Wenn es um das Thema Krebs und alkoholische Getränke geht, ist eines unstrittig: Ein übermäßiger Konsum ist risikosteigernd und sollte daher unbedingt vermieden werden. Doch wie sieht es bei moderaten Konsummengen aus, vor allem, wenn es sich um Wein handelt? Diesem speziellen Thema widmete sich nun ein südamerikanisch-spanisches Forschungsteam.
Wein und Krebsrisiko: erste zusammenfassende Auswertung
Wein und Krebsrisiko: erste zusammenfassende Auswertung
Das Thema Krebs und Alkohol ist sensibel, es erfordert daher eine wissenschaftlich fundierte und differenzierte Sichtweise. In seiner evidenzbasierten Stellungnahme hielt der Wissenschaftliche Beirat der DWA 2020 fest, dass ein übermäßiger Konsum risikosteigernd ist, dass bei geringem Konsum (bis zu einem Standarddrink à 12 g Alkohol täglich) das Krebsrisiko insgesamt jedoch nicht erhöht ist. Inwieweit sich die Risiken zwischen dem Konsum von Wein und anderen alkoholischen Getränken unterscheiden, so der Beirat, sei bis dato nur unzureichend überprüft. Die aktuelle Analyse gibt nun genau zu diesem Punkt Auskunft.
Wein im Fokus
Die Wissenschaftler fanden 73 epidemiologische (beobachtende) Studien, die zu dieser Fragestellung passten: Gibt es unabhängig von anderen alkoholischen Getränken einen Zusammenhang zwischen einem moderaten Konsum von Wein und dem Risiko, eine Krebserkrankung zu entwickeln? Die Studien stammten aus 19 verschiedenen Ländern und umfassen rund 4,3 Millionen Erwachsene aus der Allgemeinbevölkerung.
26 dieser Studien konnten im Rahmen einer Meta-Analyse auch zusammenfassend ausgewertet werden. Dabei zeigte sich, dass der moderate Weinkonsum das Risiko einer Krebserkrankung nicht erhöht. Dies betraf sowohl das Krebsrisiko allgemein als auch die Risiken für einzelne Krebsarten wie gynäkologischen Krebsleiden (Brust und Eierstöcke) und Darmkrebs, die zu den häufigsten weltweit gehören. Auch zu Prostata- und Nierenzellkrebsen fand sich keinerlei Zusammenhang, wenn moderat Wein getrunken wurde.
Daten vorsichtig interpretieren
Beobachtende Studien ohne Intervention, wie die hier zusammengefassten, können prinzipiell nur Korrelationen (statistische Zusammenhänge) ausweisen. Ein kausaler Zusammenhang darf daraus nicht abgeleitet werden. Auch macht die aktuelle Auswertung keine Angaben zu Trinkmustern oder zur exakten Weinmenge. Es lässt sich jedoch sagen, dass beobachtende Studien in der Allgemeinbevölkerung bei moderatem Weinkonsum kein erhöhtes Krebsrisiko feststellen konnten. Zudem ist bekannt, dass bei gesundem Lebensstil und mediterraner Ernährung, wozu dann auch ein bis zwei Gläser Wein täglich zu den Mahlzeiten gehören dürfen, ebenfalls kein erhöhtes Krebsrisiko beobachtet wird.
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Quelle: Lucerón-Lucas-Torres, M et al.: Association between wine consumption and cancer: a systematic review and meta-analysis. Frontiers in Nutrition 2023;10:1197745