete:

„Der Platz der Deutschen Weinakademie wird sich […] finden als eigenständige wissenschaftliche Einrichtung, deutlich abgegrenzt von den taktisch operierenden Einheiten gleich welchen Namens oder dem Deutschen Weininstitut, aber ebenso abgegrenzt von den zuständigen wissenschaftlichen Instituten des Weinbaus und der Kellerwirtschaft. Obwohl die Deutsche Weinakademie nach Satzung und Vorstellung seiner Träger wie auch der Mitglieder des Beirates nicht auf die Frage „Wein und Gesundheit“ begrenzt ist und sein will, hat er sich fürs erste dieser Thematik besonders angenommen. Hier wird auch zunächst der Kommunikationsschwerpunkt nach außen liegen. Packen wir‘s an.“  Diese Aufgabe stellt sich nach dreißig Jahren in noch dringlicher Weise – und die Frage, anpacken, aber auf welche Weise. 

[1]  Das French Paradox beschreibt die Beobachtung, dass die Franzosen trotz einer ungesunden Ernährung (fett- und kohlenhydratreich etc.)  deutlich weniger als andere Bevölkerungen unter Herzinfarkten oder Schlaganfällen leiden und eine hohe Lebenserwartung haben. Als Erklärung wurde der regelmäßige Rotweinkonsum angeführt.

RN 17.11.2024

 

 

 


 

Erstellt am
Kultur & Gesellschaft Der Wein erzählt Geschichte(n)