Pioniere/innen
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Henderson, Alexander

* 1780; † 1863

Henderson war ein schottischer Arzt und Buchautor.  Er hatte an der Universität Edinburgh Medizin studiert. Nach dem Studium eröffnete er in London seine eigene Praxis. Allerdings war seine eigentliche Leidenschaft die Beschäftigung mit Geschichte und Literatur. So war er an der Publikation der Encyclopædia Britannica undder Edinburgh Review beteiligt. Zudem übersetzte er Werke von Pierre-Jean-Georges Cabanis, einem französischen Mediziner, Physiologen und Philosophen, darunter Coup d'œil sur les révolutions et la réforme de la médicine. Außerdem veröffentlichte er 1824 das 228-seitige Werk The History of Ancient and Modern Wines, in dem er den Weinbau der Antike mit dem Wein seiner Zeit verglich. Seine Bewertungskriterien für Wein sollen 1855 die Entwicklung der Bordeaux-Klassifizierung beeinflusst haben. Das Werk umfasst einen umfangreichen Anhang, in dem auch die Weinpreise in Mainz im Jahr 1817 sowie Importstatistiken aufgelistet sind.

Was veranlasst die DWA, ihn zu den Pionieren der Weinkultur zu zählen?
Vermutlich verwundert es nicht, dass der studierte Mediziner in seinem Werk über die Weingeschichte von der Antike bis zu seiner Gegenwart in einem Kapitel auch ausführlich „Von den diätetischen und medicinischen Eigenschaften des Weines“ berichtet. Dabei geht er bei seinen Betrachtungen bis zu den Konsumgewohnheiten in der Antike zurück, in der dem „falschen Vergnügen nachjagend, der Becher des Lebens bis auf die bitterste Hefe geleert“ wurde. Er geht auf die „traurigen Folgen des übermäßigen Weingenusses“ seit der Antike ein, „vor welchem alle Ermahnungen des Moralisten, und alle Bemühungen des Gesetzgebers die Menschheit nicht haben bewahren können“.

Bei seinen weiteren historischen Darstellungen kommt Henderson zum Ergebnis, dass seine Landsleute im Vergleich zu den anderen nördlichen Völkern in früheren Jahrhunderten dem Trinken am wenigsten ergeben waren und sogar ob ihrer Nüchternheit berühmt waren. Das änderte sich allerdings in den Kriegen mit den Niederlanden im 17. Jahrhundert, als die englischen Soldaten das unmäßige Trinken von den Holländern übernahmen, so Henderson. Seit den Zeiten der Aufklärung habe sich die Situation in England wesentlich verbessert: „Wenn gegenwärtig ein Mann sich solcher schändlichen Ausschweifungen schuldig macht, so wird er mit Recht von der gebildeten Gesellschaft ausgeschlossen.“ Leider fehle es an wissenschaftlichen Untersuchungen, welchen Einfluss das Weintrinken auf den Nationalcharakter habe. Der Behauptung mancher Schriftsteller, dass sich der Charakter der Bevölkerung nach der Beschaffenheit der Weine richte, will Henderson nicht so ohne weiteres zustimmen.

Henderson: Je weiter Konsumenten von den Weinbauregionen entfernt sind, desto eher neigen sie zum übermäßigen Konsum.
Henderson plädiert energisch dafür, sich nicht dem Berauschen hinzugeben: „Es verhält sich jedoch mit den Freuden des Weines wie mit den andern sinnlichen Genüssen. Giebt man sich ihnen zu sehr hin, so verlieren sie ihren schönsten Reiz, und das größte Vergnügen haben diejenigen davon, welche sich hinreichend beherrschten, um sie nur zur Erholung von den ernsten Geschäften des Lebens dann und wann mäßig zu genießen.“ Ausführlich beschäftigt er sich mit den diätetischen und medizinischen Wirkungen des Weins – auf der Grundlage damaliger Erkenntnisse, die allerdings nicht mehr dem heutigen Wissensstand entsprechen. Trotzdem sind seine Ausführungen nicht nur aus medizinhistorischen, sondern auch aus weinkulturellen Perspektiven heute noch von Interesse. Für die Leser, die es genauer wissen wollen, geben wir die Quelle an.

Literatur:
  • Alexander Henderson: The History of Ancient and Modern Wines, 1824. In deutscher Fassung: Geschichte der Weine der alten und neuen Zeiten. Weimar 1833. Hinweis: bei google frei verfügbar.
 
 

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