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Weinkulturelle Aspekte - Januar

Wein schenkt Freude
Wie kann das Interesse der allgemeinen Öffentlichkeit an der Weinkultur geweckt werden? Wie kann die Aufmerksamkeit der Weinfreundinnen und Weinfreunde an weinkulturellen Ereignissen und Objekten gesteigert werden? 

Diese Frage ist durchaus nicht neu. Wenn man die Fachzeitschriften des Jahrgangs 1953 durchblättert, ein hervorragender Weinjahrgang übrigens, so findet man eine ganze Reihe von Beiträgen. So wird in einem Beitrag von Keutner, Rüdesheim [1] die Frage problematisiert, mit welchen Slogans die Weinliebhaber erreicht werden können. Offensichtlich war innerhalb kurzer Zeit der Slogan der deutschen Weinwerbung mehrfach angepasst worden: Die Formulierung „Der Wein erfreut des Menschen Herz“ war durch „Wein schenkt Freude“ ersetzt worden. Dieser Slogan sollte dann erweitert werden zu „Wein schenkt Freude und Gesundheit“. Schon damals gab es aber Bedenken gegen diesen Zusatz, obwohl es noch keine diesbezüglichen staatlichen Werberestriktionen gab.  Dagegen kann sich der erste Teil „Der Wein erfreut des Menschen Herz“ immerhin auf Psalm 104, 15 berufen, auf einen der schönsten Psalmen der Bibel. Interessant sind die darauf aufbauenden weinkulturgeschichtlichen Überlegungen Keutners. Er stellte sich die Frage nach der Aufgabe und dem Wesen des Weines:

Die Weinkulturgeschichte fängt mit dem Sonderbaren an, daß überhaupt einmal so etwas wie der Wein gemacht wurde und immer noch gemacht wird. Seit 1800 ist es im Weinfach nur üblich, über den Wein selbst zu denken: so wie am besten die Reben gebaut werden, wie man am vorteilhaftesten den Wein im Keller pflegt. Werbemäßig macht man auf den Geschmack, auf den guten, ja hervorragenden Geschmack des Weines aufmerksam. Ja, man entwickelte eine Geschmackskultur, die in ihrer Auswirkung als einmalig in der Weltgeschichte bezeichnet werden darf.  […] Und nun auf einmal, es gehört also unserer Zeit an, tritt für den Weinstand etwas neues auf: Man bringt die „Freude“ mit dem Wein in Verbindung. […] „Wein“ und „Freude“ führen uns in das Gebiet der Weinkultur. Unter Weinkultur versteht man das Verhältnis des Menschen als Gemeinschaftswesen zum Wein. Die Gemeinschaft in der Freude! Der Unterschied zwischen der Antike und Heute ist: In einer rund 3000jährigen Kulturgeschichte zog man den Wein heran, um die Freude zu erschließen; heute zieht man die Freude heran, um den Weinabsatz zu fördern. […] Die Pflege des Gesellschaftlichen mit Wein ist das Entscheidende!“  

Bestimmte Fragestellungen bleiben

Gewiss, die Welt und unsere Weinwelt hat sich in den letzten siebzig Jahren dramatisch verändert. Trotzdem bleiben Fragestellungen mehr oder weniger unverändert erhalten. Der damalige Beitrag kann als Anregung dienen, über die Rolle des Weins im Hier und Heute kritisch nachzudenken. Vor allem die Akzentuierung der Bedeutung des Weins für das gesellschaftliche Leben sind zu unterstreichen. Die Vorteile des Weingenusses werden nicht in individuellen Gesundheitsverbesserungen, sondern vor allem in einem sozialen Nutzen gesehen. Wenn man diesem Gedanken weiter folgt, dann ist der Inhalt und der Geschmack des Weines zwar wichtig, aber das Wie und Wo des Weingenusses, die drinking patterns, vielleicht sogar bedeutsamer. Der Philosoph Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues (1715 - 1747) meinte einst: Die gute Küche ist das innigste Band der guten Gesellschaft!“ Als Franzose hat er dabei sicher auch an den Wein gedacht.   

Autor: Dr. Rudolf Nickenig, Remagen

 

[1] Keutner: Weinwerbung oder Weinkulturwerbung? Das Weinblatt (1953), S. 372-373

 

Erstellt am
Weinkulturelle Aspekte 2023

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