Alkoholkonsum wird mit einem breiten Spektrum neurologischer Störungen in Verbindung gebracht. Eine Metaanalyse erleichtert nun die Bewertung der zum Teil unterschiedlichen Ergebnisse zwischen Alkohol und kognitiven Funktionsstörungen sowie Demenz.
Moderater Konsum und neurologische Störungen: J-Kurve zeigt sich auch hier
Kognitive Beeinträchtigungen und – oft daraus entstehend – demenzielle Erkrankungen sind bei älteren Menschen weit verbreitet. Aufgrund des demografischen Wandels geht man davon aus, dass sie künftig weiter zunehmen. Ein hoher Alkoholkonsum steigert die Risiken für diese und andere neurologischen Störungen. Dagegen fanden sich bei geringem bis moderatem Konsum entweder keine oder verringerte Risiken. Die aktuelle Studie fasst anhand zuvor festgelegter Kriterien die bislang verfügbare Datenlage zusammen.
Dosis bezogene Angaben zeigen J-förmige Beziehung
Es handelt sich um eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse aus 17 Beobachtungsstudien (Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien), die im Zuge einer Literaturrecherche zusammengetragen wurden. Die Studien stammen aus den Jahren 1997 bis 2018 und dauerten im Mittel knapp zwölfeinhalb Jahre. Die jetzige Auswertung aktualisiert zwei frühere Meta-Analysen und achtete dabei besonders auf die dosisabhängigen Effekte.
So fand sich auch in dieser Arbeit keine lineare Beziehung zwischen dem höchsten und geringsten Konsum alkoholischer Getränke und dem Risiko, kognitive Beeinträchtigungen zu erleiden.
Wurden die Daten jedoch dosisbezogen ausgewertet, zeigte sich, wie bereits in vielen wissenschaftlichen Untersuchungen zuvor, eine J-förmige Beziehung: Bis zu einer Menge von 30,5 g Alkohol täglich war das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen im Vergleich zur Abstinenz leicht (- 3 %), aber signifikant verringert. Diese Menge entspräche ca. 300 ml Wein.
Leichter bis moderater Konsum: auch geringeres Demenzrisiko
Ähnlich fielen die Daten bei den Demenzen aus: Kein signifikanter Zusammenhang beim Vergleich des höchsten mit dem geringsten Konsum alkoholischer Getränke im Vergleich zur Abstinenz. Bei dosisbezogener Auswertung ergab sich auch hier ebenfalls eine J-förmige Kurve, jedoch mit anderen Grenzen: So war das Demenzrisiko bis zu einer Menge von 17,5 g Alkohol täglich, entsprechend rund 175 ml Wein, leicht (- 8 %), aber signifikant verringert.
Bedauerlicherweise lagen nicht genug Daten vor, um die Ergebnisse nach Getränkeart oder Trinkmuster aufzuschlüsseln. Die Daten dürfen daher nicht überinterpretiert werden, zumal sie aus beobachtenden Studien stammen, die keine Ursache-Wirkungs-Belege liefern können. Dennoch lässt sich sagen, dass ein leichter bis moderater Konsum alkoholischer Getränke mit leicht verringerten Risiken für die hier untersuchten neurologischen Störungen assoziiert werden kann. Nun müssen weitere Studien zeigen, ob dies an der Art der Getränke, an den Trinkmustern, am Lebensstil insgesamt, an bestimmten Inhaltsstoffen wie etwa den Polyphenolen im Wein oder an anderen Faktoren liegen könnte.
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Quelle: Zarezadeh, M et al.: Alcohol consumption in relation to cognitive dysfunction and dementia: A systematic review and dose-response meta-analysis of comparative longitudinal studies. Aging Research Reviews 2024;100:102419