Wine in Moderation

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Ein (!) Glas Wein zum Abendessen: Rezept für Diabetiker?

Ein Artikel über den Einfluss von moderatem Weingenuss auf Diabetes.

"Cyathus vinosus cum cibus quaque die post meridiem“ – so etwa könnte die Verordnung eines Achtels Wein mit der Abendmahlzeit lauten, die Prof. Kristian Rett in den Empfehlungen zu einem gesunden Lebensstil für Diabetiker fehlt. Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der DWA ist Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie in München und wandte sich in einem Übersichtsartikel an die Fachöffentlichkeit.

Wo ist der Wein?
Rett war aufgefallen, dass die medizinischen Programme zur Versorgung von Patienten mit Diabetesvorstufen und auch mit manifestem Typ-2-Diabetes zwar Hinweise zur gesunden Ernährung enthalten und dass darin auch explizit die mediterrane Ernährung erwähnt und empfohlen wird. Allerdings fehlt der Wein, genauer gesagt der moderate Weingenuss zur Abendmahlzeit, so wie er traditionell in vielen Mittelmeerländern gepflegt wird. Dies sei bedauerlich, da sich das typisch mediterrane Trinkmuster in Studien als ein wesentliches Kriterium für die gesundheitlichen Effekte erwiesen habe. Insofern, so Rett diplomatisch, bestünde bei der Patientenversorgung noch „Potenzial zur Verbesserung“.

In einem internationalen Fachjournal für Herz- und Gefäßerkrankungen regt er daher die Ärzteschaft dazu an, in Sachen moderater Weingenuss und Diabetes weder Mythen noch Vorurteilen zu glauben, sondern der Evidenz zu folgen. Damit ließe sich der weit verbreiteten Unsicherheit, die auch unter den Patienten herrsche, entgegenwirken. Dies sei wichtig, damit sie gut informiert Entscheidungen bezüglich des Weingenusses treffen könnten.

Wesentlicher Teil des mediterranen Lebensstils
Zur Begründung führt Rett an, dass schon die blutzuckersenkenden Effekte alkoholischer Getränke dafür sprechen, dass Diabetiker sie nur im Rahmen einer Mahlzeit konsumieren. Dann könnten sie jedoch dabei helfen, den entgleisten Zuckerstoffwechsel zu verbessern. Dazu kommen beim Wein die Effekte seiner phenolischen Bestandteile, die sich ebenfalls günstig auf den Zuckerstoffwechsel auswirken, außerdem auf die Blutgerinnung, die Gefäßgesundheit und das Entzündungsgeschehen.

Mehrere Studien aus jüngerer Zeit hätten zudem gezeigt, dass ein moderater Weinkonsum mindestens ebenso günstig wirken könnte wie manches Medikament. Zwar seien derartige Vergleiche aufgrund der Erhebung des Konsums alkoholischer Getränke mit Vorsicht zu betrachten, doch sprächen die Zahlen für den Wein. Beispielsweise hatte ein moderater Weinkonsum im Vergleich zu Abstinenz in der ADVANCE-Studie an gut 11.000 Typ-2-Diabetikern die Sterblichkeit günstiger beeinflusst als die medikamentöse Senkung von Langzeitzucker und Blutdruck. Und in der italienischen MOLI-SANI-Studie habe sich der moderate Weinkonsum als „die Komponente einer mediterranen Ernährungsweise mit dem größten vorteilhaften Einfluss auf die Herz- und Gefäßgesundheit von Typ-2-Diabetikern“ erwiesen.

Definition mediterraner Trinkmuster verbessern
Prof. Rett macht auch Vorschläge zu einer besseren Definition eines gesunden mediterranen Trinkmusters. Nach der derzeit verbreiteten MEDAS-Skala bekomme einen mediterranen Pluspunkt, wer leicht bis moderat Wein trinke. Dies berücksichtigt weder die geschlechtsspezifischen Empfehlungen für einen verantwortungsvollen Konsum noch die typische J-Kurve. Diese zeigt, dass weder Abstinenz noch ein starker Konsum mit den meisten gesundheitlichen Vorteilen einhergehen, sondern eben nur der moderate Konsum.

Dennoch sei es wichtig, auch klare Empfehlungen für Situationen auszusprechen, in denen Abstinenz oberstes Gebot ist, wie Schwangerschaft, Stillzeit, bestimmte Erkrankungen und die Einnahme bestimmter Medikamente. Auch an einem oder zwei Tagen die Woche sei Abstinenz ratsam. Ansonsten aber müsse das Glas Wein zum Abendessen den Platz in den ärztlichen Lebensstilempfehlungen für (Prä-)Diabetiker bekommen, die es aufgrund der Evidenz verdient.

Quelle: Rett, K: Should we prescribe abstinence or wine once a day with supper in diabetes and prediabetes? Journal of Cardiovascular Medicine and Cardiology 2020;7:152-156

 

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