Pioniere/innen
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Henckels, Paul

* 1885 Hürth; † 1967 Kettwig

Henckels stammte aus einer be­kann­ten Solinger Un­ter­neh­mer­fa­mi­lie. Er wurde am 09.09.1885 als Sohn von Paul Abra­ham Henckels (1855–1923) und der Schau­spie­le­rin Cä­ci­lia Wars­zaw­s­ka in Hürth ge­bo­ren. Be­reits als Gym­na­si­ast zog es ihn zum Schau­spiel. Mit 20 Jah­ren begann er seine Schauspielerausbildung an der Thea­ter­aka­de­mie des Düs­sel­dor­fer Schau­spiel­hau­ses. 1908 erhielt er dort ein erstes fes­tes En­ga­ge­ment, es folgte ei­ne über 60-jäh­ri­ge er­folg­rei­che Kar­rie­re als Schau­spie­ler, Büh­nen­re­gis­seur und Thea­ter­di­rek­tor. Sei­nen Durch­bruch als Schau­spie­ler hat­te Henckels bereits 1913 mit der Rol­le des „Schnei­der Wib­bel“ in der Ur­auf­füh­rung des gleich­na­mi­gen Stü­ckes. Der Satz „Oh-nä oh-nä, ooch nein! Wat bin ich für’nen schööö­ne Leich!“ mach­te ihn be­rühmt.

Da stelle mer uns mal janz dumm
Seine Filmkarriere startete zu Be­ginn der 1920er Jah­re, es sollten über 230 Fil­mproduktionen werden. Meist spiel­te er die Rol­len von ko­mi­schen, gut­mü­ti­gen Nach­barn und schus­se­li­gen Pro­fes­so­ren, leicht ver­trot­tel­ten Be­am­ten oder zer­streu­ten äl­te­ren Her­ren, wo­bei sein rhei­ni­scher Ak­zent zu sei­nem Mar­ken­zei­chen wur­de. Als Gym­na­si­al­pro­fes­sor Böm­mel in der Ver­fil­mung der „Feu­er­zan­gen­bow­le“ (1944) mit Heinz Rüh­mann begeistert er bis heu­te die Zuschauer mit Sätzen wie: „Wat is en Dampf­ma­schin?  Da stel­le mer uns mal janz dumm un sage: En Dampfmaschin, dat is ene jroße, runde, schwarze Raum […], der hat zwei Löcher. Dat eine Loch, da kömmt der Dampf erein, und dat andere Loch, dat krieje mer später.“

Henckels war ein „Gottbegnadeter“ in der NS-Zeit
Weil sei­ne Ehe­frau Thea Jü­din war, galt er nach Er­lass der Nürn­ber­ger Ge­set­ze als Halb­ju­de. Ei­ne „Pri­vi­le­gie­run­g“ Theas durch Jo­seph Go­eb­bels (1897-1945) bot ihr aber Schutz vor der De­por­ta­ti­on. Go­eb­bels setz­te Henckels zu­dem auf die so­ge­nann­te „Gott­be­gna­de­ten­lis­te“, so dass ihm der Ein­zug zur Wehr­macht er­spart blieb. Dank Goebbels war er Mitglied der Reichskulturkammer. Ob­wohl Henckels wäh­rend der NS-Zeit in rund 100 Film- und Thea­ter­pro­duk­tio­nen mit­spiel­te, fehlt in sei­nen Au­to­bio­gra­phi­en ei­ne kri­ti­sche Re­fle­xi­on sei­ner Tä­tig­keit wäh­rend die­ser Jah­re.

In der un­mit­tel­ba­ren Nach­kriegs­zeit begann Henckels bald wie­der als Film- und Thea­ter­schau­spie­ler zu ar­bei­ten. 1948 hol­te ihn Gus­tav Gründ­gens, einer der wichtigsten Künstler des NS-Staates und Reichskultursenator und seit 1947 Ge­ne­ral­in­ten­dant des Düs­sel­dor­fer Schau­spiel­hau­ses, zu­rück nach Düs­sel­dorf. In den nächs­ten Jah­ren folg­ten viele weitere En­ga­ge­ments. 1961 zog er sich von der Schau­spie­le­rei zu­rück und be­schränk­te sich auf die Ar­beit als Fernsehmo­dera­tor. Paul Henckels wur­den ho­he Eh­run­gen des Kunstbusiness zuteil, 1964 wurde er mit dem Deutschen Weinkulturpreis ausgezeichnet.

Was veranlasst die DWA, ihn zu den Pionieren der deutschen Weinkultur zu zählen?
Sprache und Gesang ist ein wesentliches Ausdrucksmittel der Kultur. In diesem Metier hat sich Paul Henckels um die deutsche Weinkultur verdient gemacht, in einer Zeit, da es galt, den Menschen mit Humor wieder Lebensmut zu geben. Was als Kultur bewertet wird, unterliegt dem zeitlichen Wandel. Das gilt auch für die Weinkultur. Lieder, Texte und Filme, die in den 1950er und 1960er Jahren als weinkulturelle Pionierleistungen angesehen wurden, können heute auf ein geteiltes Echo stoßen. Dazu zählen Spielfilme wie „Einmal am Rhein“, in dem Paul Henckels eine der Hauptrollen spielte. Im Film „Der fröhliche Weinberg“, der 1952 in Beilstein gedreht wurde, war Paul Henckels neben seinen berühmten Schauspielerkollegen Gustav Knuth und Willy Millowitsch zu sehen. In den 1950er und 1960er Jahren trat Paul Henckels auch in Fernsehsendungen auf, z. B. in „Die fröhliche Weinrunde“ mit Margit Schramm als Wirtin und Willy Schneider als Kellermeister, in der Henckels den Stammtischvorsitzenden mimte. Auf einer Langspielschallplatte der 60er Jahre ist er als Sprechsänger zu hören, u.a. mit „Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein“. Wenn das Gläschen nicht zu groß ist, ist aus Sicht der DWA nichts dagegen einzuwenden. So gesehen sind auch keine Einwände zu erheben, dass Paul Henckels 1964 den Weinkulturpreis erhielt.  

 
Quellen:

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