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Kolumne Nachgeforscht Mai 2020

Wacher Geist trotz oder durch Wein? Ein Artikel über die Auswirkung von Resveratrol und anderen phenolischen Substanzen auf unsere grauen Zellen.

Ob es dem US-Präsidenten passt oder nicht, es gibt biologische Gesetzmäßigkeiten, die nicht wegzutrumpen sind. Ein Virus kann man nicht sehen, aber es existiert. Wie auch elektromagnetische Strahlung und andere evidenzbasierte Gegebenheiten. Auf Letztere konzentriert sich die DWA: Forschungsuntermauerte Hinweise und aktuelle wissenschaftliche Diskussionen.

Wir leben länger. Mit Zunahme der Lebenserwartung steigen auch die degenerativen Erkrankungen. Allen voran Alzheimer und Co. Dazu wurden schon vor Jahrzehnten Arbeiten veröffentlicht, die naturgemäß für viel Sprengstoff sorgten. Wein und Kognitives? Ein zweischneidiges Schwert. Kennen wir doch alle irgendjemanden, der sich „seinen Verstand versoffen hat“. Aber die Datenlage lässt den Schluss zu, dass moderate Dosen genau den umgekehrten Effekt haben. Und dafür gibt es ebenso genügend Beispiele in unserem Umfeld. Diese Gegebenheiten hatten die Gesundheitsexperten der OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein) aus Italien, Spanien, Australien und Deutschland zu einer kritischen Übersicht veranlasst. Da auch meine geschätzte DWA-Kollegin involviert war, freue ich mich, quasi aus erster Hand zu berichten: Die Wissenschaftsgruppe analysierte nach strengem Modus die wichtigsten Arbeiten zu Demenz und Traubensaft/Wein. Das Ergebnis war eindeutig: Der Konsum von 200 bis 500 ml Traubensaft und/oder Wein (von einem bis vier Gläser pro Tag) waren mit einer erhöhten kognitiven Leistungsfähigkeit verbunden, während dies bei den anderen alkoholischen Getränken nicht nachweisbar war. Letzteres und die Tatsache, dass auch Traubensaft eine vergleichbare Wirkung zeigte, dass Alkohol (mit seinen Effekten auf die Blutgefäße) hier nur eine untergeordnete Rolle spielen kann.

Ein Puzzlestück des Ganzen
Besonderes Augenmerk wurde auf die bioaktiven phenolischen Komponenten von Trauben und Wein gelegt. Dazu gehört auch das Stilben Resveratrol, das in der Forschung schon als „Langlebigkeitssubstanz“ für Furore sorgte und in Laborschalen bereits Krebszellen zum Erliegen gebracht hat. Man weiß allerdings, dass eine hohe Dosis für einen Effekt benötigt wird, was über Trauben und Wein nicht aufzunehmen ist. Zum Nachrechnen: Bis 1,8 mg Resveratrol findet man pro Kilogramm Trauben, zwischen 0,2 und 1 mg im Liter Weißwein und bis etwa 2 mg im Rotwein. Der niedrigst gemessene Aktivitätslevel für Resveratrol liegt bei 150 mg. Damit müsste man dazu mindestens 85 kg Trauben pro Tag bzw. circa 85 l Rotwein und 130 l Weißwein konsumieren. Dazu kommt eine generell niedrige Bioverfügbarkeit von Resveratrol, womit die Wirkungsgrenze noch weiter wegrückt.

Es kann also nicht nur am Resveratrol liegen, eines von etlichen Polyphenolen im Wein. Es scheint aber ein Puzzlestück des Ganzen zu sein. Ein fertiges Bild könnten die (belegten) Wechselwirkungen zwischen der Vielzahl von Phenolen in der Traube und im Wein liefern, die synergistisch (wirkungsvoller als die Aktivität der Einzelverbindungen) wirken sowie die Derivate der Polyphenole. Letztere sind teils durch die Weinbereitung, teils durch Metabolisierung im Magen-Darm-Trakt deutlich effektiver als die Muttersubstanzen. Dies – so resümieren die Forscher – sei ein guter Ansatz für weitere Untersuchungen.

Es ist also nicht bewiesen, scheint aber doch sehr wahrscheinlich, dass das tägliche Gläschen auch unseren grauen Zellen hilft. Und wenn man den Tropfen nicht allein, sondern bei einem angeregten Gespräch genießt, sich dann noch mit anderen phenolreichen Nahrungsmitteln ernährt, wie Obst und Gemüse und sich moderat Kaffee, Tee und schwarze Schokolade gönnt, steht einem langen selbstbestimmten Leben nichts im Wege.

Ausgewogene Berichterstattung - ob es Trump, der Politik oder der Weinwirtschaft gefällt oder nicht. Nur das ist wissenschaftlich nachhaltig.

Erstellt am
Phenolische Substanzen Erkrankungen des Gehirns

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