Ein Gichtanfall ist schmerzhaft. Neben einer erblichen Veranlagung und purinreicher Ernährung gilt der Konsum alkoholischer Getränke als Risikofaktor. Aber stimmt das so pauschal?
Gicht: Besonderheiten bei Frauen und bei Wein
Die Gicht ist die häufigste entzündliche Gelenkkrankheiten, und sie kann sehr schmerzhaft sein. Neben einer genetischen Veranlagung spielt beim Gichtrisiko auch der Lebensstil eine Rolle, insbesondere der Konsum alkoholischer Getränke. Während in früheren Beobachtungsstudien meist nicht zwischen Männern und Frauen und zwischen verschiedenen Getränken und Trinkmustern unterschieden wurde, hat nun ein chinesisches Forscherteam anhand der Daten der UK-Biobank-Studie mit rund einer halben Million Erwachsenen (37 bis 73 Jahre zu Studienbeginn) genau das getan.
Unterschiedliche Gichtrisiken bei Frauen und Männern
Dass es sinnvoll sein könnte, Männer und Frauen getrennt anzuschauen, zeigt sich schon daran, dass Frauen sehr viel seltener an Gicht erkranken. In der Kohorte der Biobank-Studie waren es im Lauf von rund 13 Jahren nur 0,8 % (2.078 von 271.257 Frauen), während 3 % der Männer erkrankten (6.561 von 217.964). Die Autoren führen dies auch auf die unterschiedlichen Getränkepräferenzen zurück. So konsumierten die britischen Frauen überwiegend Wein und Sekt, während ihre männlichen Mitbürger eher bei Bier, Cider und Spirituosen zugriffen.
Nach Berücksichtigung verschiedener Einflüsse (Adjustierung, z. B. nach Alter, Body Mass Index, Ernährung etc.) zeigte sich, dass das Gichtrisiko bei Männern, die alkoholische Getränke konsumieren, signifikant höher ist als bei lebenslang Abstinenten (+ 57 %) und höher als bei ehemaligen Konsumenten. Im Gegensatz dazu fanden sich bei den Frauen keine Unterschiede im Gichtrisiko zwischen den Gruppen.
Vorteil der Frauen in weiteren Analysen bestätigt
Um die Aussagekraft ihrer Daten zu stärken, schlossen die Autoren Personen von der Analyse aus, die die Ergebnisse hätten verzerren können. Dazu gehörten alle, die zu Studienbeginn bereits an einer Koronaren Herzkrankheit, an Krebs oder Nierenversagen gelitten hatten, außerdem sogenannte „Sick Quitters“, also jene, die zuvor aus gesundheitlichen Gründen abstinent geworden waren, Personen, die ihre Gesundheit selbst als schlecht einstuften sowie all jene, die bereits in den ersten beiden Studienjahren an Gicht erkrankten.
Diese differenzierteren Betrachtungen stärkten die zuvor ermittelten Daten: Ein signifikant erhöhtes Gichtrisiko bei männlichen Konsumenten, kein Risiko bei den Frauen. Doch wie sieht es aus, wenn außerdem noch die Trinkmuster und die Art der Getränke berücksichtigt werden?
Keine erhöhten Risiken bei moderatem (Rotwein-)Konsum
Blieben die Konsummengen moderat, das heißt bei bis zu 6 Gläsern pro Woche, wiesen auch die Männer kein erhöhtes Gichtrisiko auf – sofern sie von Bier und Cider Abstand nahmen. Bei den Frauen blieb das Gichtrisiko unverändert niedrig, sofern sie Wein oder Sekt genossen.
Wurden die Getränke in Alkoholmengen umgerechnet, erwies sich bei den Frauen der Rotwein (pro 8 g Alkohol/Tag, entsprechend einem britischen Standard-Drink) als am günstigsten, da er mit unverändert niedrigen Risiken einherging. Die Vorteile des Rotweins könnten auf seine entzündungshemmenden Weinbegleitstoffe wie die Polyphenole zurückzuführen sein. Ob dem so ist, müssen nun weitere Studien zeigen.
Quelle: Lyu, JQ et al.: Consumption of Total and Specific Alcoholic Beverages and Long-Term Risk of Gout Among Men and Women. JAMA Network Open 2024;7:e2430700